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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Schulter verdeckt war. Sie war jung, vielleicht zwanzig Jahre alt. Sie hatte helles Haar, und ich konnte genug von ihrem Gesicht sehen, um zu wissen, dass sie schön war.
    An den Augen erkannte ich es zuerst.
    Sarah Yates.
    Mit tadellosen Beinen.
    Ich legte das Foto wieder in die Schublade und ging hinauf zu meinem Vater. Seine Tür war geschlossen, daher klopfte ich. Er antwortete nicht, also drehte ich den Türknauf. Abgeschlossen. Die Tür war drei Meter hoch und sehr solide. Ich klopfte lauter, und die Stimme, die ich hörte, war ohne jede Gefühlsregung. »Geh weg, Adam.«
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte ich.
    »Ich habe genug geredet.«
    »Dad —«
    »Lass mich in Ruhe, Junge.«
    Er sagte nicht »bitte«, aber ich hörte es trotzdem. Etwas peinigte ihn. Ob es Grace war, seine Schulden oder Dolfs tiefer Fall, war eigentlich nicht mehr wichtig. Er war verzweifelt. Ich ließ ihn in Ruhe und wandte mich ab. Den Wagen sah ich kommen, als ich am zweiten Fenster vorbeiging, und wartete in der Zufahrt, als Grantham ausstieg.
    »Sind Sie hier, um mir zu sagen, dass Sie Zebulon Faith gefunden haben?«, fragte ich.
    Grantham legte die Hand auf das Wagendach. Er trug Bluejeans, staubige Cowboystiefel und ein schweißfleckiges Hemd. Sein schütteres Haar wehte im Wind. Die Dienstmarke hing an seinem Gürtel. »Wir suchen ihn noch.«
    »Ich hoffe, Sie suchen gründlich.«
    »Wir suchen.« Er lehnte sich an den Wagen. »Ich habe Ihre Akte durchgesehen. Sie haben im Laufe der Jahre eine Menge Leute verletzt und ein paar ins Krankenhaus gebracht. Irgendwie war mir das entgangen.« Er starrte mich an. »Außerdem habe ich nachgelesen, was mit Ihrer Mutter passiert ist. Einen geliebten Menschen zu verlieren, tja, das kann einen schon verrückt machen. Die ganze Wut — und wohin damit?« Er schwieg kurz. »Irgendeine Vermutung, warum sie es getan hat?«
    »Das geht Sie einen Dreck an.«
    »Bei manchen hört die Trauer niemals auf, und die Wut auch nicht.«
    Ich spürte, wie mein Blut in Wallung geriet und heiß durch meine Adern strömte. Er sah es und lächelte, als habe er etwas herausgefunden. »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er. »Aufrichtig.« Er sah aus, als meinte er es ernst, aber ich wusste, dass ich vorgeführt worden war. Der Detective wollte wissen, wie jähzornig ich war. Jetzt wusste er es.
    »Was wollen Sie, Grantham?«
    »Ich höre, Sie waren heute Morgen im Grundbuchamt. Darf ich fragen, warum?«
    Ich gab keine Antwort. Wenn er wüsste, dass ich seine Theorie zum Motiv überprüfte, würde er auch wissen, woher ich meine Informationen hatte.
    »Mr. Chase?«
    »Ich habe mir Karten angesehen«, sagte ich. »Vielleicht werde ich ein bisschen Land kaufen.«
    »Ich weiß genau, was Sie sich angesehen haben, Mr. Chase, und ich habe darüber bereits mit dem Polizeichef von Salisbury City gesprochen. Seien Sie versichert, dass Robin Alexander von jetzt an keinerlei Zugang zu den Ermittlungen mehr haben wird.«
    »Sie hat mit dem Fall doch schon nichts mehr zu tun«, sagte ich. »Sie ist aus der Reihe getanzt. Ich habe um ihre Suspendierung ersucht.«
    »Sind Sie aus einem bestimmten Grund hier, Detective?«
    Er nahm die Brille ab und massierte seinen Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger. Eine Windbö zog Kanäle durch das hohe Gras auf dem Feld hinter dem Stacheldrahtzaun. Bäume bogen sich, dann ließ der Wind wieder nach. Die Hitze war drückend.
    »Ich bin ein rational denkender Mensch, Mr. Chase. Ich glaube, dass die meisten Dinge ihrer eigenen Logik folgen. Es kommt nur darauf an, herauszufinden, was für eine Logik das ist. Selbst der Wahnsinn hat seine Logik; man muss nur gründlich genug und an den richtigen Stellen hinschauen. Der Sheriff ist zufrieden mit Mr. Shepherd, zufrieden mit seinem Geständnis.«
    Grantham zuckte die Achseln und ließ das Restliche unausgesprochen. Ich beendete es für ihn.
    »Aber Sie sind es nicht.«
    »Der Sheriff mag Sie alle nicht. Ich nehme an, das hat etwas mit dem zu tun, was vor fünf Jahren passiert ist, aber ich weiß es nicht, und es ist mir auch ziemlich egal. Ich weiß nur, dass Mr. Shepherd außerstande war, ein erkennbares Motiv zu präsentieren.«
    »Vielleicht hat er ihn nicht umgebracht«, sagte ich. »Haben Sie mit Dannys Freundin gesprochen? Sie hat ihn wegen Körperverletzung angezeigt. Logisch wäre es, bei ihr zu ermitteln.«
    »Sie vergessen, dass der Mord mit Mr. Shepherds Waffe begangen wurde.«
    »Er schließt sein Haus niemals ab.«
    Er

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