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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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verfügte über e’gyu’e , die mächtig genug waren, um das zu bewerkstelligen, doch es war unwahrscheinlich, dass die auf sie angesetzt worden waren.
    Jedenfalls bis jetzt noch nicht.
    Die Winde der Schmach peitschten die Eiswand, und ihre eisigen Finger versuchten, Ch’en’ya von ihrem Platz hoch über dem Tal der Hssa und weit unterhalb der Feste zu reißen. Doch sie klammerte sich fest und blickte über die Ebene des endlosen Kriegs und weiter nach oben, wo die Wolken aus Rauch und Nebel sich erstaunlicherweise geteilt hatten, um den Blick auf einen mit Sternen übersäten Himmel freizugeben.
    Das allein hätte sie eigentlich in Verwunderung versetzen müssen. Selbst wahre Helden, die an diesem schrecklichen Ort den Blick heben konnten, sahen hier niemals die Sterne. Doch da war noch etwas anderes, das ihre Aufmerksamkeit viel stärker anzog. Ein schroff gezackter Riss, in dem Sterne zu sehen waren, die unbekannte Konstellationen aufwiesen. Es war, als hätte man einen
Vorhang zur Seite gezogen, um den Blick auf etwas Andersartiges freizugeben.
    Was bedeutet das?, fragte sie sich im Traum. Was sehe ich da?
    Es schien unendlich weit entfernt und zugleich gefährlich nahe – fast in Reichweite einer Kralle. Vorsichtig, zögernd hob sie eine Klaue und streckte sie in Richtung des Risses aus.
    Der eisige Wind riss sie von der Stiege. Sie fiel talwärts, drehte sich um die eigene Achse, unfähig, ihren Flug unter Kontrolle zu bringen. Der Grund raste ihr entgegen …
    Als sie aufwachte, hatte sie die Schultern hochgezogen und die Flügel im Mantel der Wachsamkeit um sich gelegt. Auf einem Tisch neben ihrer Schlafstange gab der Computer ein leises Signal von sich.
    Sie schauderte, während sie versuchte, die Wirkung des Traums abzuschütteln, gleichzeitig aber einen Eindruck davon zu bewahren, um sich damit später eingehender zu befassen. Sie hatte diesen Traum schon früher erlebt, aber nicht mehr seit der Ankunft im Crozier-System.
    Sie griff nach dem Computer und bewegte eine Kralle dicht über die Oberfläche. »Annehmen, nur Audio«, sagte sie und stellte ihn zurück auf den Tisch.
    » se Ch’en’ya.«
    » se Owen.« Sie sah auf ihre Uhr. »Etwas früh, um meine Meditation zu stören, nicht wahr?«
    »Ich bitte achttausendmal um Entschuldigung.« Zwar vermutete sie, dass Owen Garrett das nicht so meinte, doch sie ging darüber hinweg. »Der vollständige Bericht von JANISSARY ist eingetroffen. Ich soll Ihnen für Ihre Arbeit ein ›gut gemacht‹ ausrichten.«
    »Ah. Von wem kommt das Lob?«
    »Von ganz oben.«
    »Von ganz oben?« Überrascht veränderte sie ihre Flügelhaltung und korrigierte sie hastig, doch dann fiel ihr ein, dass die Unterhaltung nur per Audio stattfand und die Stellung ihrer Flügel nicht wichtig war. »Heißt das …«

    »Nein, nein, er ist noch in Haft. Er hat eine Reihe codierter Nachrichten hinterlassen, damit sie mit dem kompletten Kom-Strahl der Epaminondas von JANISSARY aus gesendet werden konnten – je nach Erfolg der Operation.«
    »Ich verstehe. Gibt es … noch weitere Anmerkungen?«
    »Nur den Hinweis, dass die Operation sehr zu seiner Zufriedenheit und dem Zeitplan entsprechend verläuft. Ich nehme an, es gab keine Änderung Ihrer … Wahrnehmung, oder?«
    »Wollte er das wissen?«
    »Nein, ich will das wissen.«
    Geht dich nichts an, dachte sie. Das sagt ihr Menschen doch so gern. »Keine Änderung«, antwortete sie. »Und auf Ihrer Seite?«
    »Djiwara ist besorgt.«
    »Pah«, sagte sie. »Worüber macht sich der alte artha denn jetzt Sorgen?«
    »Ich werde Ihre freundlichen Worte an ihn weiterleiten«, erwiderte Owen.
    Sie glaubte, einen amüsierten Tonfall in seiner Stimme zu hören, war sich aber nicht ganz sicher.
    »Er macht sich Sorgen, weil unser Führer in ihren Händen ist.«
    » se Michael irrt sich«, sagte Ch’en’ya. »Er muss sich nicht sorgen. Ganz gleich, wer der Gefangene und wer der Wärter ist … in Wahrheit befinden sie sich in seinen Händen.«

Oberon-System
    Die beiden Flotten trafen sich im Oberon-System drei Tage nach JANISSARY. Admiral MacEwan hatte GORGON, HECATE und ISIDORO neutralisiert. Ihr Kommando erreichte das System, nachdem Admiral Andersons Flotte bereits an der Basis angedockt hatte.
    Andersons Flaggschiff befand sich an der Auftankstation beim inneren Gasriesen. Seine Gig brachte ihn und seine Offiziere zur
Oberon-Sternbasis, während die Emperor Ian in Isolation zurückblieb und sich kein anderes Schiff ihr näherte.
     
    Als

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