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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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drücke, oder halte ihn fest und stirb. Das Ende des Jungen.
    Er zog heftig am Arm des Jungen und schoß dem Mutanten in den Bauch. Einen erstarrten Augenblick lang wurde sein Griff noch fester, und Jake glitt wieder über den Rand. Dann lösten sich die toten Schlammhände, und der Langsame Mutant fiel hinter der langsamer werdenden Draisine zwischen die Schienen, grinste aber immer noch.
    »Ich dachte, du würdest mich zurücklassen«, schluchzte der Junge. »Ich dachte… ich dachte…«
    »Halt dich an meinem Gürtel fest«, sagte der Revolvermann. »Halt dich so fest du kannst.«
    Eine Hand schob sich unter seinen Gürtel und verhakte sich dort; der Junge atmete mit gewaltigen, konvulsivischen und stummen Zügen.
    Der Revolvermann fing wieder gleichmäßig an zu drücken, und die Draisine beschleunigte. Die Langsamen Mutanten fielen einen Schritt zurück und sahen ihnen mit Gesichtern nach, die kaum menschlich waren (oder auf erbarmenswerte Weise doch), Gesichtern, die die schwache Phosphoreszenz erzeugten, die den unheimlichen Tiefseefischen eigen ist, die unter einem unglaublichen schwarzen Druck leben, Gesichter, deren sinnenlose Rundungen weder Zorn noch Haß ausdrückten, sondern lediglich etwas, das wie ein halbbewußtes, idiotisches Bedauern wirkte.
    »Es werden weniger«, sagte der Revolvermann. Die angespannten Muskeln seines Unterleibs und seiner Geschlechtsorgane entspannten sich um den leisesten Hauch. »Sie…«
    Die Langsamen Mutanten hatten Steine auf den Schienen aufgeschichtet. Der Weg war versperrt. Es war eine hastige, armselig ausgeführte Arbeit, möglicherweise lediglich die Arbeit einer Minute, aber sie wurden aufgehalten. Und jemand würde hinuntersteigen und den Weg freiräumen müssen. Der Junge stöhnte und drängte sich bibbernd dichter an den Revolvermann. Der Revolvermann ließ den Griff los, und die Draisine fuhr lautlos bis zu den Steinen, wo sie ruckartig zum Stillstand kam. Die Langsamen Mutanten kamen wieder näher, sie bewegten sich beiläufig, beinahe so, als wären sie traumverloren in der Dunkelheit vorbeigekommen und hätten jemanden gefunden, den sie nach dem Weg fragen konnten. Eine öffentliche Versammlung von Verdammten unter dem urzeitlichen Felsengebirge.
    »Werden sie uns erwischen?« fragte der Junge ruhig.
    »Nein. Sei einen Augenblick still.«
    Er betrachtete die Steine. Die Mutanten waren natürlich schwach und außerstande gewesen, große Felsbrocken herbeizuschleppen, um ihnen den Weg zu versperren. Nur kleine Steine. Gerade ausreichend, sie aufzuhalten, so daß jemand absteigen und sie wegräumen mußte.
    »Steig ab«, sagte der Revolvermann. »Du mußt sie entfernen. Ich gebe dir Deckung.«
    »Nein«, flüsterte der Junge. »Bitte.«
    »Ich kann dir keine Pistole geben, und ich kann nicht die Steine wegräumen und gleichzeitig schießen. Du mußt absteigen.«
    Jake verdrehte gräßlich die Augen, einen Moment erschauerte sein Körper in Einklang mit dem wirren Lauf seiner Gedanken, dann glitt er an der Seite hinab und fing an, wie von Sinnen Steine nach rechts und links zu werfen, ohne sich umzusehen.
    Der Revolvermann zog und wartete.
    Zwei von ihnen, die mehr schlurften als gingen, griffen mit Armen wie Teig nach dem Jungen. Die Pistolen führten ihre Arbeit aus, durchstachen das Dunkel mit weiß-roten Lanzen aus Licht, die schmerzende Nadeln in die Augen des Revolvermannes drückten. Der Junge schrie auf, warf aber weiter Steine beiseite. Hexenfeuer funkelte auf und tanzte. Jetzt fiel das Sehen schwer, und das war das schlimmste. Alles war in Schatten versunken.
    Einer von ihnen, der fast überhaupt nicht leuchtete, griff plötzlich mit gummiartigen Gespensterarmen nach dem Jungen. Augen, die das halbe Gesicht des Mutanten ausmachten, kullerten feucht.
    Jake schrie erneut und warf sich herum, um zu kämpfen.
    Der Revolvermann feuerte ohne nachzudenken, bevor seine schlechte, fleckige Sicht seine Hände verräterisch zittern lassen konnte; die beiden Köpfe waren nur Zentimeter auseinander. Es war der Mutant, der zuckend zu Boden sank.
    Jake schleuderte mit heftigen Bewegungen Steine. Die Mutanten verharrten gerade außerhalb der unsichtbaren Linie des Eindringens, schoben sich aber langsam näher; mittlerweile waren sie sehr nahe. Andere hatten sich zu ihnen gesellt und ihre Zahl verstärkt.
    »Gut«, sagte der Revolvermann. »Komm rauf. Schnell.«
    Als sich der Junge in Bewegung setzte, fielen die Mutanten über sie her. Jake kam über den Rand und

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