Der dunkle Schirm
oder so ist die Sache über die Bühne. Wenn sich bloß holografische Bilder mit hinreichend guter Auflösung durch Mikro-Relais-Kabel oder durch die Kabelfernsehleitungen älteren Typs schik-ken ließen, dann –«
»Ich werde einfach einen Vorwand erfinden, falls Arctor oder Luckman oder ein anderer dieser Freaks mich dabei beobachten, wie ich das Haus betrete. Zum Beispiel könnte ich ihnen erzählen, daß da so eine Nutte wohnt, die ich manchmal durchbumse.« In Wirklichkeit komplizierte die Lage des Apartments die Dinge gar
nicht so sehr; tatsächlich ersparte sie ihm ja sogar lange Anfahrzeiten, für die er nicht bezahlt wurde – ein wichtiger Faktor.
Er konnte leicht mal eben zwischendurch ins Kontroll-Zentrum rüberschlendern, sich die Bänder durchsehen, entscheiden, was für seine Berichte wichtig war und was abgelegt werden konnte, und dann rasch zurückgehen –
Zu meinem eigenen Haus, dachte er. Arctors Haus. In 182
dem Haus oben an der Straße bin ich Bob Arctor, der verdächtige Rauschgiftsüchtige, der ohne sein Wissen ununterbrochen überwacht wird; und dann, alle paar Ta-ge, finde ich einen Vorwand, um mich die Straße hinunter und ins Kontroll-Zentrum zu schleichen, wo ich Fred bin, der Kilometer um Kilometer Bänder abspielen läßt, um zu sehen, was ich getan habe. Diese ganze Angelegenheit, dachte er, ist irgendwie bedrückend. Aber zugleich werde ich dadurch wertvolle persönliche Informationen erhalten – und ich werde mich besser schützen können.
Vielleicht werde ich dank der Holo-Kameras schon
innerhalb der ersten Woche erfahren, wer mich eigentlich jagt.
Bei diesem Gedanken ließ seine Anspannung sofort
nach.
»Fein«, sagte er zu Hank.
»Aus dem Plan können Sie genau ersehen, wo die Ho-
los installiert sind. Falls sie gewartet werden müssen, können Sie das möglicherweise selbst machen, während Sie sich in Arctors Haus aufhalten und gerade niemand in der Nähe ist. Sie haben doch normalerweise Zutritt zu seinem Haus, oder nicht?
So eine Scheiße! dachte Fred. Wenn ich das tue, dann ist ganz klar, daß ich auch mit auf den Bildern bin. Leite ich die Holos dann an Hank weiter, so weiß er mit absoluter Sicherheit, daß ich eine der Personen sein muß, die darauf zu sehen sind, und das schränkt die Zahl der Möglichkeiten deutlich ein.
Bisher hatte er es geschickt verstanden, Hank darüber 183
im unklaren zu lassen, wie er das in Erfahrung brachte, was es über die Verdächtigen auf seiner Liste in Erfahrung zu bringen gab; nur er selbst, Fred, war der Schirm, auf dem die Informationen erschienen. Aber von jetzt an gab es dafür noch andere Apparate: Holo-Kameras und Mikrophone, die im Gegensatz zu seinen mündlichen
Berichten nicht automatisch all die Hinweise ausfilterten, die zur Aufdeckung seiner Identität führen mochten.
Ganz deutlich würde da Robert Arctor zu erkennen sein, der an den Holos herumbastelte, wenn sie nicht richtig funktionierten; sein Gesicht würde den Bildschirm vollständig ausfüllen. Aber andererseits würde ja er der erste sein, der die Speicherbänder abspielte; er konnte immer noch selektiv Informationen ausfiltern – zum Beispiel, indem er Teile der holografischen Aufzeichnungen einfach löschte. Nur würde das Zeit und Sorgfalt beanspru-chen.
Aber was sollte er eigentlich löschen? Arctor vielleicht
– und das vollständig? Aber Arctor war doch gerade der Verdächtige. Und war es nicht eine glänzende Bestätigung dieses Verdachtes, wenn Arctor an den Holos herumbastelte?
»Ich werde mich selbst elektronisch von den Bildern löschen«, sagte er. »Damit Sie mich nicht sehen. Eine reine Routinemaßnahme zu meinem eigenen Schutz. «
»Natürlich. Haben Sie vorher noch nie mit solchen
Überwachungssystemen gearbeitet?« Hank griff nach ein paar Bildern und zeigte sie ihm. »Zum elektronischen Edieren holografischer Aufzeichnungen benützen Sie
einen solchen Totalauslöscher – damit können Sie jeden 184
Abschnitt der Bänder löschen, auf dem Sie in Ihrer Identität erscheinen. Das betrifft in erster Linie die Holos; für die Tonaufzeichnungen gibt es keine feststehenden
Richtlinien. Sie werden allerdings wohl kaum besondere Schwierigkeiten haben. Wir nehmen es als gesicherte Tatsache an, daß Sie eine der Personen aus Arctors
Freundeskreis sind, die sein Haus regelmäßig besuchen –
Sie sind entweder Jim Barris oder Ernie Luckman oder Charles Freck oder Donna Hawthorne –«
»Donna?« Er lachte. Oder besser gesagt:
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