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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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wollte die rechte Hand ausstrecken – oh, sie lernte so langsam ihren neuen Platz in dem, was von seinem Leben noch übrig war –, ließ sie sinken und hob statt dessen die linke. Er tastete, suchte nach festem Widerstand.
    Wenn ich sie spüre, klopf ich auf nichts, dachte der Revolvermann. Das wäre eine interessante Tat, bevor ich sterbe!
    Seine Hand ertastete nur Luft hinter der Stelle, wo sich die Tür – auch unsichtbar – hätte befinden sollen.
    Nichts zu klopfen.
    Und der Motorenlärm – falls es das wirklich gewesen war – war verschwunden. Jetzt war nur noch der Wind zu hören, die Wellen und das kranke Dröhnen in seinem Kopf.
    Der Revolvermann schritt langsam wieder auf die andere Seite des Nichtvorhandenen und dachte schon, daß es eine Halluzination gewesen sein mußte, eine…
    Er blieb stehen.
    Eben noch hatte er nach Westen gesehen und einen freien Ausblick auf grauen Strand gehabt, und jetzt fiel sein Blick auf die solide Masse der Tür. Er konnte die Fassung des Knaufs sehen, die ebenfalls aus Gold zu sein schien, und daraus ragte der Schnappriegel wie eine stummelige Metallzunge hervor. Roland bewegte den Kopf zwei Zentimeter nach Norden, und die Tür war verschwunden. Bewegte ihn dorthin zurück, wo er gewesen war, und da war sie wieder. Sie erschien nicht; sie war einfach da.
    Er ging den ganzen Weg herum und stand schwankend vor der Tür.
    Er konnte auf der meerwärts gelegenen Seite um sie herumgehen, aber er war davon überzeugt, daß dasselbe geschehen würde, nur würde er dieses Mal umfallen.
    Ich frage mich, ob ich von der Nichts-Seite durch sie hindurchgehen könnte?
    Oh, es gab jede Menge, worüber man sich wundern konnte, aber die schlichte Wahrheit war die: Hier stand eine Tür einsam auf einem endlosen Strandabschnitt, und es gab nur zwei Möglichkeiten: sie aufzumachen oder zuzulassen.
    Dem Revolvermann wurde mit schwacher Belustigung klar, daß er vielleicht doch nicht so schnell starb, wie er glaubte. Wäre das der Fall, würde er dann solche Angst haben?
    Er streckte den Arm aus und berührte den Türknauf mit der linken Hand. Weder die tödliche Kälte des Metalls noch die dünne, feurige Hitze der eingravierten Runen überraschte ihn.
    Er drehte den Knauf. Die Tür öffnete sich zu ihm, als er daran zog.
    Er hatte viele Dinge erwartet, doch dies entsprach keinem davon.
    Der Revolvermann sah hinein, erstarrte, stieß den ersten Entsetzensschrei seines Erwachsenenlebens aus und schlug die Tür zu. Sie hatte nichts, woran sie zuschlagen konnte, aber sie schlug dennoch zu, so daß die Meeresvögel kreischend von den Felsen aufstoben, auf denen sie sich niedergelassen hatten, um ihn zu beobachten.
     
     

    5
     
    Er hatte die Erde von einer hohen, unmöglichen Entfernung am Himmel aus gesehen – Meilen hoch, wie es schien. Er hatte die Schatten von Wolken gesehen, die auf der Erdoberfläche lagen und wie Träume darüber hinwegschwebten. Er hatte gesehen, was ein Adler sehen mochte, könnte er dreimal so hoch wie jeder Adler fliegen.
    Durch diese Tür zu treten würde bedeuten, minutenlang schreiend in die Tiefe zu stürzen und sich am Ende tief in den Erdboden zu bohren.
    Nein, du hast mehr gesehen.
    Er dachte darüber nach, während er benommen und mit der verletzten Hand im Schoß vor der geschlossenen Tür im Sand saß. Die ersten schwachen Spuren waren jetzt schon oberhalb des Ellbogens. Die Infektion würde bald sein Herz erreicht haben, daran konnte kein Zweifel bestehen.
    Er hörte Corts Stimme in seinem Kopf.
    Hört mir zu, Maden. Hört um eures Lebens willen zu, denn eines Tages könnte es davon abhängen. Ihr seht niemals alles, was ihr seht. Ein Grund, weshalb sie euch zu mir schicken, ist der, daß ich euch zeige, alles zu sehen, was ihr nicht seht, wenn ihr etwas seht – was ihr nicht seht, wenn ihr Angst habt, wenn ihr kämpft, flieht oder fickt. Kein Mensch sieht alles, was er sieht, aber bis ihr Revolvermänner seid – das heißt, diejenigen unter euch, die nicht nach Westen gehen –, werdet ihr mit einem einzigen Blick mehr sehen als manche Männer in ihrem Leben. Und manches, was ihr bei diesem Blick nicht seht, werdet ihr hinterher im Auge eurer Erinnerung sehen – das heißt, wenn ihr lange genug lebt, daß ihr euch erinnern könnt. Denn der Unterschied zwischen Sehen und Nichtsehen kann der Unterschied zwischen Leben und Tod sein.
    Er hatte die Erde aus dieser gewaltigen Höhe gesehen (und das war irgendwie schwindelerregender und beunruhigender als

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