Der dunkle Kreuzzug
Ehrlichkeit ich vertrauen kann: Alan Howe. Ich glaube, Sie kennen ihn.«
»Er war zu Beginn des Krieges auf der Duc d’Enghien .«
»Ich weiß.« Anderson sah ebenfalls weg und überwand zum Teil seine Verärgerung. »Alan sagte mir, dass er etwas fühlte …
›irgendetwas‹, als dieser Clown von der Epaminondas an Bord der Emperor Ian kam. Er kann den Kerl nicht ausstehen, und er vertraut ihm nicht.«
»Er hat Angst vor ihm.«
»Ja, das könnte sein.«
»Aber wissen Sie was?«, fuhr Barbara fort. »Wenn er vor ihm Angst hat, sollten wir ihn vielleicht auch fürchten.«
»Er sitzt in einer Zelle«, beschwichtigte Anderson. »Und mit einem einzigen Kom-Signal kann ich ihn ins All stoßen lassen.«
»Klingt nach einer guten Drohung, um ihn zum Reden zu bringen«, meinte sie. »Vielleicht sagt er uns, was uns erwartet, wenn Sie auf diese Tatsache hinweisen.«
»Wie kommen Sie darauf, dass er die Wahrheit sagen wird, selbst wenn ich ihm eine Waffe an den Kopf halten würde?«
»Sie können Alan …«, begann sie, ließ den Satz aber unvollendet und sah Anderson an. »Oh, ich verstehe. Er wird es Ihnen nicht sagen können.«
»Es könnte eine Frage der Vertraulichkeit sein. Wenigstens zu einem Teil … so ist das beim Umgang mit Fühlenden. Aber wenn sich Alan nicht ganz sicher ist, kann ich mich auf seinen Bericht nicht verlassen.«
»Ich finde, einen Versuch ist es dennoch wert.«
Erich Anderson rieb sich das Kinn und sah sie an. »Ich weiß Ihre Meinung zu schätzen, Barbara.«
»Und?«
»Ich werde Sie wissen lassen, wie ich mich entschieden habe. Danke, Admiral.«
Barbara wollte noch etwas sagen, doch dann wurde ihr klar, dass sie entlassen war. Obwohl sie kein Captain war, dem man soeben sein erstes Schiff zugeteilt hatte, sondern der zweithöchste aktive Offizier im Dienste Seiner Majestät, konnte Anderson sie immer noch wegtreten lassen, wenn er das wollte.
»Sehr gut, Sir«, erwiderte sie, salutierte und machte dann auf dem Absatz kehrt. Sie verließ den Raum und hoffte, dass das
Lüftungssystem gut arbeitete, damit niemand merkte, wie sehr sie vor Wut kochte.
New-Chicago-System
Jackie wollte nach dem Besuch bei Byar HeShri ursprünglich nach Zor’a zurückreisen, doch zwei Dinge hielten sie von ihrem Plan ab.
Zunächst erfuhr sie auf New Chicago von den Ereignissen bei JANISSARY. Am Morgen wurde für sie eine sichere Kom-Leitung geschaltet, nur wenige Standardstunden vor dem Start der Pride of E’rene’e, die zu den Innersten Welten fliegen sollte. Alles war für sie da – Alan Howes Bericht, ein Video von der Vernichtung der Vuhl-Ziele sowie von der Beinahe-Zerstörung der Epaminondas , außerdem Fotos der Gefangenen, darunter eines des Propheten selbst. Wie es schien, war aus heiterem Himmel der bislang flüchtige Anführer von Admiral Anderson gefasst worden, und das am Vorabend des imperialen Angriffs auf das KEYSTONE-System.
Zweitens wurde sie auf eine Anzeige des Flugleitcomputers von New Chicago aufmerksam. Für den nächsten Tag war die Ankunft eines ihr bekannten Schiffs angekündigt, der Fair Damsel , die vor langer Zeit von der Navy Seiner Majestät außer Dienst gestellt worden war. Ihr nächstes Flugziel wurde mit Oberon und den jenseits davon gelegenen Regionen angegeben. Die Damsel hatte bei Beginn des Kriegs zu einem Flottengeschwader gehört, aber schon bald war die nächste Generation Kriegsschiffe fertiggestellt, die alle den Platz dieses alten Kahns einnehmen wollten. Selbst im Krieg ging der Handel unverändert weiter. Dan McReynolds hatte den aktiven Dienst auf dem Schiff beendet, als er 2399 Jackies Cousine Kristen heiratete, doch ihm gehörten immer noch zwei von fünf Anteilen daran. Pyotr Ngo war jetzt der Captain, Ray Li sein Stellvertreter, und zwei der sechs Kinder von Dan und Kristen arbeiteten ebenfalls an Bord des Schiffs.
Hätte Jackie ihn gefragt, wäre Byars Antwort gewesen, dass es keine Zufälle gibt. Sie beriet sich nicht erst mit dem Meister des Sanktuariums, sondern stornierte ihre Passage auf der Pride of E’rene’e und machte sich dann auf den Weg zur Orbitalstation, um ihren Neffen und ihre Nichte zu begrüßen.
Die Fair Damsel war bevorzugt behandelt worden und bekam beste Anlegeplätze, als sie noch den neuen Gyaryu’har des Hohen Nests befördert hatte. Zwar war der Gyaryu’har nicht mehr neu in seinem Amt und reiste auch nicht vorwiegend an Bord des Schiffs. Dennoch kannten sich die Offiziere in allen Handelsstationen des
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