Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
passiert? Wir waren ja schon total weggetreten, wir alle drei.
    Und das nicht zum erstenmal, dachte er. Nicht einmal heute.
    »Dir solltet eure Bude nicht so offenlassen«, sagte 178
    Donna. »Man könnte euch das ganze Haus leerräumen,
    und ihr wärt selber schuld daran. Sogar die gigantischen kapitalistischen Versicherungsgesellschaften sagen, daß sie nichts zahlen, wenn man eine Tür oder ein Fenster offenläßt. Das ist eigentlich der Hauptgrund, warum ich reingekommen bin, als ich den Zettel gesehen habe. Ich dachte mir, es wäre schon jemand hier, wenn das Haus nicht abgeschlossen ist.«
    »Wie lange bist du schon hier?« fragte Arctor sie.
    Vielleicht hatte ihre Anwesenheit die Verwanzung ver-hindert; vielleicht nicht. Wahrscheinlich nicht.
    Donna warf einen Blick auf ihre elektrische Timex-
    Armbanduhr, die Arctor für zwanzig Dollars gekauft und ihr geschenkt hatte. »Ungefähr seit 38 Minuten. Hey.«
    Ihr Gesicht hellte sich auf. »Bob, ich hab’ das Buch über Wölfe mitgebracht – hast du Lust, dir’s jetzt mal anzuschauen? ‘ne echte Schaffe, das Buch, wenn du auf so was stehst.«
    »Das ganze Leben«, sagte Barris wie im Selbstge-
    spräch, »ist nur eine einzige große Schaffe und sonst gar nichts; es gibt nur diesen einen Trip, und der schafft dich wirklich. Eine Schaffe, die am Ende jeden und alles ins Grab bringt.«
    »Sag mal, hab’ ich wirklich gehört, daß du das Haus verkaufen willst?« fragte Donna Arctor. »Oder hab’ ich
    … hab’ ich das alles bloß geträumt? Ich könnte es nicht mit Bestimmtheit sagen; was ich gehört hab’, klang alles so weggetreten und verrückt.«
    »Wir sind alle am Träumen«, sagte Arctor. Wenn ein
    Süchtiger der einzige in seiner Umgebung ist, der nicht 179
    weiß, daß er süchtig ist, dann wird vielleicht gerade der, der nicht weiß, ob ein Mann meint, was er sagt, dieser Mann selbst sein, überlegte er. Er fragte sich, wie viel von dem Geschwafel, das Donna mitbekommen hatte, er ernst gemeint hatte. Und er fragte sich, wieviel von dem heute zutage getretenen Wahnsinn – seinem heute zutage getretenen Wahnsinn – echt und wieviel sozusagen indu-ziert gewesen war – eine Art Kontakt-Irresein, das sich aus der Situation heraus ergeben hatte. Donna war stets für ihn ein Dreh- und Angelpunkt der Wirklichkeit; für sie war die Frage, die sie ihm gestellt hatte, grundsätzlich und naheliegend. Und er sehnte sich von ganzem Herzen danach, ihr eine Antwort darauf geben zu können.
    Aber er konnte es nicht.
    180

VII
    Am nächsten Tag erschien Fred in seinem Jedermann-
    Anzug, um sich über die Verwanzungsinstallation zu informieren.
    »Die Aufnahmen der sechs Holo-Kameras, die nun in-
    nerhalb des Anwesens arbeiten – wir meinen, daß sechs vorerst genügen dürfen –, werden in ein Kontroll-Zentrum abgestrahlt, das sich in einem Apartment im gleichen Häuserkomplex befindet wie Arctors Haus, nur ein kleines Stück die Straße hinunter«, erläuterte Hank und breitete einen Grundriß von Bob Arctors Haus auf einem Metalltisch aus, der zwischen ihnen stand? Als Fred den Grundriß sah, begann er zu frösteln, aber nicht sehr stark. Er nahm den Plan an sich und studierte die Stellen, an denen die Kameras in den verschiedenen
    Räumen installiert worden waren, gleichmäßig da und dort verteilt, so daß jeder Winkel permanent optisch und akustisch überwacht werden konnte. »Also sehe ich die Bänder in dem Apartment durch, von dem Sie sprachen«, sagte Fred.
    »Wir benutzten dieses Apartment als Kontroll-Zen-
    trum für ungefähr acht – oder, besser gesagt, jetzt neun –
    Häuser oder Apartments, die wir in diesem speziellen Komplex unter Überwachung halten.
    Sie werden also öfters anderen Agenten begegnen, die an den Monitoren ihre eigenen Bänder abspielen. Tragen Sie also immer Ihren Anzug. «
    »Es wird sich nicht vermeiden lassen, daß man mich
    181
    sieht, wenn ich in das Apartment gehe. Es liegt zu nahe bei Arctors Haus.«
    »Kann schon sein, aber der Komplex ist riesig – Hunderte von Wohneinheiten. Und außerdem war das das
    einzige Apartment, das die richtigen Voraussetzungen für die notwendigen elektronischen Installationen bot. Wir werden uns damit behelfen müssen, wenigstens so lange, bis wir mit Hilfe eines Räumungsbefehls ein anderes Apartment in einem weiter entfernten Komplex bekommen können. Wir haben uns schon dahintergeklemmt … zwei Blocks weiter weg, wo Sie weniger Verdacht erregen
    werden. Ich schätze, in einer Woche

Weitere Kostenlose Bücher