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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Messer zog. Ich werde wirklich gesund.
    Er sah die Frau nicht, die hinter ihm stand und ihn mit abschätzenden braunen Augen betrachtete.
     
     
    2
     
    Im Anschluß an die Konfrontation am Ende des Strandes hatten sie ausschließlich Hummerfleisch gegessen und brackiges Bachwasser getrunken. Roland konnte sich kaum an diese Zeit erinnern; er war tobend im Delirium gewesen. Manchmal nannte er Eddie Alain, manchmal Cuthbert, und die Frau nannte er immer Susan.
    Sein Fieber ließ allmählich nach, und sie begannen den mühsamen Weg in die Berge. Eddie schob die Frau manchmal im Rollstuhl, und manchmal schob er Roland darin, während er sie huckepack trug, ihre Arme fest um seinen Nacken geschlungen. Meistens ließ der Weg es aber nicht zu, daß einer von beiden fuhr, und das erschwerte das Vorankommen. Roland wußte, wie erschöpft Eddie war.
    Die Frau wußte es auch, aber Eddie beschwerte sich nie.
    Sie hatten zu essen; in den Tagen, als Roland zwischen Leben und Tod im Fieber lag und von längst toten Personen und längst vergangenen Zeiten sprach, töteten Eddie und die Frau immer und immer und immer wieder. Allmählich hielten sich die Monsterhummer von ihrem Strandabschnitt fern, aber da hatten sie schon genügend Fleisch, und als sie endlich in ein Gebiet kamen, wo Obst und Pflanzen wuchsen, aßen sie alle drei heißhungrig davon. Sie hungerten nach Gemüse. Und die wunden Stellen auf ihrer Haut verschwanden eine nach der anderen. Einige der Gräser waren bitter, andere süß, aber sie aßen alles, wie es auch schmeckte… nur einmal nicht.
    Der Revolvermann war aus einem ermüdeten Schlummer erwacht und hatte gesehen, wie die Frau an einem Büschel Gras zog, das er nur zu gut kannte.
    »Nein! Nicht das!« krächzte er. »Niemals das! Merk es dir und vergiß es nicht! Niemals davon!«
    Sie sah ihn lange an, dann ließ sie, ohne eine Erklärung zu verlangen, davon ab.
    Der Revolvermann lehnte sich zurück, und ihm war kalt, so knapp war es gewesen. Einige der anderen Pflanzen mochten sie töten, aber was die Frau gepflückt hatte, würde sie verdammen. Es war Teufelsgras gewesen.
    Das Keflex hatte Explosionen in seinen Eingeweiden bewirkt, und er wußte, Eddie hatte sich deswegen Sorgen gemacht, aber die Pflanzen, die er gegessen hatte, hatten das schließlich beseitigt.
    Schließlich hatten sie den echten Wald erreicht, und das Geräusch des Westlichen Meeres wurde zu einem dumpfen Dröhnen, das sie nur noch hören konnten, wenn der Wind günstig stand.
    Und jetzt… Fleisch.
     
     
    3
     
    Der Revolvermann kam zu dem Hirsch und versuchte, ihn mit dem Messer auszuweiden, das er zwischen dem dritten und vierten Finger seiner rechten Hand hielt. Ging nicht. Seine Finger waren nicht kräftig genug. Er wechselte das Messer in die linke Hand und schaffte einen ungeschickten Schnitt von den Lenden des Hirschs bis zu seiner Brust. Das Messer ließ das dampfende Blut herausfließen, bevor es im Fleisch gerinnen und es verderben konnte… aber es war dennoch ein schlechter Schnitt. Ein kleines Kind hätte ihn besser machen können.
    Du wirst lernen müssen, schlau zu sein, sagte er zu seiner linken Hand und machte sich bereit, noch einmal zu schneiden, tiefer.
    Zwei braune Hände schlossen sich über seiner und nahmen das Messer.
    Roland drehte sich um.
    »Ich werde es tun«, sagte Susannah.
    »Hast du es je getan?«
    »Nein, aber du wirst mir sagen, wie.«
    »Gut.«
    »Fleisch«, sagte sie und lächelte ihn an.
    »Ja«, sagte er und lächelte auch. »Fleisch.«
    »Was ist los?« rief Eddie. »Ich habe einen Schuß gehört.«
    »Vorbereitungen fürs Erntedankfest!« rief sie zurück. »Komm her und hilf uns!«
    Später aßen sie wie zwei Könige und eine Königin, und als der Revolvermann eindöste und zu den Sternen aufsah und die kühle Reinheit der Hochlandluft roch, dachte er, daß er endlich, seit zu vielen Jahren, wieder einmal der Zufriedenheit nahe war.
    Er schlief.
    Und träumte.
     
     
    4
     
    Es war der Turm. Der Dunkle Turm.
    Er stand am fernen Ende einer Ebene, die im brutalen Licht einer sterbenden Sonne die Farbe von Blut hatte. Er konnte die Treppe nicht sehen, die spiralförmig nach oben führte, immer weiter hinauf innerhalb der Hülle aus Stein, aber er konnte die Fenster sehen, die sich an dieser Treppe entlang erstreckten, und er sah die Geister aller Menschen, die er je gekannt hatte, an ihnen vorübergehen. Immer weiter gingen sie hinauf, und ein heftiger Wind trug den Klang von Stimmen zu ihm,

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