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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Hakenkreuz. In dem Moment schoss Aaro ein Gedanke in den Kopf, der allem den Boden entzog. Er konnte das Gold auf keinen Fall annehmen. »Was für Gold ist das?«, fragte er. »Wo haben die Nazis das geraubt? Ich will nichts zu tun haben mit …«
    »Beruhige dich. Das hier ist offizielles Gold aus dem Bestand der Deutschen Reichsbank und schon vor dem Krieg angeschafft worden.« Gruber sprach ganz sachlich, wie zu seinesgleichen. Aaro wusste nicht, ob er deswegen stolz sein oder sich schämen sollte.
    »Also sozusagen ›sauberes‹ Gold«, fügte Gruber hinzu und legte den Barren in die Kiste zurück. »Mein Vater Heinrich war bei der Reichsbank angestellt«, sagte er sentimental. »Das hier ist niemandem geraubt worden und es gehört auch niemandem. Es gehörte dem Deutschen Reich, das im Nebel der Geschichte versunken ist. Und zwar verdientermaßen.«
    Aaro leckte sich die trockenen Lippen und versuchte den Blick von dem matt glänzenden Metall zu wenden. Über dem Hakenkreuz der Nazis waren das Adlerwappen und die Inschrift REICHSBANK 1936 in jeden Barren geprägt. »Wie viel ist ein Barren … denn wert?«
    »Der Weltmarktpreis beträgt zurzeit ungefähr siebenhundert Dollar pro Unze. Eine Unze entspricht in etwa einunddreißig Gramm. Aber es heißt, der Goldpreis würde noch auf mehrere Tausend Dollar pro Unze steigen … Wir sollten jetzt aber keine Zeit vergeuden und die Ladung nach draußen schaffen.«
    Aaro führt im Kopf eine schnelle Rechnung durch. Ein Kilo Gold war also ungefähr 22500 Dollar wert. Und fünf Prozent von hundert Kilo waren fünf Kilo. Damit würde Nikos und sein Anteil etwa 112000 Dollar betragen … In Euro wären das immer noch mehr als 75000!
    Wie berauscht betrachteten alle das Gold. Dann sagte Gruber leise, mit glänzenden Augen: »Es gibt bleibende Werte auf der Welt und einer davon ist Edelmetall. Dieser Schatz hier erinnert mich an das Rheingold, das Siegfried den Nibelungenzwergen raubte … Siegfried hatte einen Mantel, der ihn unsichtbar machte, und er war unverwundbar, weil er im Blut des Drachen gebadet hatte. Nach schlimmen Kämpfen gelang es Hagen dennoch, Siegfried zu töten. Der Schatz versank im Rhein, wo er nie gehoben werden konnte.«
    Ziemlich Harry-Potter-mäßig, schoss Aaro durch den Kopf, aber das sagte er lieber nicht. »Das klingt ein bisschen nach dem Raub des Sampo im finnischen Nationalepos«, bemerkte er stattdessen. »Das Sampo war eine Geldmühle, die am Ende in den Fluten versank. Und die Unverwundbarkeit durch Drachenblut erinnert an die Unverwundbarkeit des Achilles, als er ins unsterblich machende Wasser des Styx getaucht wurde. Nur die berühmte Ferse, an der er während der Taufe gehalten wurde, blieb verwundbar.«
    Gruber warf ihm einen Blick zu. Aaro glaubte darin einen Funken von Wertschätzung zu erkennen. Dann aber richtete der Deutsche den Blick wieder auf das Gold. »Vergessen wir die alten Geschichten. Das hier ist gewöhnliches, in Form von Steuern und Geschäftsgewinn entstandenes Vermögen der Reichsbank, umgetauscht in Gold«, sagte Gruber und ächzte, als er einen weiteren Barren aus der Kiste nahm. »Das geht eindeutig aus den Unterlagen meines Vaters hervor.«
    Gruber nahm weitere Barren aus der Holzkiste. Aaro fiel ein, dass es wesentlich praktischer wäre, mit dem Geländewagen in die Höhle zu fahren. Das Auto könnte gerade so durch die Tür passen, wenn man den morschen Rahmen entfernte.
    Der Deutsche hielt inne und sagte geistesabwesend: »Schon die Ägypter schlugen vor viertausend Jahren Münzen aus Gold. In alten Zeiten wurde es in Ungarn, Spanien, Irland, dann in Amerika abgebaut … Gold ist ewig. Denk nur an die goldene Totenmaske des Agamemnon, die die Gesichtszüge des antiken Helden bewahrt, obwohl das Fleisch verwest ist und die Knochen zu Staub zerfallen sind.«
    Gruber schien davon auszugehen, dass Aaro wusste, wer Agamemnon war, was Aaro schmeichelte. Und tatsächlich hatte er über diese Geschichte schon mal etwas gelesen.
    »Auch wenn wir eigentlich nicht wissen, wer der wirkliche Träger jener Totenmaske war. Viele haben in ihm aber den legendären Agamemnon sehen wollen«, fuhr Gruber fort. »Das sagt einiges über uns Menschen. Wir verlangen nach Helden, vergessen aber leicht, dass wir selbst welche werden können.«
    Aaro stellte erstaunt fest, dass unter Grubers harter Schale ein echter Romantiker steckte. Plötzlich fuhr der Deutsche aus seinen Gedanken auf und hievte ungeduldig den nächsten Barren aus der

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