Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
einmal, diesmal eiliger, und hätte ihr beinahe gesagt, sie solle vorsichtig sein… aber wie vorsichtig konnte sie in der Situation sein, in der sie war?
    Er suchte sich in den dunkler werdenden Schatten einen Weg den Hang hinunter (die Monsterhummer waren noch nicht herausgekommen, aber sie würden bald ihren nächtlichen Auftritt haben) und betrachtete noch einmal die Worte auf der Tür. Dieselbe Gänsehaut überlief ihn. Sie waren passend, diese Worte. Großer Gott, sie waren so passend. Dann sah er wieder den Hang empor. Einen Augenblick konnte er sie nicht erkennen, und dann sah er, wie sich etwas bewegte. Die hellere Seite einer Handfläche. Sie winkte.
    Er winkte zurück, dann drehte er den Rollstuhl herum und fing an zu laufen, wobei er ihn gekippt hielt, so daß die kleineren Vorderräder den Boden nicht berührten. Er lief nach Süden, zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. In der ersten halben Stunde lief sein Schatten mit ihm, der unpassende Schatten eines hageren Giganten, der an seinen Turnschuhen befestigt war und sich lange Meter nach Osten erstreckte. Dann ging die Sonne unter, sein Schatten war verschwunden und die Monsterhummer kamen aus den Wellen gekrochen.
    Etwa zehn Minuten nachdem er ihre ersten summenden Rufe gehört hatte, sah er auf und erblickte den Abendstern, der ruhig am dunkelblauen Samt des Himmels leuchtete.
    Heavenly shades of night are falling… it’s twilight time…
    Laß sie in Sicherheit sein. Seine Beine schmerzten bereits, sein Atem war zu heiß und schwer in den Lungen, und es lag immer noch eine dritte Reise vor ihm, die mit dem Revolvermann als Passagier, und obwohl er wußte, daß der Revolvermann mindestens hundert Pfund schwerer als Odetta sein mußte und er seine Kräfte schonen sollte, lief Eddie dennoch weiter. Laß sie in Sicherheit sein, das ist mein Wunsch, laß meine Liebste in Sicherheit sein.
    Dann schrie wie ein schlechtes Omen irgendwo in den gequälten Klüften zwischen den Bergen eine Wildkatze… aber diese Wildkatze hörte sich so groß wie ein Löwe an, der im afrikanischen Busch brüllt.
    Eddie lief noch schneller und stieß den ungenutzten Rollstuhl vor sich her. Bald blies der Wind ein dünnes, garstiges Winseln zwischen den sich ungehindert drehenden Speichen der erhobenen Vorderreifen hindurch.
     
     

    11
     
    Der Revolvermann hörte, wie ein dünnes Pfeifen auf ihn zukam, verkrampfte sich einen Augenblick, hörte dann keuchendes Atmen und entspannte sich. Es war Eddie. Das wußte er auch, ohne die Augen aufzumachen.
    Als das Pfeifen nachließ und die laufenden Schritte langsamer wurden, machte Roland die Augen auf. Eddie stand keuchend vor ihm, Schweiß strömte ihm an den Seiten des Gesichts hinab. Sein Hemd klebte als einziger dunkler Fleck an seiner Brust. Die letzten Spuren des College-Jungen-Aussehens, auf dem Jack Andolini bestanden hatte, waren verschwunden. Das Haar hing ihm in die Stirn. Er hatte die Hose im Schritt aufgerissen. Die blau-purpurnen Halbmonde unter den Augen rundeten das Bild ab. Eddie Dean war am Ende.
    »Ich habe es geschafft«, sagte er. »Ich bin hier.« Er sah sich um, dann wieder zum Revolvermann, als könnte er es nicht glauben. »Jesus Christus, ich bin wirklich hier.«
    »Du hast ihr den Revolver gegeben.«
    Eddie fand, daß der Revolvermann schlecht aussah – so schlecht, wie er vor der zu knappen Dosis Keflex ausgesehen hatte, vielleicht sogar noch ein wenig schlechter. Fieberhitze schien in Wellen von ihm auszugehen, und er wußte, er hätte ihm leid tun sollen, aber augenblicklich schien er nichts anderes als eine teuflische Wut empfinden zu können.
    »Ich habe mir den Arsch aufgerissen, um rechtzeitig hier zu sein, und dir fällt nichts anderes ein als: ›Du hast ihr den Revolver gegeben‹. Danke, Mann. Ich meine, ich habe mit einem gewissen Dank gerechnet, aber dies ist schlicht und einfach verdammt überwältigend.«
    »Ich finde, ich habe das einzige gesagt, das zählt.«
    »Nun, jetzt wo du es sagst – ich habe es tatsächlich getan«, sagte Eddie, stemmte die Arme in die Hüften und sah trotzig auf den Revolvermann herab. »Und jetzt hast du die Wahl. Du kannst in diesen Stuhl klettern, oder ich werde ihn zusammenklappen und ihn dir in den Arsch rammen. Was ziehst du vor, Massah?«
    »Keins von beidem.« Roland lächelte ein wenig, das Lächeln eines Mannes, der nicht lächeln will, aber nicht anders kann. »Zuerst wirst du ausschlafen, Eddie. Wir werden sehen, was es zu sehen gibt,

Weitere Kostenlose Bücher