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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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sah mich mit dem unnachsichtigen Blick an, den ich schon kannte. Dann wechselte er das Thema. »Richter Rathburn hat den Sheriff angerufen, gleich nachdem Sie sein Büro verlassen hatten. Er fühlte sich bedroht.«
    »Ach.«
    »Der Sheriff hat mich angerufen.«
    »Sind Sie hier, um mir zu sagen, dass ich mich von dem Richter fernhalten soll?«
    »Haben Sie ihn bedroht?«
    »Nein.«
    »Ist Ihr Vater zu Hause?« Diese Wendung kam plötzlich und machte mich nervös.
    »Er ist nicht zu sprechen«, sagte ich.
    Granthams Blick wanderte über den Truck meines Vaters und hinauf zum Haus. »Was dagegen, wenn ich mich davon selbst überzeuge?« Er ging auf die Haustür zu, und ich sah meinen Vater in seinem gebrochenen, verzweifelten Zustand vor mir; Beschützerdrang kam in mir auf. Gleichzeitig klingelte eine Glocke in meinem Hinterkopf.
    »Ich habe was dagegen«, sagte ich und trat ihm in den Weg. »Das alles war nicht leicht für ihn. Es geht ihm nicht gut. Ein schlechter Zeitpunkt.«
    Grantham blieb stehen und presste die Lippen zusammen. »Sie stehen einander nah, nicht wahr? Ihr Vater und Mr. Shepherd.«
    »Wie Brüder.«
    »Er würde alles für Ihren Vater tun.«
    Jetzt sah ich, worauf es hinauslaufen konnte. Mein Ton wurde eisig. »Mein Vater ist kein Mörder.« Grantham sagte nichts. Seine verwaschenen Augen starrten mich an. »Welches Interesse könnte mein Vater an Danny Faiths Tod haben?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Grantham. »Was glauben Sie?«
    »Nicht das geringste.«
    »Tatsächlich?« Er wartete, aber ich sagte nichts. »Ihr Vater und Zebulon Faith kennen sich schon lange. Seit Jahrzehnten. Beide haben Land da draußen. Beide sind stark, und ich glaube, sie sind auch fähig, Gewalt anzuwenden. Der eine will, dass das Geschäft zustandekommt. Der andere will es nicht. Danny Faith hat für Ihren Vater gearbeitet. Er ist zwischen die Fronten geraten. Strapazierte Nerven, viel Geld auf dem Tisch — da kann alles Mögliche passiert sein.«
    »Sie irren sich.«
    »Ihr Vater besitzt keine Pistolen, aber er hat Zugang zu Mr. Shepherds Haus.« Ich starrte ihn an. »Mr. Shepherd verweigert einen Test mit dem Lügendetektor. Ich finde es merkwürdig, dass er ein Mordgeständnis ablegt und dann einen einfachen Test ablehnt, der seine Aussage stützen könnte. Dadurch bin ich gezwungen, sein Geständnis neu zu bewerten. Mir bleibt nichts anderes übrig, als weitere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.«
    Ich trat an ihn heran. »Mein Vater ist kein Mörder.«
    Grantham schaute zum Himmel und dann hinüber zu den fernen Bäumen. »Mr. Shepherd hat Krebs.« Er sah mich wieder an. »Ist Ihnen das bekannt?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Der Detective ignorierte die Frage. »Ich war zwanzig Jahre lang beim Morddezernat in Charlotte. Gegen Ende gab es dort so viele Morde, dass ich kaum noch mitzählen konnte. Ich hatte Mordakten auf dem Nachttisch, ob Sie's glauben oder nicht. Ist schwer, so viele sinnlose Todesfälle zu verarbeiten. Schwer, dabei das Wesentliche nicht aus dem Auge zu verlieren. Irgendwann habe ich einen Fehler begangen und einen Unschuldigen ins Gefängnis gehen lassen. Drei Tage bevor der wahre Mörder gestand, wurde er beim Hofgang erstochen.« Er schwieg und schaute mich durchdringend an. »Ich bin hierhergekommen, weil Mord in Rowan County immer noch eher ungewöhnlich ist. Ich habe Zeit, mich den Opfern zu widmen. Zeit, alles richtig zu machen.«
    Er spielte mit seiner Brille und beugte sich vor. »Ich nehme diesen Job sehr ernst, und es interessiert mich nicht unbedingt, was mein Boss dazu zu sagen hat.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe erlebt, wie ein Vater die Tat seines Sohnes auf sich nahm, wie ein Ehemann für seine Frau ins Gefängnis ging und umgekehrt. Ich glaube, ich habe noch nicht erlebt, dass ein Freund einem anderen eine Mordanklage abnimmt, aber sicher könnte es auch vorkommen, wenn die Freundschaft stark genug ist.«
    »Das reicht jetzt«, sagte ich.
    »Zumal wenn derjenige, der die Sache auf sich nimmt, demnächst an Krebs sterben wird und nichts mehr zu verlieren hat.«
    »Ich glaube, Sie sollten jetzt gehen.« Er öffnete seine Wagentür. »Noch eine letzte Sache, Mr. Chase.
    Dolf Shepherd wurde heute Morgen wegen Suizidgefahr unter Beobachtung gestellt.«
    »Was?«
    »Er stirbt. Aber ich will nicht, dass er sich umbringt, bevor ich dieser Sache auf den Grund gekommen bin.« Er setzte seine Brille wieder auf. »Sagen Sie Ihrem Vater, ich möchte ihn

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