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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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wurde noch jovialer, als er die Schnäpse bestellte. Als sie vor ihm standen, wandte er sich mit gönnerhaftem Lächeln zu Carruthers und hob sein Glas.
    »Ein Toast! Auf den Erfolg unseres …«
    Er sagte den Satz nicht zu Ende. Seine Augen starrten über Carruthers Schulter hinweg und wurden ganz klein. Einen Augenblick lang wurde sein Gesicht zu derselben Maske unverhohlenen Mißtrauens, die Carruthers heute schon einmal an ihm gesehen hatte.
    Zwei Leute hatten den Speisewagen betreten.
    Grooms Augen folgten ihnen, bis sie am Tisch vorbei waren. Sie setzten sich an einen Tisch etwas weiter hinten im Wagen. Carruthers, jeder Sinn hellwach, schaute den beiden nach. Es waren ein Mann und eine Frau. Er spürte ein seltsames Gefühl von Erregung. Als sie Platz nahmen, wußte er, daß er sich nicht getäuscht hatte. Er sah jetzt ihre Gesichter. Es waren der Mann und die Frau aus dem Schiffszug nach Paris.
    Plötzlich hörte er, wie Groom zu ihm sprach.
    »Entschuldigen Sie bitte, Professor«, sagte er, »ich glaubte eben, einen Geist gesehen zu haben.«
    Ein zweites Mal hob er sein Glas.
    »Ein Toast! Auf den Erfolg unseres Unternehmens!«
    Aber die Jovialität war aus seinem Gesicht verschwunden, und seine Stimme klang wenig überzeugend.
     
    Als sie in ihr Abteil zurückkehrten, war Grooms Geschwätzigkeit wie weggeblasen. Er murmelte, daß er noch etwas zu erledigen habe, und verschanzte sich hinter einem voluminösen Bericht, in dem er stur las, und unterbrach sich nur, um Notizen zu machen.
    Carruthers seinerseits war mehr als dankbar für diese Verschnaufpause. Die Rolle des naiven Professors war auf die Dauer sehr anstrengend, und nun hatte er ja auch genug Stoff zum Nachdenken.
    Seine Mitreisenden aus dem Le Havre-Paris-Expreß waren offensichtlich Bekannte von Groom, und ebenso offensichtlich war diese Begegnung eine unangenehme Überraschung für ihn. Standen dieser Mann und diese Frau in irgendeinem Zusammenhang mit Grooms gegenwärtigem Unternehmen? Das war durchaus möglich. Möglicherweise handelte es sich um die Vertreter der Ixanischen Regierung aus England. Doch wenn dem so war, warum hatte dann ihr Anblick Groom so überrascht? Carruthers verfluchte nochmals den treulosen Verrat Durands. Durand hätte sicher mehr gewußt. Durand – da kam ihm plötzlich ein Einfall. Vertreter? Groom hatte nur von einem gesprochen. Die Frau konnte allerdings die Ehefrau des Beamten sein oder seine »Sekretärin«. Dieser Gedanke deprimierte ihn zutiefst. Er sah vor seinem geistigen Auge nochmals das Bild, das sie im Zug Le Havre-Paris geboten hatten. Der Mann, den er allerdings nur flüchtig betrachtet hatte, paßte durchaus zur Vorstellung, die man sich von einem Vertreter der Ixanischen Regierung machte. Gepflegt, rundlich, dunkel, erinnerte er Carruthers an einen armenischen Handlungsreisenden. Aber, so schloß er, es war nicht die Art Mann, die die Liebe einer solchen Frau gewinnen konnte. Auch schien er sie wie eine Vorgesetzte mit Ehrerbietung zu behandeln. Plötzlich fiel ihm ein, daß Groom durch das unerwartete Auftauchen dieser Frau aus der Fassung geraten war. Wer war sie? Groom würde es ihm sicher nicht sagen. Je weniger Professor Barstow wußte, desto besser. Das mußte er also allein herausbekommen.
    Er stand auf, sagte, daß er sich ein wenig die Beine vertreten wolle, ging in den Korridor und schloß die Türe hinter sich. Zuerst galt es, das Abteil der beiden Fremden ausfindig zu machen. Wenn seine Überlegungen stimmten, mußten sie sich auch im rumänischen Kurswagen, der nach Zovgorod ging, befinden.
    Er schlenderte durch den Gang, paßte sich den Bewegungen des Zuges an, damit er ja nicht durch Hast auffiel und Verdacht erregte, und schaute dabei wie zufällig in jedes Abteil und musterte die Insassen. Er war schon fast am Ende des Wagens und bei der Überzeugung angelangt, daß seine Überlegung falsch gewesen sein mußte, als er sie sah. Die beiden waren allein im Abteil. Der Mann döste, die Frau las in einem Buch.
    Carruthers ging bis ans Ende des Wagens, wo er stehen blieb, sich an die Fensterstange lehnte und hinausschaute. Wenn er seinen Kopf nur leicht drehte, konnte er bequem den ganzen Korridor des rumänischen Wagens überblicken. Nur wenige Fuß entfernt war die Tür zum Abteil des Vertreters der Ixanischen Regierung und seiner Begleiterin. Weiter hinten, am Ende des Korridors, befand sich Grooms Abteil.
    Der Zug heulte über einen Viadukt und raste durch eine Schlucht. Carruthers sah

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