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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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gewohnt?«
    »Sag mir, warum du das wissen willst.« Er klang ernüchtert, und sein Misstrauen wuchs. Also tat ich, was ich tun musste. Ich log.
    »Es ist eine harmlose Frage, George.«
    Eine Minute später legte ich auf, und zwei Minuten lang tat ich gar nichts; ich schloss die Augen und ließ alles über mich hinwegfluten. Die Schmerzen erreichten die nächste Stufe, als die Wirkung der Medikamente nachließ. Ich dachte an die Morphiumpumpe, aber ich ließ die Hand auf dem Bett liegen. Als ich mich dazu imstande fühlte, rief ich das Hotel in Charlotte an. »Den Concierge, bitte.«
    »Moment.« Es klickte zweimal, und dann meldete sich eine Männerstimme. »Concierge.«
    »Ja. Haben Sie Autos, die Sie Ihren Gästen zur Verfügung stellen?«
    »Wir haben einen privaten Limousinen-Service.«
    »Aber verleihen Sie auch Autos an die Gäste? Oder vermieten Sie?«
    »Nein, Sir.«
    »Welcher Autoverleih ist der nächste in Ihrer Nachbarschaft?« Er sagte es mir. Es war eine der großen Firmen.
    »Wir können Sie mit dem Shuttle hinbringen«, sagte er.
    »Können Sie mir die Telefonnummer geben?«
    Die Frau am Telefon der Leihwagenfirma hatte den standardisierten Kundendiensttonfall. Monoton. Unerschütterlich. Wenig hilfsbereit, als ich ihr meine Frage stellte. »Diese Information können wir nicht herausgeben, Sir.«
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben, aber es fiel mir schwer. Ich fragte noch dreimal nach. »Es ist sehr wichtig.«
    »Tut mir leid, Sir. Diese Information können wir nicht herausgeben.« Ich beendete das Telefonat und erwischte Robin auf dem Handy. Sie war auf dem Revier. »Was gibt's, Adam? Alles okay?«
    »Ich brauche eine Information, aber ich kriege sie nicht. Mit der Polizei würden sie reden, glaube ich.«
    »Was für eine Information?«
    Ich sagte ihr, was ich wissen wollte, und gab ihr die Nummer des Autoverleihs. »Die haben Unterlagen. Kreditkartendaten. Irgendwas. Und wenn sie dich abwimmelt, kannst du es ja immer noch bei der Geschäftsleitung versuchen.«
    »Ich weiß, wie man so was macht, Adam.«
    »Stimmt. Sorry.«
    »Kein Grund, dich zu entschuldigen. Ich sage dir Bescheid. Bleib beim Telefon.« Ich lächelte beinahe. »War das ein Witz?«
    »Kopf hoch, Adam. Das Schlimmste ist vorbei.« Aber ich dachte an meinen Vater. »Nein«, sagte ich. »Noch nicht.«
    »Ich melde mich.«
    Ich ließ mich auf das Kissen sinken und beobachtete die große Uhr an der Wand. Es dauerte acht Minuten, und ich wusste in der ersten Sekunde, dass sie bekommen hatte, was ich wollte. Ihre Stimme hatte einen lebhaften Unterton. »Du hattest recht. Miriam hat einen grünen Taurus gemietet. Kennzeichen ZXF-8 39. Auf ihre Kreditkarte. Visa, um genau zu sein. Morgens gemietet, nachmittags wieder abgegeben. Einhundertsiebzehn Meilen auf dem Tacho.«
    »Das ist die Strecke bis zur Farm und zurück.«
    »Fast auf die Meile genau. Ich hab's überprüft.«
    Ich rieb mir die Augen. »Danke.«
    Sie schwieg kurz. »Viel Glück, Adam. Ich komme heute Nachmittag vorbei.« Mit meinem nächsten Anruf musste ich warten, bis die Bürozeiten anfingen. Um neun war es so weit. Die Frau, die sich meldete, war gefährlich vergnügt. »Guten Morgen«, sagte sie. »World Wide Travels. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Ich sagte Hallo und kam geradewegs zur Sache. »Wenn ich von Charlotte nach Denver fliegen wollte«, sagte ich, »könnten Sie mir da einen Zwischenstopp in Florida einschieben?«
    »Wo in Florida ?«
    Ich überlegte.
    »Egal.«
    Ich beobachtete den Uhrzeiger, während sie auf ihrer Tastatur klapperte. Die Antwort kam nach dreiundsiebzig Sekunden.
    Ich schloss die Augen wieder, zittrig und seltsam atemlos. Die Schmerzen in meinem Bein schwollen an, als wollten sie nie wieder aufhören: spitze Dornen, die sich strahlenförmig nach außen bohrten. Ich drückte auf die Klingel. Die Schwester ließ sich Zeit.
    »Wie schlimm wird das noch?«, fragte ich sie.
    Ich war blass und verschwitzt. Sie wusste, was ich meinte, und sie zeigte kein Mitleid. Sie streckte ihren sauber geschrubbten Finger aus. »Die Morphiumpumpe ist da nicht ohne Grund. Drücken Sie auf den Knopf, wenn die Schmerzen zu stark werden. Eine Überdosis ist ausgeschlossen.« Sie wollte sich abwenden. »Ich muss doch nicht Ihr Händchen halten, oder?«
    »Ich will kein Morphium.«
    Sie drehte sich wieder um und zog eine Braue hoch. »Dann wird es noch sehr viel schlimmer werden«, sagte sie gleichgültig. Sie schürzte die Lippen und verließ das Zimmer mit breiten,

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