Der dunkle Kreuzzug
kümmern.«
Djiwara erwiderte nichts darauf, zog nur eine Augenbraue hoch und beugte sich abermals in seinem Sessel ein Stück weit vor.
»Ich werde Ihnen nichts über das Schicksal oder die Zukunft erzählen«, fuhr Owen fort. »Das ist Sache der Zor. Die wollen jedem einreden, dass sie das alles schon vor Jahren vorhergesehen haben. Meine frühere Vorgesetzte Admiral Laperriere ließ sich dazu überreden, irgendeine Zor-Legende nachzuspielen. Ich weiß nicht, was sie sich von ihr erhofft haben, auf jeden Fall macht sie es auf ihre Art. Sie haben versucht, das Gleiche mit mir zu machen, aber das entpuppte sich als eine fette Lüge. Trotzdem weiß ich, dass ich diese Begabung besitze und sie auch einsetzen will. Und ich weiß, ich will Ihre Hilfe. Ich brauche Ihre Hilfe.«
Djiwara sah sich in seinem Kabinett um, als sei er mit einer Bestandsaufnahme beschäftigt.
»Ihnen ist doch klar, dass die Käfer früher oder später merken
werden, was auf dieser gottverlassenen Station abläuft. Und dann werden sie herkommen und nachforschen.«
»Ich weiß.«
»Sie können sich nicht gegen eine ganze Armee von diesen grässlichen Dingern stellen. Die Imperialen Streitkräfte führen seit sieben Jahren gegen die Krieg, und die haben schon genug Probleme mit ihnen.«
»Das weiß ich auch. Ich habe auch nicht vor, auf sie zu warten. Wenn sie herkommen, sind wir längst weit weg.«
»Und was ist mit den anderen Leuten hier? Werden dann nicht viele Unschuldige getötet werden?«
»Die können bis dahin auch weit weg sein. Oder sie bleiben und werden getötet. Oder versklavt. Sie werden ihre Warnung bekommen, und dann können sie selbst entscheiden.«
»Noch eine Frage: Wieso ich?«
»Allein schaffe ich das nicht. Und wie ich schon sagte, Sie waren der Freund von Captain Abbas. Er starb völlig sinnlos auf einem Planeten fernab des Imperiums. Er wurde benutzt und weggeworfen.«
»Von den Käfern?«
»Nein.« Owen sah Djiwara in die Augen. »Von den Leuten, von denen die Käfer manipuliert werden – einem Feind, den wir nicht richtig wahrnehmen können. Früher oder später werden wir auch mit ihm abrechnen müssen. Bis dahin müssen wir uns aber erst einmal des Feinds erledigen, den wir sehen können. Machen Sie mit oder nicht?«
Djiwara sah auf den Computer an der Tischecke. »Ihre fünf Minuten sind um, Garrett.«
»Machen Sie mit oder nicht?«, wiederholte Owen.
Der Händler zog eine Schublade auf, nahm eine Pistole heraus und legte sie auf den Schreibtisch.
»Ich mache mit«, sagte er.
enGa’e’Li Die Kraft des Wahnsinns
Teil I
1. Kapitel
Das Sol-Imperium hatte eine Position bezogen, die es ihm erlaubte, einen Krieg fortzuführen, der von Menschen ausgetragen wurde, die nie etwas anderes gekannt hatten. Nach einer Generation war sogar ein Zustand erreicht, dass diejenigen, denen noch der Frieden vertraut gewesen war, fast schon vergessen hatten, wie er sich anfühlte.
Autor unbekannt
Der Dunkle Kreuzzug und seine Geschichte
Frühes Fragment, erschienen ca. 2430
Februar 2422
Tamarind-System
Im befremdlichen Halblicht, das im Korridor des Alien-Schiffs herrschte, wandte sich Sergeant Sam Navarro zu seinem Trupp Imperialer Marines um. Da sich im Visier seines Helms ein Farbenwirbel spiegelte, der gut einen Meter entfernt war, ließ sich sein Gesicht kaum erkennen.
»Das ist es«, sagte er. »Alle bereit?«
Rückmeldungen kamen über sein Anzug-Kom. Die Männer und Frauen sahen müde und abgekämpft aus, und das aus gutem Grund: Seit fast vier Stunden hielten sie sich bereits auf dem nur halb fertigen Schwarmschiff auf und bahnten sich langsam ihren Weg hindurch von der Stelle aus, an der ihr Landefahrzeug die Hülle durchdrungen hatte.
Alan Howe, Fühlenden-Spezialist Nr. 9, machte von allen den erschöpftesten Eindruck. Er stand so ruhig da, wie er nur konnte, und Navarro vermutete, dass er alle Mühe hatte, die Stimmen auszublenden,
die zweifellos die ganze Zeit über auf ihn eindrangen, während sie weiter vorrückten.
»Colonel Howe?«
»Bin noch hier, Sam.« Die Stimme kam nur leise über das Kom. »Es will zwar, dass ich ganz allein die Tür einrenne, aber … es geht mir gut.«
»Wir machen das genau nach Plan, Sir«, entgegnete Navarro. »Sie erledigen Ihren Teil, wir kümmern uns um unseren.«
»Hört sich gut an.«
»Becker und Czernowski sind in Position.« Navarro hielt einen Handschuh an sein rechtes Ohr, als wolle er damit andeuten, dass er mit ihnen in Kom-Kontakt
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