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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Eddie sah sich wieder um, sah lediglich weiße Wandverkleidungen, keine Tür, kein Meer, keine unheimlichen Monster, und er spürte, wie sich seine Eingeweide zusammenzogen. Kein Gedanke mehr, daß alles eine Halluzination gewesen war; immerhin war der Stoff verschwunden, mehr Beweise brauchte Eddie nicht. Aber Roland hatte ihm irgendwie… geholfen. Seine Anwesenheit hatte alles leichter gemacht.
    »Wollen Sie, daß ich dort ein Bild aufhänge?« hatte einer der Zollbeamten gefragt.
    »Nein«, sagte Eddie und stieß einen Seufzer aus. »Ich will, daß Sie mich hier rauslassen.«
    »Sobald sie uns gesagt haben, was Sie mit dem Heroin gemacht haben«, sagte ein anderer. »Oder war es Koks?« Und damit fing alles von vorne an: Das Glücksrad dreht sich, und niemand weiß, wo es anhalten wird.
    Zehn Minuten später – zehn sehr lange Minuten – war Roland plötzlich wieder in seinem Verstand. Eben noch fort, im nächsten Augenblick wieder da. Eddie spürte, daß er zutiefst erschöpft war.
    Versorgt? fragte er.
    Ja. Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat. Eine Pause. Ich mußte kriechen.
    Eddie drehte sich wieder um. Die Tür war wieder da, aber jetzt zeigte sie einen etwas anderen Ausschnitt jener Welt, und ihm wurde klar, daß sie sich dort drüben ebenso mit Roland bewegte, wie sie sich hier mit ihm bewegte. Dieser Gedanke ließ ihn ein wenig erzittern. Es war, als wäre er durch eine unheimliche Nabelschnur mit dem anderen verbunden. Der Körper des Revolvermanns lag wie bisher zusammengesunken davor, aber jetzt sah er einen langen Strandabschnitt zur unregelmäßigen Flutlinie hinunter, wo die Monster knurrend und summend umherwanderten. Jedesmal, wenn eine Welle brach, hoben sie alle die Scheren. Sie sahen wie das Publikum in alten Dokumentarfilmen aus, wenn Hitler sprach und alle den Sieg heil! -Gruß machten, als hinge ihr Leben davon ab – was wahrscheinlich so gewesen war, wenn man genauer darüber nachdachte. Eddie konnte die qualvollen Spuren des Revolvermanns im Sand sehen.
    Während Eddie hinsah, griff eines der Monster schnell wie der Blitz in die Höhe und fing eine Möwe aus der Luft, die sich zu dicht an den Boden gewagt hatte. Sie fiel in zwei blutspritzenden Hälften zu Boden. Die Teile waren von den gräßlichen Schalentieren verschlungen, noch bevor sie zu zucken aufgehört hatten. Eine einzige weiße Feder schwebte in die Höhe. Eine Schere riß sie herunter.
    Heiliger Christus, dachte Eddie benommen. Seh sich einer diese Schnapper an.
    »Warum sehen Sie immer nach hinten?« hatte einer der Männer gefragt.
    »Ich brauche von Zeit zu Zeit ein Gegengift«, sagte Eddie.
    »Wogegen?«
    »Gegen Ihr Gesicht.«
     
     

    3
     
    Der Taxifahrer ließ Eddie vor dem Gebäude in Co-Op City aussteigen, dankte ihm für den Dollar Trinkgeld und fuhr weiter. Eddie stand einen Augenblick nur da, hatte die Reißverschlußtasche in einer Hand und die Jacke am Finger der anderen über die Schulter geworfen. Hier hatte er eine Zweizimmerwohnung mit seinem Bruder. Er stand einen Augenblick da und sah an dem Gebäude hinauf: ein Monolith mit allem Stil und Geschmack einer Saltines Box aus Backstein. Mit den vielen Fenstern sah es für Eddie wie ein Gefängnisblock aus, für ihn war der Anblick so deprimierend wie er für Roland – den anderen – erstaunlich war.
    Niemals, nicht einmal als Kind, habe ich ein so hohes Bauwerk gesehen, sagte Roland. Und es gibt so viele!
    Ja, stimmte Eddie zu. Wir wohnen wie Ameisen in ihrem Bau. Für dich mag das gut aussehen, Roland, aber ich sage dir, man hat es satt. Man hat es ziemlich schnell satt.
    Das blaue Auto fuhr vorbei; der Pizzalieferwagen bog ein und kam näher. Eddie erstarrte und spürte, wie Roland in ihm ebenfalls erstarrte. Vielleicht hatten sie doch vor, ihn wegzupusten.
    Die Tür? fragte Roland. Sollen wir durchgehen? Möchtest du das? Eddie spürte, daß Roland bereit war – zu allem –, aber seine Stimme war ruhig.
    Noch nicht, sagte Eddie. Könnte sein, daß sie nur reden wollen. Aber sei bereit.
    Ihm war klar, daß es unnötig gewesen war, das zu sagen; er spürte, daß Roland im Tiefschlaf bereiter sein würde, zu handeln und sich zu bewegen, als Eddie es in seinen wachsten Augenblicken je sein würde.
    Der Pizzawagen mit den lächelnden Jungen auf der Seite kam näher. Das Beifahrerfenster wurde heruntergekurbelt. Eddie wartete vor dem Eingang zu seinem Wohnhaus, sein Schatten erstreckte sich lang von den Schuhspitzen, wartete darauf, was sich

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