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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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fest. »Du muss etwas für mich tun. Und es bedeutet, dass du meine Interessen über die Interessen der Polizei stellst.«
    »Willst du mich auf die Probe stellen?«, fragte sie erbost.
    »Nein.«
    »Es klingt ernst.«
    »Du ahnst nicht, wie ernst.«
    »Was brauchst du?« Ohne Zögern.
    »Du musst mir etwas bringen.«
    Eine Stunde später war sie da und hielt die Postkarte aus meinem Handschuhfach in der Hand. »Geht's dir gut?«, fragte sie.
    »Ich bin wütend. Übel zugerichtet. Aber vor allem wütend.«
    Sie küsste mich, und als sie sich aufrichtete, lag die Karte auf meinem Bett. Ich betrachtete das blaue Wasser, den weißen Sand. »Woher hast du die?«, fragte sie.
    »Aus Faiths Motel.«
    Sie setzte sich und rückte ihren Stuhl dicht heran. »Sie ist nach Dannys Tod abgestempelt worden. Wer immer sie abgeschickt hat, ist an dem Mord beteiligt. Zumindest hat er den Mörder begünstigt.«
    »Ich weiß.«
    »Bekomme ich sie zurück?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ist das dein Ernst?«
    Ich sah auf die Uhr. »In ein paar Stunden sollten wir es wissen.«
    »Was hast du vor?«
    »Erzähl mir von Grace«, bat ich.
    »Du machst es mir nicht leicht.«
    »Ich kann über das, was ich vorhabe, nicht reden. Ich muss es einfach tun. Es geht nicht um dich, es geht um mich. Kannst du das verstehen?«
    »Okay, Adam. Ich verstehe.«
    »Du wolltest mir von Grace erzählen.«
    »Es war knapp. Noch ein paar Minuten länger, und sie wäre gestorben. Wahrscheinlich war es gut, dass du nicht auf mich gewartet hast.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie kam vom Friedhof zurück und ging ins Haus. Eine halbe Stunde später klopfte jemand an die Tür. Sie öffnete, und Miriam schoss sie nieder. Ohne ein Wort. Drückte einfach ab und sah dann zu, wie Grace sich ins Haus schleppte.«
    »Woher hatte sie die Waffe?«
    »Die war auf Danny Faith registriert. Ein kleiner Erbsenknaller. Wahrscheinlich hatte er sie im Handschuhfach.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Die Kollegen in Charlotte haben seinen Truck auf dem Langzeitparkplatz am Douglas Airport gefunden. Ich hab die Asservatenliste gestern gesehen. Im Handschuhfach war eine Schachtel Patronen, Kaliber .25, aber keine Waffe.«
    »Miriam hat ihn umgebracht«, sagte ich. »Sie hat Dolfs Revolver dazu benutzt und ihn nachher in den Waffenschrank zurückgelegt. Die .25er muss sie gefunden haben, als sie den Truck auf dem Parkplatz abstellte.«
    Ich sah, wie die Rädchen sich drehten. Sie bekam kleine Fältchen an den Augenwinkeln. »Deine Theorie hat eine Menge Löcher, Adam. Du machst da einen großen Sprung. Wie kommst du darauf?«
    Ich erzählte ihr, was Miriam über sich und Danny gesagt hatte. Ich machte eine kurze Pause, und dann erzählte ich ihr den Rest: von Grace, von meiner Mutter. Ich behielt ein neutrales Gesicht, selbst als ich davon sprach, wie lange mein Vater sie betrogen hatte.
    Auch Robin behielt ihre Maske auf und nickte erst, als ich fertig war. »Das stimmt mit der Aussage deines Vaters überein.«
    »Er hat es dir gesagt? Alles?«
    »Er hat es Grantham gesagt. Es fiel ihm nicht leicht, aber er wollte, dass Grantham verstand, warum Miriam ausgerastet ist. Obwohl sie jetzt tot ist, wollte er die Schuld auf sich nehmen.« Sie beugte sich vor. »Es bringt ihn um, Adam. Es frisst ihn auf, als wäre das alles nur seine Schuld.«
    »Es ist seine Schuld.«
    »Ich weiß nicht. Miriams Vater hat sie sitzen lassen, als sie noch sehr klein war. Das ist hart für ein Kind. Als dein Vater erschien, hob sie ihn auf einen ziemlich hohen Sockel. Da kann einer tief fallen.«
    Ich war nicht bereit, ihr zuzustimmen. »Der Mord an Danny ist noch nicht alles«, sagte ich. »Sie war es, die Grace überfallen hat. Sie hat sie blutig geschlagen, weil Danny sie liebte.« Ich schaute weg. »Und weil Grace die Tochter meines Vaters ist.«
    »Das kannst du nicht wissen.«
    »Ich vermute es. Und ich gedenke es zu beweisen.«
    Ich spürte ihren Blick in meinem Gesicht, und ich hatte keine Ahnung, was sie dachte. »Alles okay?«, fragte sie. »Es ist wahr, was Miriam gesagt hat.« Ich schwieg kurz. »Mein Vater hat Grace immer am meisten geliebt.«
    »Du übersiehst, dass daran wenigstens ein Gutes ist.«
    »Nämlich?«
    »Du hast eine Schwester.«
    Etwas Zerbrechliches breitete sich in der Leere meiner Brust aus. Ich schaute aus dem Fenster und sah, wie ein hartes Blau den Morgenhimmel füllte. »Miriam hat Gray Wilson umgebracht«, sagte ich schließlich.
    »Was?« Robin war verblüfft.
    »Sie war in ihn

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