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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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der Meerseite. In gewisser Weise sahen sie sie an, wie sie in der vergangenen Nacht den Abendstern betrachtet hatten – was heißen soll, wie Kinder etwas betrachten –, aber in anderer Hinsicht sahen sie sie anders an. Als sie sich beim Anblick des Sterns etwas gewünscht hatten, waren sie Kinder der Freude gewesen. Jetzt waren sie ernst, wie Kinder, die die deutliche Verkörperung von etwas sehen, das eigentlich in ein Märchen gehört.
    Zwei Worte standen auf dieser Tür.
    »Was bedeutet das?« fragte Odetta schließlich.
    »Ich weiß nicht«, sagte Eddie, aber diese Worte erfüllten ihn mit hoffnungsloser Kälte; er spürte, wie sich eine Finsternis über sein Herz schob.
    »Nicht?« sagte sie und betrachtete ihn eingehender.
    »Nein. Ich…« Er schluckte. »Nein.«
    Sie sah ihn noch einen Augenblick an. »Schieb mich bitte dahinter. Ich würde das gerne sehen. Ich weiß, du willst zu ihm zurück, aber würdest du es dennoch für mich tun?«
    Er tat es.
    Sie gingen an der höheren Seite der Tür herum.
    »Warte!« rief sie. »Hast du das gesehen?«
    »Was?«
    »Geh zurück! Sieh hin. Paß auf!«
    Diesmal achtete er auf die Tür und nicht auf eventuelle Hindernisse vor ihnen. Als sie daran vorbeigingen sah er, wie sie perspektivisch schmäler wurde, sah die Scharniere, die an nichts befestigt zu sein schienen, sah ihre Stärke.
    Dann war sie verschwunden.
    Die Stärke der Tür war verschwunden.
    Der Blick auf das Wasser hätte von sechs, möglicherweise sogar acht Zentimeter massivem Holz unterbrochen sein sollen (die Tür sah außergewöhnlich stabil aus), aber diese Unterbrechung war nicht da.
    Die Tür war verschwunden.
    Der Schatten war da, aber die Tür war weg.
    Er rollte den Stuhl zwei Schritte zurück, damit er gerade eben südlich der Stelle war, wo die Tür stand, und sie war wieder da.
    »Siehst du das?« fragte er mit keuchender Stimme.
    »Ja! Sie ist wieder da!«
    Er rollte den Stuhl einen Schritt nach vorne. Die Tür war immer noch da. Weitere fünfzehn Zentimeter. Noch da. Noch fünf Zentimeter. Noch da. Zwei Zentimeter… und da war sie weg. Einfach weg.
    »Jesus«, flüsterte er. »Jesus Christus.«
    »Könntest du sie aufmachen?« fragte sie. »Oder ich?«
    Er trat langsam nach vorne und ergriff den Knauf der Tür mit den zwei Worten darauf.
    Er versuchte es im Uhrzeigersinn; er versuchte es im Gegenuhrzeigersinn.
    Der Knauf bewegte sich kein Jota.
    »Gut.« Ihre Stimme war ruhig und resigniert. »Also ist sie für ihn. Ich glaube, wir haben es beide gewußt. Geh ihn holen, Eddie. Gleich.«
    »Zuerst muß ich dich versorgen.«
    »Ich komme zurecht.«
    »Nein, kommst du nicht. Du bist zu dicht an der Flutlinie. Wenn ich dich hier lasse, werden die Hummer bei Einbruch der Nacht herauskommen, und du wirst ihr Abendes…«
    Plötzlich schnitt das hustende Knurren einer Katze oben in den Bergen durch das, was er sagte, wie ein Messer durch eine dünne Schnur. Sie war ein gutes Stück entfernt, aber näher als die andere gewesen war.
    Ihr Blick fiel einen Moment auf die Waffe des Revolvermanns, die im Saum seiner Hose steckte, dann wieder in sein Gesicht. Er spürte dumpfe Wärme in den Wangen.
    »Er hat dir gesagt, du sollst ihn mir nicht geben, nicht?« sagte sie sanft. »Er will nicht, daß ich ihn bekomme. Aus irgendwelchen Gründen will er nicht, daß ich ihn bekomme.«
    »Die Patronen sind naß geworden«, sagte er linkisch. »Sie würden wahrscheinlich sowieso nicht feuern.«
    »Ich verstehe. Bring mich ein Stück den Hang hinauf, Eddie, kannst du das? Ich weiß, wie müde du sein mußt, Andrew nennt es das Rollstuhlbücken, aber wenn du mich ein Stückchen hoch bringst, werde ich vor den Hummern sicher sein. Ich bezweifle, ob sich etwas anderes in ihre Nähe wagt.«
    Eddie dachte: Sie hat wahrscheinlich recht – wenn die Flut da ist… aber was ist, wenn sie wieder zurückgeht?
    »Gib mir etwas zu essen und ein paar Steine«, sagte sie, und ihre unwissentliche Wiederholung dessen, was der Revolvermann gesagt hatte, ließ ihn wieder erröten. Eddies Wangen und Stirn fühlten sich wie die Seiten eines Kachelofens an.
    Sie sah ihn an, lächelte ein wenig und schüttelte den Kopf, als hätte er laut gesprochen. »Wir werden deswegen nicht streiten. Ich habe gesehen, wie es mit ihm steht. Seine Zeit ist sehr kurz. Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Bring mich ein Stück nach oben, gib mir zu essen und ein paar Steine, und dann nimm den Rollstuhl und geh.«
     
     

    10
     
    Er richtete sie

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