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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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tun. Es war aufgrund seiner höheren Intelligenz häßlicher als die Monsterhummer, aber er wußte, es konnte auch wunderbar sein. Er wollte die andere Persönlichkeit nicht verletzen, die sich irgendwo in diesem Behältnis befand (wie eine lebende Taube irgendwo tief im Geheimfach des Zauberkastens eines Magiers).
    Irgendwo in diesem kreischenden, schreienden Ding war Odetta Holmes.
     
     

    5
     
    Wenngleich sein letztes Reittier – ein Maultier – schon so lange gestorben war, daß er sich kaum noch daran erinnerte, hatte der Revolvermann noch ein Stück der Zügel (die ihrerseits einstmals ein feines Revolvermannlasso gewesen waren). Damit fesselten sie sie in den Rollstuhl, so wie sie es sich vorgestellt hatte (oder sich fälschlicherweise daran erinnerte, was am Ende auf dasselbe hinauslief, nicht?), sie hätten es bereits getan gehabt. Dann wichen sie vor ihr zurück.
    Wären die schleichenden Hummermonster nicht gewesen, wäre Eddie zum Wasser gegangen und hätte sich die Hände gewaschen.
    »Ich glaube, ich muß kotzen«, sagte er, und seine Stimme schwoll an und ab wie die Stimme eines heranwachsenden Knaben.
    »Warum lutscht ihr euch nicht gegenseitig die SCHWÄNZE?« kreischte das zappelnde Ding im Rollstuhl. »Warum machter das nich’ einfach, wenner Angst vorer Muschi vonner schwarzen Frau habt? Nur zu! Klaro! Lutscht euch annen Kerzen! Solange ihr noch könnt, weil Detta Walker ausm Stuhl rauskommen unne mickrigen weißen Piller abschneiden unnen wandelnden Kreissägen da unnen füttern wird!«
    »Sie ist die Frau, in der ich gewesen bin. Glaubst du mir jetzt?«
    »Habe ich dir schon vorher geglaubt«, sagte Eddie. »Das habe ich dir gesagt.«
    »Du hast geglaubt, du würdest es glauben. Du hast es an der Oberfläche deines Verstandes geglaubt. Glaubst du es jetzt bis ganz hinunter? Bis hinunter auf den Grund?«
    Eddie betrachtete das kreischende, zuckende Ding im Rollstuhl, dann sah er weg, kalkweiß, abgesehen von der Platzwunde am Kiefer, die immer noch ein wenig tropfte. Diese Seite seines Gesichts sah allmählich wie ein Ballon aus:
    »Ja«, sagte er. »Mein Gott, ja.«
    »Diese Frau ist ein Monster.« Eddie fing an zu weinen.
    Der Revolvermann wollte ihn trösten, brachte ein solches Sakrileg aber nicht über sich (er erinnerte sich zu genau an Jake) und lief statt dessen in die Dunkelheit davon, während das neue Fieber in ihm brannte und schmerzte.
     
     

    6
     
    Viel früher an diesem Abend, während Odetta noch schlief, sagte Eddie, er wüßte möglicherweise, was mit ihr los war. Möglicherweise. Der Revolvermann fragte, was er meinte.
    »Sie könnte schizophren sein.«
    Roland schüttelte nur den Kopf. Eddie erklärte ihm, was er über Schizophrenie wußte, Erinnerungen an Filme wie Die drei Gesichter der Eva und verschiedene Fernsehsendungen (größtenteils Seifenopern, die er und Henry oft angesehen hatten, wenn sie stoned waren). Roland hatte genickt. Ja. Die Krankheit, die Eddie schilderte, hörte sich passend an. Eine Frau mit zwei Gesichtern, eins hell und eins dunkel. Ein Gesicht, wie es ihm der Mann in Schwarz auf der fünften Tarotkarte gezeigt hatte.
    »Und sie – diese Schizophrenen – wissen nicht, daß sie einander haben?«
    »Nein«, sagte Eddie. »Aber…« Er verstummte und sah düster zu den Monsterhummern, die krochen und fragten, fragten und krochen.
    »Aber was?«
    »Ich bin kein Seelenklempner«, sagte Eddie, »daher weiß ich wirklich nicht…«
    »Seelenklempner? Was ist denn ein Seelenklempner?«
    Eddie klopfte sich an die Stirn. »Ein Kopf-Doktor. Ein Arzt für den Verstand. In Wirklichkeit nennt man sie Psychiater.«
    Roland nickte. Seelenklempner gefiel ihm besser. Der Verstand dieser Frau war zu groß. Doppelt so groß wie er sein sollte.
    »Aber ich glaube, Schizos wissen fast immer, daß etwas nicht mit ihnen stimmt«, sagte Eddie. »Weil es leere Stellen gibt. Vielleicht täusche ich mich, aber ich habe immer gedacht, sie wären zwei Menschen, die glauben, sie leiden unter teilweisem Gedächtnisschwund, weil sie leere Stellen im Gedächtnis haben, wenn die andere Persönlichkeit das Sagen hatte. Sie … sie sagt, sie erinnert sich an alles. Sie glaubt wirklich, daß sie sich an alles erinnert.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, sie glaubt gar nicht, daß dies alles geschieht.«
    »Ja«, sagte Eddie. »Aber vergiß das vorerst. Ich wollte nur sagen, einerlei, was sie glaubt, woran sie sich erinnert reicht unmittelbar von ihrem Wohnzimmer, wo sie im

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