Der Dunkle Turm 2 - Drei
grimmig. Sie mögen es vorher nicht gewußt haben, aber jetzt wissen sie es. Sie können versuchen, es vor sich selbst zu verbergen, aber sie haben einen Augenblick lang gesehen, sie wissen es, und dieses Wissen muß noch da sein.
»Roland?«
»Was?«
»Ich wollte mich nur vergewissern, daß du nicht mit offenen Augen eingeschlafen bist. Einen Augenblick hat es so ausgesehen, weißt du, als wärst du weit fort.«
»Wenn, dann bin ich jetzt wieder da«, sagte der Revolvermann. »Ich werde mich hinlegen. Vergiß nicht, was ich dir gesagt habe, Eddie. Sei auf der Hut.«
»Ich werde aufpassen«, sagte Eddie, aber Roland wußte, ob krank oder nicht, er war derjenige, der heute nacht aufpassen mußte.
Alles andere hatte danach seinen Lauf genommen.
7
Nach dem Zwischenfall schliefen Eddie und Detta Walker schließlich wieder ein (sie schlief weniger, vielmehr verfiel sie in einen erschöpften Zustand der Bewußtlosigkeit, ihr Kopf sank in den beengenden Fesseln auf eine Seite).
Der Revolvermann jedoch blieb wach.
Ich werde die beiden zum Kampf miteinander anstacheln müssen, dachte er, aber er brauchte keinen von Eddies ›Seelenklempnern‹, um zu wissen, daß ein solcher Kampf bis zum Tod gehen mochte. Wenn die Helle, Odetta, siegreich blieb, konnte noch alles gut werden. Und wenn die Dunkle gewann, war mit ihr sicher alles verloren.
Doch er spürte, was wirklich getan werden mußte, war kein Töten, sondern ein Vereinigen. Er hatte in Detta Walkers Gossenbenehmen bereits vieles gesehen, das für ihn – für sie – wertvoll sein konnte, und er wollte sie – aber er wollte sie unter Kontrolle. Es war ein weiter Weg. Detta dachte, daß er und Eddie Monster einer Art waren, die sie Blassewichsah nannte. Das war nur eine gefährliche Täuschung, aber unterwegs würden echte Monster lauern; die Monsterhummer waren nicht die ersten, und sie würden nicht die letzten sein. Die Kämpfen-bis-zum-Umfallen-Frau, in der er gelandet und die heute abend wieder aus ihrem Versteck gekommen war, mochte in einem Kampf gegen solche Monster sehr nützlich sein, wenn sie von Odetta Holmes’ kühler Menschlichkeit im Zaum gehalten wurde – besonders jetzt, wo ihm zwei Finger fehlten, ihm die Munition fast ausgegangen war und sein Fieber wieder stieg.
Aber das geht einen Schritt zu weit. Ich glaube, wenn ich sie dazu bringen kann, die gegenseitige Existenz anzuerkennen, würde sie das zu einer Konfrontation führen. Aber wie läßt sich das machen?
Er lag die ganze lange Nacht wach und dachte nach, und wenngleich er spürte, wie das Fieber in ihm stieg, fand er keine Antwort auf diese Frage.
8
Eddie wachte kurz vor Tagesanbruch auf, sah den Revolvermann mit nach Indianerweise um sich geschlungener Decke neben der Asche des Feuers der letzten Nacht sitzen und gesellte sich zu ihm.
»Wie fühlst du dich?« fragte Eddie mit leiser Stimme. Die Herrin schlief noch in ihrem Wirrwarr von Seilen, wenngleich sie ab und zu stöhnte und murmelte und zusammenzuckte.
»Ganz gut.«
Eddie sah ihn abschätzend an. »Du siehst aber nicht so gut aus.«
»Danke, Eddie«, sagte der Revolvermann trocken.
»Du zitterst.«
»Das geht vorbei.«
Die Herrin zuckte und stöhnte wieder – diesmal ein Wort, das beinahe verständlich war. Es hätte Oxford sein können.
»Großer Gott, ich hasse es, sie so gefesselt zu sehen«, murmelte Eddie. »Wie ein verdammtes Kalb im Stall.«
»Sie wird bald aufwachen. Vielleicht können wir sie dann losbinden.«
Das war seine verhaltene Art, die Hoffnung auszudrücken, wenn die Herrin im Rollstuhl die Augen aufschlug, könnte sie der ruhige, wenn auch leicht verwirrte Blick von Odetta Holmes begrüßen.
Als fünfzehn Minuten später die ersten Sonnenstrahlen über die Berge schienen, wurden die Augen tatsächlich geöffnet – aber die Männer sahen nicht den ruhigen Blick von Odetta Holmes, sondern das verrückte Glotzen von Detta Walker.
»Wie oft habter mich vergewaltigt wärrendich wech war?« fragte sie. »Meine Fotze is’ ganz glitschig und talgig, als wär jemand mit’n par vonnem winzigen Pimmeln drin gewesen, was ihr Wichsahblaßlinge Schwänze nenn’ tut.«
Roland seufzte.
»Brechen wir auf«, sagte er und stand mit verzerrtem Gesicht auf.
»Mit dir geh ich nirndwo hin, Wichsah«, spie Detta.
»O doch, das wirst du«, sagte Eddie. »Tut mir schrecklich leid, meine Liebe.«
»Was meintern, wohin wa gehn?«
»Nun«, sagte Eddie, »was hinter Tür Nummer eins
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