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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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insektenhafte Facettenaugen, die sie ausdruckslos ansahen. Der Revolvermann verspürte ein atavistisches Kribbeln in den Eingeweiden und Geschlechtsorganen. Er beschleunigte den Rhythmus von Armen und Griff der Draisine etwas.
    Das leuchtende Gesicht blieb zurück.
    »Was war das?« fragte der Junge erschrocken. »Was…« Die Worte blieben ihm im Halse stecken, als sie zu einer Gruppe von drei leicht leuchtenden Gestalten kamen, die zwischen den Schienen und dem unsichtbaren Fluß standen und sie reglos beobachteten, und an ihnen vorbeifuhren.
    »Das sind Langsame Mutanten«, sagte der Revolvermann. »Ich glaube nicht, daß sie uns Ärger machen werden. Sie haben wahrscheinlich ebenso große Angst vor uns wie wir vor…« Eine der Gestalten löste sich von den anderen und schlurfte auf sie zu; sie leuchtete und veränderte sich. Das Gesicht war das eines ausgehungerten Idioten. Der zierliche nackte Körper war in eine wulstige Masse tentakelähnlicher Gliedmaßen mit Saugnäpfen verwandelt worden.
    Der Junge schrie erneut und klammerte sich wie ein ängstlicher Hund am Bein des Revolvermannes fest.
    Ein Tentakel schlängelte sich über die flache Plattform der Draisine. Er roch nach Nässe und Dunkelheit und dem Fremden. Der Revolvermann ließ den Griff los und zog. Er schoß dem ausgehungerten Idiotengesicht eine Kugel durch den Kopf. Es kippte weg, das schwache Sumpfbrandleuchten erlosch wie ein verfinsterter Mond. Das Mündungsfeuer hatte sich ihren dunklen Netzhäuten grell aufgeprägt und verblaßte nur widerwillig. Der Geruch von verbranntem Schießpulver war an diesem unterirdischen Ort heiß und streng und fremd.
    Es wurden noch andere sichtbar, viel mehr. Keiner eilte ihnen mit übertriebener Hast entgegen, aber sie näherten sich den Schienen, eine böse Gruppe Schaulustiger.
    »Du wirst für mich drücken müssen«, sagte der Revolvermann. »Schaffst du das?«
    »Ja.«
    »Dann mach dich bereit.«
    Der Junge stand dicht neben ihm und balancierte seinen Körper aus. Seine Augen nahmen die Langsamen Mutanten nur im Vorbeifahren auf, sie verharrten nicht auf ihnen und sahen nicht mehr, als sie sehen mußten. Der Junge baute einen psychischen Schild des Entsetzens vor sich auf, als wäre sein Es irgendwie durch seine Poren hinausgedrungen, um einen telepathischen Schirm zu bilden.
    Der Revolvermann drückte konstant, beschleunigte die Draisine aber nicht. Er wußte, daß die Langsamen Mutanten ihr Entsetzen riechen konnten, aber er bezweifelte, daß Entsetzen ihnen genügen würde. Schließlich waren er und der Junge Geschöpfe des Lichts und unversehrt. Wie sehr sie uns hassen müssen, dachte er und fragte sich, ob sie den Mann in Schwarz ebensosehr gehaßt hatten. Er glaubte es nicht, oder vielleicht war er unerkannt unter ihnen und durch ihre erbarmenswerte Stammesgesellschaft gegangen, nur der Schatten eines dunklen Flügels.
    Der Junge gab einen kehligen Laut von sich, und der Revolvermann drehte fast beiläufig den Kopf. Vier verfolgten die Draisine stolpernd, einer war gerade dabei, nach einem Halt zu suchen.
    Der Revolvermann ließ den Griff los und zog wieder mit derselben schläfrigen, beiläufigen Bewegung. Er schoß den führenden Mutanten in den Kopf. Der Mutant gab einen seufzenden, schluchzenden Laut von sich und fing an zu grinsen. Seine Hände waren schlaff und fischähnlich, tot; die Finger klebten aneinander wie die Finger eines alten Handschuhs, der schon lange in trocknendem Schlamm versunken ist. Eine dieser Leichenhände ertastete den Fuß des Jungen und fing an zu ziehen.
    Der Junge kreischte laut im Schoß des Granits.
    Der Revolvermann schoß dem Mutanten in die Brust. Er fing durch das Grinsen an zu sabbern. Jake verschwand an der Seite. Der Revolvermann ergriff einen seiner Arme und wäre beinahe selbst aus dem Gleichgewicht gerissen worden. Das Ding war erstaunlich kräftig. Der Revolvermann schoß eine weitere Kugel in den Kopf des Mutanten. Ein Auge erlosch wie eine Kerze. Er zog immer noch. Sie veranstalteten ein stummes Tauziehen um Jakes zuckenden, sich windenden Körper. Sie zerrten an ihm wie an einem Dreiecklenker.
    Die Draisine wurde langsamer. Die anderen kamen näher – die Lahmen, die Hinkenden, die Blinden. Vielleicht suchten sie nur nach einem Jesus Christus, der sie heilte, der sie wie Lazarus aus der Dunkelheit emporholte. Dies ist das Ende des Jungen, dachte der Revolvermann kalt und teilnahmslos. Dies ist das Ende, das ihm vorherbestimmt war. Laß los und

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