Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
Vom Netzwerk:
wie ich sie ausschalten kann. Was wir aber nicht vergessen dürfen, ist, daß hinter Kassen die ixanische Regierung steht. Die geringste Unvorsichtigkeit kann Mißerfolg bedeuten.«
    Carruthers in der Rolle des naiven Professor Barstow nickte bedeutungsschwer. Aber er fragte sich, ob »Mißerfolg« nicht eine etwas harmlose Umschreibung für »eine Kugel in den Rücken« war. Es gehörte aber offensichtlich nicht zu Grooms Taktik, seinen neuen Mitarbeiter einzuschüchtern. Unvermutet wechselte er das Thema:
    »Dann verstehen wir uns. Nun, Professor, kommen wir zum Honorar. Ich brauche kaum zu sagen, daß Cator & Bliss nicht knauserig sind. Wie schon erwähnt, haben wir für jede vernünftige Honorarforderung Verständnis. Ich nehme an, daß Sie sich eine gewisse Summe vorgestellt haben?«
    Carruthers zeigte einige Verwirrung.
    »Nun«, begann er unsicher, »ich bin kein Geschäftsmann, Mr. Groom … ich weiß nicht, was ich in so einem Fall …«
    »Vielleicht«, unterbrach ihn der andere sanft, »erlauben Sie mir, Ihnen einen Vorschlag zu machen?«
    Carruthers mimte Erleichterung.
    Groom machte es sich bequem.
    »Wie ich schon erwähnte, Professor, wird jede Arbeit, die Sie in dieser Angelegenheit für Cator & Bliss machen, alleiniges und absolutes Eigentum unserer Firma. Wir erwarten ferner, daß Sie mit uns einen Vertrag abschließen, für die Dauer von sagen wir einmal fünf Jahren. Sie werden verstehen, daß wir uns so gut wie möglich absichern müssen. Ich hoffe, daß Sie das nicht verdrießen wird. Ihre Arbeit für uns wird an dem Tage abgeschlossen sein, an dem unsere Fabriken den Sprengstoff Kassens selber herstellen können.«
    »Das scheint mir vernünftig«, stimmte Carruthers zu.
    »Damit kommen wir zum finanziellen Aspekt der Sache. Hier ist mein Vorschlag: Am Tag, von dem ich gesprochen habe, also wenn wir mit der Kassenschen Bombe in Produktion gegangen sind, erhalten Sie ein Honorar von 50000 Pfund. Zusätzlich« – er machte eine Kunstpause – »erhalten Sie während der fünf Jahre, die Sie bei uns unter Vertrag stehen, 10000 Pfund pro Jahr. Für den Fall, daß Cator & Bliss sich entschließen sollten, anderen Waffenfabriken die Lizenz zur Herstellung der Kassenschen Bombe zu erteilen, erhalten Sie für jede Lizenz weitere 50000 Pfund. Mit anderen Worten: Sie kommen mit Sicherheit auf 100000 Pfund, und es besteht die Möglichkeit, daß Sie beträchtlich höher kommen. Was meinen Sie dazu, Professor?«
    Carruthers sagte einen Augenblick nichts. Er mußte sich beherrschen, um nicht loszubrüllen vor Lachen. Groom hielt ihn also wirklich und wahrhaftig für den Einfaltspinsel von Professor, für den er sich ausgab. 100000 Pfund! – aber nur unter der Bedingung, daß Groom ihm den Weg ebnete, die Arbeit zu tun, und auch dann nur, wenn diese Arbeit Früchte trug. Cator & Bliss konnten bei dem Handel nichts verlieren, Professor Barstow sehr viel, vielleicht sogar sein Leben, höchstwahrscheinlich seine Freiheit. Es gab auch keine Garantie, daß Cator & Bliss sich erkenntlich zeigen würden, wenn er seinen Teil des Vertrages erfüllt hatte. Selbstverständlich würde Groom irgendeinen Vertrag unterschreiben, der aber derart mit »wenn« und »aber« verklausuliert sein würde, daß er das Papier, auf dem er stand, nicht wert war. Zudem würden Cator & Bliss sich natürlich weigern, die Art seiner Arbeit präzise schriftlich festzulegen und einen Vertrag aus der Hand zu geben, der zu einem späteren Zeitpunkt einen Beweis für ihre Geschäftspraktiken liefern könnte.
    Groom musterte ihn kühl. Carruthers setzte ein verwirrtes Lächeln auf.
    »Das ist viel Geld, Mr. Groom.«
    Groom lächelte gönnerhaft.
    »Ich sagte Ihnen ja, Professor, daß Cator & Bliss nicht knickerig sein würden. Ich darf also annehmen, daß Sie unsere Bedingungen akzeptieren?«
    »Aber ja, selbstverständlich.« Und entschuldigend fügte er hinzu: »Ich kann nur hoffen, daß meine Arbeit Ihre Großzügigkeit rechtfertigen wird.«
    Grooms Augen leuchteten einen Moment auf.
    »Dann wäre das also erledigt. Der Zug hat in Basel eine Stunde Aufenthalt. Das wird mir erlauben, in unserem dortigen Büro einen Vertrag aufzusetzen. Unterdessen wollen wir uns noch einen Cognac genehmigen, nicht wahr?«
    »Ich verstehe«, bemerkte Carruthers und kicherte professorenhaft, »eine kleine Feier. Ich glaube, daß ich es mir schon einmal leisten kann, etwas über die Stränge zu schlagen. Seien Sie bedankt!«
    Grooms rundliches Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher