Der Dunkle Turm 2 - Drei
wischte sich einen weiteren Streifen von seinem in Auflösung begriffenen Hemd ab. »Wisch dir den Bauch ab!«
Das tat Eddie, so gut er konnte. Aus der Wunde, die die Messerspitze gestochen hatte, tröpfelte immer noch Blut. Die Klinge war wirklich scharf. Scharf genug.
Er ließ den blutigen Streifen vom Hemd des Revolvermanns auf den Sand fallen und knöpfte das Hemd zu.
Poch. Dieses Mal erbebte die Tür nicht nur, sie wölbte sich im Rahmen. Eddie, der durch die Tür auf den Strand sah, erblickte die Flasche mit der Flüssigseife, die vom Waschbecken herunterfiel. Sie landete auf seiner Tasche.
Er hatte sein Hemd, das jetzt zugeknöpft war (und wie durch ein Wunder richtig zugeknöpft), in die Hose stecken wollen. Plötzlich kam ihm ein besserer Einfall. Er machte statt dessen den Gürtel auf.
»Dafür ist keine Zeit!« Der Revolvermann merkte, daß er schreien wollte, es aber nicht konnte. »Die Tür hält nur noch einen Tritt aus!«
»Ich weiß, was ich mache«, sagte Eddie, der hoffte, daß das stimmte, durch die Tür zwischen den Welten zurücktrat und dabei die Jeans aufknöpfte und den Reißverschluß herunterzog.
Nach einem verzweifelten, verzweifelnden Augenblick folgte ihm der Revolvermann, eben noch körperlich und voll leiblicher Schmerzen, im nächsten Augenblick lediglich kühles Ka in Eddies Kopf.
18
»Noch mal«, sagte McDonald grimmig, und Deere nickte. Nachdem alle Passagiere mittlerweile Flugzeug wie Jetway verlassen hatten, hatten die Zollbeamten die Waffen gezogen.
»Jetzt!«
Die beiden Männer stürmten vorwärts und rammten die Tür gemeinsam. Sie flog auf, ein Splitter blieb kurz am Schloß hängen und fiel dann auf den Boden.
Und da saß 3 A und hatte die Hose um die Knie, und die Zipfel seines verwaschenen Paisleyhemds verbargen – kaum – sein Glied. Sieht tatsächlich so aus, als hätten wir ihn auf frischer Tat ertappt, dachte Kapitän McDonald ernüchtert. Das Problem ist nur, die Tat, bei der wir ihn erwischt haben, ist nach meinen neuesten Informationen nicht gegen das Gesetz. Plötzlich konnte er das Pochen in seiner Schulter spüren, mit der er die Tür – wie oft? dreimal? viermal? gerammt hatte.
Er bellte lautstark: »Was in drei Teufels Namen machen Sie hier, Mister?«
»Nun, ich habe geschissen«, sagte 3A, »aber wenn Sie alle ein schlimmes Problem haben, dann kann ich mir den Hintern auch im Terminal abwischen…«
»Und ich nehme an, Sie haben uns nicht gehört, Klugscheißer?«
»Konnte nicht an die Tür kommen.« 3 A streckte die Hand aus, um es vorzuführen, und wenngleich die Tür jetzt schief an der Wand links von ihm hing, sah McDonald das ein. »Ich schätze, ich hätte aufstehen können, aber ich hatte da ein ziemlich verzweifeltes Problem in Händen. Nun, nicht unbedingt in Händen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und ich wollte es auch nicht in Händen haben, wenn Sie weiterhin verstehen.« 3A lächelte ein einnehmendes, leicht leutseliges Lächeln, das für Kapitän McDonald etwa ebenso echt wie ein Neundollarschein aussah. Wenn man ihm zuhörte, konnte man fast glauben, daß ihm nie jemand den einfachen Trick, sich nach vorne zu beugen, beigebracht hatte.
»Stehen Sie auf«, sagte McDonald.
»Mit Freuden. Wenn Sie vielleicht die Damen ein wenig zurücktreten lassen könnten?« 3A lächelte liebenswürdig. »Ich weiß, in unserer heutigen Zeit ist das altmodisch, aber ich kann nun mal nichts dafür, ich bin schüchtern. Tatsache ist, ich habe eine ganze Menge, weswegen ich schüchtern sein muß.« Er hielt die linke Hand hoch, Daumen und Zeigefinger etwa zwei Zentimeter auseinander, und blinzelte Jane Dorning zu, die knallrot wurde und sofort im Jetway verschwand, gefolgt von Susy.
Du siehst aber nicht schüchtern aus, dachte Kapitän McDonald. Du siehst aus wie die Katze, die gerade den Rahm gegessen hat, so siehst du aus.
Als die Stewardessen gegangen waren, stand 3 A auf und zog Unterhose und Jeans hoch. Dann griff er nach dem Knopf der Spülung, und Kapitän McDonald schlug ihm sofort die Hand weg, packte ihn an den Schultern und schob ihn in Richtung Mittelgang. Deere drehte ihm die Hand auf den Rücken, um ihn festzuhalten.
»Nicht zudringlich werden«, sagte Eddie. Seine Stimme war unbekümmert und genau richtig – glaubte er jedenfalls –, aber in seinem Inneren war alles im freien Fall. Er konnte diesen anderen fühlen, konnte ihn deutlich fühlen. Er war in seinem Verstand, beobachtete ihn genau und war bereit,
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