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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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aber geräumiges Haus von den Behörden ge-
    nutzt werden, wenn man Arctor erst mal weggekarrt hatte? Nun, höchstwahrscheinlich würde man daraus ein
    noch größeres Kontroll-Zentrum machen, wo sich noch mehr einlaufende Informationen sichten und verarbeiten ließen …
    »Arctors Haus würde Ihnen gefallen«, sagte er laut.
    »Es ist total heruntergekommen, eine richtige schmutzige Doper-Bude halt, aber es ist groß. Ein schöner Hof. Eine Menge Büsche und Stauden.«
    »Das hat die Installationsmannschaft in ihrem Bericht auch erwähnt. Das Haus böte wirklich einige ausgezeich-nete Verwendungsmöglichkeiten. «
    »Sie … was? Sie haben berichtet, es ›böte einige aus-gezeichnete Verwendungsmöglichkeiten‹ ja?« Er hatte das Gefühl, gleich wahnsinnig zu werden, als er hörte, wie die schnarrende Stimme des Jedermann-Anzugs
    selbst diesen Worten jeden Klang und alle Emotionen raubte. Seine Wut steigerte sich immer mehr. »Zum Beispiel?«
    »Nun, eine Verwendungsmöglichkeit liegt doch auf
    der Hand: Vom Wohnzimmer aus blickt man direkt auf
    eine vielbefahrene Kreuzung, so daß sich vorbeifahrende Wagen und deren Nummernschilder bequem fotografie-ren ließen …« Hank las wieder einmal in einem der un-188
    zähligen Berichte, die er vor sich liegen hatte. »Aber der Leiter der Crew, Burt – komisch, aber ich kann mich nie an sein Gesicht erinnern – Burt also vertritt hier die Auffassung, daß das Haus so übel heruntergekommen sei, daß es sich nicht lohnen würde, es zu übernehmen. Zu hohe Kosten.«
    »In welcher Hinsicht? In welcher Weise herunterge-
    kommen?«
    »Das Dach.«
    »Das Dach ist perfekt.«
    »Sowohl der Innen- als auch der Außenanstrich. Der
    Zustand der Böden. Die Küchenschränke –«
    »Quatsch mit Soße«, sagte Fred, oder jedenfalls
    summte der Anzug das. »Okay, Arctor hat vielleicht
    nichts dagegen unternommen, daß sich das Geschirr und der Müll nur so stapeln, und Staub gewischt hat er auch nicht, aber schließlich leben da je auch drei Macker ohne Puppen! Seine Frau hat ihn verlassen; normalerweise kümmern sich doch die Frauen um den ganzen Kram.
    Wenn Donna Hawthorne eingezogen wäre – und Arctor
    hat sie darum gebeten, ja, er hat sie deswegen richtig an-gebettelt –, dann hätte sie das Haus bestimmt in Ordnung gehalten. Auf jeden Fall könnte ein professioneller Reinigungs-Service das ganze Haus in einem halben Tag
    wieder in Topzustand bringen, jedenfalls soweit’s ums Saubermachen geht. Was das Dach betrifft, da ärgere ich mich wirklich drüber, weil –«
    »Dann empfehlen Sie also offiziell, daß wir das Haus erwerben, nachdem Arctor festgenommen worden ist und sein Besitzanspruch erloschen ist?«
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    Fred, der Anzug, starrte ihn an.
    »Nun?« sagte Hank unbeteiligt. Sein Kugelschreiber
    schwebte schon über dem entsprechenden Formular.
    »Ich hab’ dazu überhaupt keine Meinung. Mir ist das alles ganz egal.« Fred erhob sich von seinem Stuhl, um zu gehen.
    »Sie werden noch nicht gehen«, sagte Hank und be-
    deutete ihm, wieder Platz zu nehmen. Er fischte ein Blatt zwischen den Unterlagen auf seinem Schreibtisch hervor.
    »Ich habe hier ein Memorandum –«
    »Sie haben immer Memoranden«, sagte Fred. »Für je-
    dermann.«
    »In diesem Memorandum«, sagte Hank, »werde ich
    angewiesen, Sie hinüber nach Zimmer 203 zu schicken, bevor Sie heute das Haus verlassen.«
    »Wenn es wegen der Anti-Drogen-Ansprache sein
    sollte, die ich im Lions-Qub gehalten habe … dafür hat man mich schon zusammengeschissen.«
    »Nein, darum geht es diesmal nicht.« Hank warf ihm
    den zerknüllten Zettel zu. »Diesmal ist es was anderes.
    Ich bin für heute mit Ihnen fertig – warum setzen Sie sich also nicht in Bewegung, traben schnurstracks da hinüber und bringen es hinter sich?«

    *

    Zimmer 203 erwies sich als vollständig weißer Raum mit stählernen Beleuchtungskörpern, stählernen Sesseln und einem stählernen Schreibtisch, die alle festgeschraubt waren – ein Raum wie in einem Krankenhaus, blitzblank 190
    und steril und kalt; grelles Licht stach Fred in die Augen.
    Eine Personenwaage an der rechten Seite des Raumes, an der ein Schild mit der Aufschrift NACHJUSTIERUNG
    NUR DURCH ANGEHÖRIGE DES TECHNISCHEN
    PERSONALS prangte, verstärkte den Krankenhausein-
    druck noch. Als er eintrat, blickten ihm zwei Polizeibeamte in voller Uniform entgegen; besondere Ärmelstreifen wiesen sie allerdings als medizinische Assistenten im polizeiärztlichen Stab des Sheriff-Büros von

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