Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
Vom Netzwerk:
bis zweihundert Hektar, glaube ich. Sie haben das Fünffache dessen geboten, was das Land wert ist, aber er will nicht verkaufen. Die halbe Stadt liebt ihn dafür. Die andere Hälfte hasst ihn. Wenn er dabei bleibt, wird die Stromgesellschaft die ganze Sache abblasen und sich ein anderes Gelände suchen.« Sie zuckte die Achseln. »Die Leute verlieren ihre Jobs. Fabriken werden geschlossen. Das Kraftwerk ist ein Milliarden-Dollar-Projekt. Dein Vater steht im Weg.«
    »Das hört sich an, als wolltest du das Kraftwerk haben.«
    »Ich arbeite für die Stadt. Es ist schwer, den potentiellen Nutzen zu ignorieren.«
    »Und Zebulon Faith?«
    »Der hat zwölf Hektar unten am Fluss. Das ist eine siebenstellige Summe, wenn der Deal klappt. Er wurde ziemlich lautstark. Die Situation ist unangenehm geworden. Die Leute sind wütend, und es geht nicht nur um die Arbeitsplätze und die Steuereinnahmen. Das ist Big Business. Betonfirmen. Hoch- und Tiefbauunternehmen. Da ist eine Menge Geld zu verdienen, und die Leute sind verzweifelt darauf aus. Dein Vater ist ein reicher Mann. Die meisten halten ihn für selbstsüchtig.«
    Ich sah meinen Vater vor mir. »Er wird nicht verkaufen.«
    »Es geht um immer größere Summen. Und der Druck wird wachsen. Eine Menge Leute, die ihm da zusetzen.«
    »Du hast gesagt, die Situation ist unangenehm geworden. Inwiefern?«
    »Das meiste ist harmlos. Leitartikel in der Zeitung. Harte Worte. Aber es hat auch schon Drohungen gegeben und hier und da Vandalismus. Einmal hat nachts jemand ein paar Rinder erschossen. Außengebäude niedergebrannt. Du bist der Erste, der verletzt wurde.«
    »Von den Kühen abgesehen.«
    »Das sind nur Hintergrundgeräusche, Adam. Das alles wird sich bald regeln, so oder so.«
    »Was für Drohungen gab es?«, fragte ich.
    »Nächtliche Anrufe. Ein paar Briefe.«
    »Hast du sie gesehen?«
    Sie nickte. »Ziemlich drastisch.«
    »Könnte Zebulon Faith dahinterstecken?«
    »Er hat zusätzliches Land gekauft und mit Krediten finanziert. Ich glaube, er braucht das Geld relativ dringend.« Sie warf mir einen Blick zu. »Ich habe mich oft gefragt, ob Danny da nicht im Spiel ist. Der Profit würde enorm sein, und er hat nicht gerade eine reine Weste.«
    »Ausgeschlossen«, sagte ich.
    »Siebenstellig. Das ist eine Menge Geld, selbst für Leute, die viel davon haben.« Ich schaute aus dem Fenster. »Und Danny Faith«, fuhr sie fort, »hat kein Geld.«
    »Du irrst dich«, sagte ich.
    Sie musste sich irren.
    »Du hast auch ihn im Stich gelassen, Adam. Fünf Jahre. Kein Wort von dir. Loyalität hat ihre Grenzen, wenn so viel Geld auf dem Tisch liegt.« Sie zögerte. »Die Menschen verändern sich. So schlecht Danny für dich gewesen sein mag, du warst gut für ihn. Ich glaube nicht, dass es ihm besonders toll gegangen ist, nachdem du fort warst. Es gibt ja nur ihn und seinen Alten, und wir beide wissen, wie es da aussieht.«
    »Irgendwas Konkretes?« Ich wollte ihr nicht glauben.
    »Er hat seine Freundin geschlagen und sie durch eine Glasscheibe gestoßen. Hast du ihn so in Erinnerung?«
    Wir schwiegen wieder eine Weile. Ich versuchte das Getöse zu ersticken, das sie in meinem Kopf entfesselt hatte. Was sie über Danny sagte, beunruhigte mich. Die Vorstellung, dass mein Vater Drohungen erhielt, beunruhigte mich noch mehr. Ich hätte hier sein müssen. »Wenn die Stadt gespalten ist, wer steht dann auf der Seite meines Vaters?«
    »Umweltschützer hauptsächlich, und Leute, die keine Veränderungen haben wollen. Ein großer Teil des alten Geldes in der Stadt. Farmer, um deren Land es nicht geht. Denkmalschützer.«
    Ich rieb mir das Gesicht und atmete tief und lange aus.
    »Mach dir keine Sorgen deshalb«, sagte Robin. »Das Leben kann manchmal verfahren sein. Ist nicht dein Problem.« Da irrte sie sich. Es war doch mein.
    Robin Alexander wohnte immer noch in derselben Eigentumswohnung, im ersten Stock eines Hauses aus der Jahrhundertwende, einen Block weit von dem Platz in der Stadtmitte von Salisbury entfernt. Durch das vordere Fenster sah man eine Anwaltskanzlei, und durch das hintere blickte man über einen schmalen Hof auf die vergitterten Fenster einer Waffenhandlung.
    Sie half mir beim Aussteigen.
    Im Haus schaltete sie die Alarmanlage aus, knipste ein paar Lampen an und führte mich in ihr Schlafzimmer. Alles tadellos aufgeräumt. Immer noch dasselbe Bett. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte zehn nach neun.
    »Es kommt mir größer vor«, sagte ich. Sie blieb stehen, und ihre

Weitere Kostenlose Bücher