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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Aaro ihm einen Tritt gegen das Knie verpasste.
    Der Deutsche schmunzelte leicht verächtlich und nahm den Deckel von der Truhe.
    Aaro ging näher heran. »Waffen?«, stammelte er und blickte kurz auf Niko, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Knie rieb.
    »Perfekt gefettet, voll gebrauchsfähig«, sagte Gruber und berührte das kalte, glänzende Metall einer alten Maschinenpistole.
    Dann gingen die vier an aufeinandergestapelten Kisten vorbei weiter. Die Lagerhalle wurde größer, die Schatten der Eindringlinge nahmen die Ausmaße von Riesen an. Gruber und Achim gingen voran.
    Aaro und Niko sahen sich an. Sie wussten beide, dass dies vielleicht die letzte Gelegenheit zur Flucht sein würde. Aber jetzt brachte sie nichts mehr dazu umzukehren. Ihnen gehörten fünf Prozent von all dem, was sich in den Tiefen der Höhle befand, und Aaro hatte unbedingt vor, seine Ansprüche durchzusetzen. Er zerbrach sich gar nicht erst den Kopf darüber, was er tun würde, falls Gruber ihren Vertrag plötzlich für nichtig erklären würde. Irgendwie hatte Aaro aber das Gefühl, dem Deutschen trauen zu können.
    Nach einem flachen Anstieg erreichten sie ein morsches Tor aus Eichenholz, das mit Riegeln und Beschlägen verstärkt war. Auf das Tor war ein Pappschild genagelt worden, auf dem kurz und bündig ZUTRITT STRENG VERBOTEN stand. Ein Schlüsselloch gab es nicht, die Tür hatte nur eine Klinke.
    In fast schon religiöser Verzückung griff Gruber nach der Klinke und öffnete die Tür. Aaro spürte, wie ihm schwindlig wurde, wie ihm die Luft auszugehen drohte, er ging kurz in die Hocke und stand dann langsam wieder auf. Niko packte ihn am Arm und zog ihn weiter.
    Hinter der Tür war die Luft noch schwerer als im vorderen Teil der Höhle. Aaro roch Rost, Metall und Brennöl. Trockener Kies knirschte unter seinen Schuhsohlen. Die Lichtstrahlen aus Grubers und Achims bläulichen LED-Lampen schwirrten hin und her. Dann nahm Gruber wieder die große Maglite und ließ ihren massiven Lichtkegel über die Höhlenwände wandern.
    Sie befanden sich in einem Raum, der in den Fels gehauen worden war und etwa fünfzehn Meter lang, zehn Meter breit und vier Meter hoch war. Genau in der Mitte standen zwei schwarze Lastwagen der Marke Opel Blitz, Vorkriegsmodelle, die jemand vor langer Zeit dort hingefahren hatte. Auf den Ladeflächen aus Holz lagen flache Kisten. Beide Fahrzeuge waren von einer feinen silbergrauen Staubschicht überzogen. Die Luft in diesem Teil der Höhle war trocken, nirgendwo sah man Rost.
    Nikos Lippen entwich ein Pfiff der Bewunderung. Er schien auszurechnen, was diese antiken Laster wert waren. Aaro wiederum merkte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, denn wenn die Holzkisten so flach waren, hieß das, dass sie eine unwahrscheinlich schwere Last enthielten, vor allem weil es nicht allzu viele Kisten waren. Und einer der schwersten Stoffe der Welt war Gold, Objekt der Eitelkeit und der Habgier des Menschen – und jetzt schien es auch seinen Kopf durcheinanderzubringen.
    Gruber sprang behände auf die Ladefläche des einen Fahrzeugs, Achim auf die andere. Gold, dachte Aaro. Gold war wirklich schwer, sein spezifisches Gewicht betrug 19,3 Kilo, erinnerte er sich. Er hätte nie gedacht, dass diese Information aus dem Physikunterricht ihm einmal im wirklichen Leben nützlich sein könnte. Die Menge Gold, die in eine Literpackung Milch passte, wog mehr als elf Kilo. Und es war formbares Metall: Ein Gramm Gold konnte man zu einem Draht von über zwei Kilometern ziehen. Es war der Rohstoff, dessen Preis bei einer Wirtschaftskrise immer am höchsten stieg. Es war das Element, auf dessen Wert man vertraute.
    »Hier sind sechs Kisten drauf, jede hat fünfzehn Kilo, macht zusammen neunzig Kilo«, sagte Gruber mit vor Aufregung bebender Stimme.
    Achim rief von der Pritsche des anderen Lasters: »Hier steht eine Kiste mit zehn Kilo. In den anderen fünf liegen Mappen und Altpapier.«
    »Komm her, mein Junge«, rief Gruber und meinte Aaro. Nach wie vor schien der Deutsche am liebsten mit Aaro zu reden. An Niko richtete er so gut wie kein Wort und auch mit seinem Leibwächter sprach er nur das Nötigste. Aaro konnte nicht anders: Er fühlte sich ein bisschen geschmeichelt.
    Er sprang auf die Ladefläche und sah in Grubers triumphierende Augen. Der Mann hatte mit seinem Jagdmesser den Deckel von einer Kiste entfernt und hielt nun einen Goldbarren in der Hand.
    Aaro schluckte. Sein Blick fiel auf die Prägung des Barrens: ein

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