Der Dunkle Turm 2 - Drei
Eddie hatte nicht die leiseste Ahnung, was damit passieren würde.
Leg das Astin auf die Fleischdinge. Und dann nimm alles zusammen in die Hände.
Aspirin.
Gut. Nenne es meinethalben Flutergork, wenn du willst, Gef… Eddie. Tu es einfach.
Er holte das Anacin aus der Tüte, die er in die Tasche gesteckt hatte, hätte es beinahe auf einen der Hot dogs gelegt, überlegte dann aber, daß Roland Mühe haben würde, auch nur das, was er selbst die Giftsicherung nannte, abzulösen, geschweige denn, es zu öffnen.
Er machte es selbst, schüttete drei Tabletten auf eine der Servietten, überlegte und fügte dann drei weitere hinzu.
Drei jetzt, drei später, sagte er. Wenn es ein Später gibt.
Gut. Danke.
Was jetzt?
Halte alles.
Eddie hatte wieder in den konvexen Spiegel gesehen. Zwei der Agenten schlenderten beiläufig auf die Snackbar zu; vielleicht gefiel es ihnen nicht, daß Eddie ihnen den Rücken zugekehrt hatte, vielleicht rochen sie einen kleinen Taschenspielertrick, den sie sich näher ansehen wollten. Wenn etwas geschehen sollte, sollte es besser schnell geschehen.
Er legte die Hände um alles, spürte die Wärme der Hot dogs in den Weißbrötchen, die Kälte der Pepsi. In diesem Augenblick sah er wie ein Familienvater aus, der dabei war, den Kindern einen Imbiß zu bringen… und dann fing das Zeug an zu schmelzen.
Er sah nach unten, seine Augen wurden so groß, daß er glaubte, sie müßten jeden Moment herausfallen und am Sehnerv herunterbaumeln.
Er konnte die Hot dogs durch die Brötchen sehen. Er konnte die Pepsi durch den Becher sehen, die eisgekühlte Flüssigkeit krümmte sich gemäß einer Form, die nicht mehr zu sehen war.
Dann konnte er die rote Kunststofftheke durch die Hot dogs sehen, und die weiße Wand durch das Pepsi. Seine Hände näherten sich einander, der Widerstand zwischen ihnen wurde immer geringer… und dann lagen sie Handfläche auf Handfläche aneinander. Das Essen… die Servietten… die Pepsi-Cola… die sechs Anacin… alles, was zwischen seinen Händen gewesen war, war weg.
Jesus sprang auf und spielte Fiedel, dachte Eddie benommen. Er sah zu dem konvexen Spiegel hinauf.
Die Tür war verschwunden… wie Roland aus seinen Gedanken verschwunden war.
Guten Appetit, mein Freund, dachte Eddie. Aber war diese fremde Präsenz, die sich Roland nannte, wirklich sein Freund? Das war noch lange nicht bewiesen, oder? Sicher, er hatte Eddies Speck gerettet, aber das bewies noch lange nicht, daß er ein Pfadfinder war.
Wie dem auch sei, er mochte Roland. Fürchtete ihn… aber er mochte ihn auch.
Vermutete, daß er ihn mit der Zeit liebgewinnen konnte, so wie er Henry liebhatte.
Guten Appetit, Fremder, dachte er. Iß gut, bleib am Leben… und komm zurück.
In der Nähe lagen ein paar senfverschmierte Servietten, die ein anderer Kunde liegengelassen hatte. Eddie knüllte sie zusammen, warf sie auf dem Weg hinaus in den Papierkorb neben der Tür und kaute Luft, als würde er den letzten Bissen von etwas verschlingen. Es gelang ihm sogar, ein Rülpsen zustande zu bringen, während er sich auf dem Weg zu den Schildern GEPÄCK und BODENTRANSPORT dem Farbigen näherte.
»Kein passendes Hemd gefunden?« fragte Eddie.
»Bitte?« Der Farbige wandte sich vom Monitor der American Airlines ab, den er vorgeblich studierte.
»Ich dachte mir, Sie suchen vielleicht nach einem mit der Aufschrift: BITTE FÜTTERT MICH, ICH BIN AGENT DER US-REGIERUNG«, sagte Eddie und ging weiter.
Während er die Treppe hinunterging, sah er, wie die Handtaschenkramerin hastig ihre Handtasche zuklappte und auf die Beine sprang.
Mann o Mann, das wird wie die Erntedank-Party der Macy’s werden.
Es war ein verdammt interessanter Tag gewesen, und Eddie vermutete, daß er noch nicht vorbei war.
5
Als Roland die Hummerwesen wieder aus den Wellen kommen sah (also hatte ihr Auftauchen nichts mit den Gezeiten zu tun; die Dunkelheit lockte sie heraus), verließ er Eddie Dean, um sich zu entfernen, bevor die Kreaturen ihn finden und fressen konnten.
Die Schmerzen hatte er erwartet, auf sie war er vorbereitet. Er lebte schon so lange mit Schmerzen, daß sie ihm fast wie alte Freunde waren. Aber es erschreckte ihn, wie schnell das Fieber zugenommen hatte und seine Kraft abnahm. Hatte er bislang nicht im Sterben gelegen, jetzt tat er es eindeutig. Gab es in der Welt des Gefangenen etwas so Starkes, daß es den Tod verhindern konnte? Vielleicht. Aber wenn er nicht binnen der nächsten sechs bis acht
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