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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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zeigen würde – ein Gesicht oder ein Gewehr.
     
     

    4
     
    Fünf Minuten nachdem die Zollbeamten schließlich aufgegeben hatten und Eddie gehen ließen, hatte Roland ihn zum zweitenmal verlassen.
    Der Revolvermann hatte gegessen, aber nicht genug; er brauchte etwas zu trinken; am dringendsten aber brauchte er Medizin. Eddie konnte ihm noch nicht mit der Medizin helfen, die Roland wirklich brauchte (auch wenn er vermutete, daß der Revolvermann recht hatte und Balazar es konnte… wenn Balazar wollte). Aber simples Aspirin konnte vielleicht wenigstens das Fieber senken, das Eddie gespürt hatte, als der Revolvermann sich dicht über ihn beugte, um den hinteren Teil des Klebebandes durchzuschneiden. Er blieb vor dem Zeitungskiosk im Hauptgebäude des Flughafens stehen.
    Habt ihr Aspirin, wo du herkommst?
    Davon habe ich nie gehört. Ist das Zauberei oder Medizin?
    Beides, schätze ich.
    Eddie betrat den Kiosk und kaufte eine Packung extrastarkes Anacin. Er ging zur Snackbar und kaufte ein Paar dreißig Zentimeter lange Hot dogs und eine extragroße Pepsi. Er strich gerade Senf und Ketchup auf die Würstchen (Henry nannte die 30 Zentimeter langen Godzilla dogs), als ihm plötzlich einfiel, daß sie gar nicht für ihn waren. Roland mochte Senf und Ketchup vielleicht gar nicht. Roland konnte sogar Vegetarier sein. Dieses Zeug konnte Roland vielleicht sogar umbringen.
    Nun, jetzt ist es zu spät, dachte Eddie. Wenn Roland sprach wenn Roland handelte –, wußte Eddie, daß dies alles Wirklichkeit war. Wenn er still war, kehrte ständig das schwindelerregende Gefühl zurück, daß alles ein Traum war – ein außergewöhnlich lebhafter Traum, den er hatte, während er an Bord der Delta 901 Richtung Kennedy Airport schlief.
    Roland hatte ihm gesagt, er könne das Essen in seine eigene Welt tragen. Er sagte, er hätte das schon einmal getan, während Eddie schlief. Eddie fand es unmöglich, das zu glauben, aber Roland beharrte darauf, daß es stimmte.
    Nun, wir müssen immer noch verdammt vorsichtig sein, sagte Eddie. Zwei Zollbeamte beschatten mich. Uns. Was, zum Teufel, ich auch jetzt immer sein mag.
    Ich weiß, daß wir vorsichtig sein müssen, erwiderte Roland. Es sind nicht zwei; es sind fünf. Plötzlich verspürte Eddie eine der unheimlichsten Empfindungen seines ganzen Lebens. Er bewegte die Augen nicht, spürte aber, wie sie bewegt wurden. Roland bewegte sie.
    Ein Mann im Muskelhemd, der in einen Telefonhörer sprach.
    Eine Frau, die auf einer Bank saß und in ihrer Handtasche kramte.
    Ein junger Farbiger, der außergewöhnlich hübsch gewesen wäre, abgesehen von einer Hasenscharte, die ein chirurgischer Eingriff nur unzureichend entfernt hatte, welcher die T-Shirts in dem Kiosk betrachtete, den Eddie vor nicht allzulanger Zeit verlassen hatte.
    Äußerlich war nichts Ungewöhnliches an ihnen, aber Eddie sah ihnen trotzdem an, was sie waren, und es war, als würde man die versteckten Bilder in einem Suchbild erkennen, die man gar nicht mehr übersehen konnte, wenn man sie erst einmal entdeckt hatte. Er spürte stumpfe Hitze in den Wangen, weil ihn der andere auf etwas hatte hinweisen müssen, das er sofort hätte sehen sollen. Er hatte nur zwei gefunden. Diese drei waren etwas besser, aber nicht sehr; der Blick des Telefonierers war nicht leer, weil er sich die Person vorstellte, mit der er sprach, sondern lebhaft; er sah richtiggehend, und der Blick kehrte immer wieder dorthin zurück, wo Eddie sich aufhielt. Die Handtaschen-Frau fand nicht, was sie suchte, gab auch nicht auf, sondern wühlte immer endlos weiter. Und der Einkäufer hatte genügend Zeit gehabt, sich jedes einzelne T-Shirt auf dem Ständer mindestens ein dutzendmal anzusehen.
    Plötzlich fühlte sich Eddie wieder wie ein Fünfjähriger, der Angst davor hatte, die Straße zu überqueren, wenn Henry ihm nicht die Hand hielt.
    Achte nicht darauf sagte Roland. Und mach dir keine Gedanken wegen des Essens. Ich habe Insekten gegessen, die noch so lebendig waren, daß einige davon meinen Hals hinunterkrabbeln konnten.
    Ja, antwortete Eddie, aber dies ist New York.
    Er nahm die Würstchen und das Getränk zum Ende des Tresens und stellte sich dort mit dem Rücken zum Durchgang des Hauptgebäudes. Dann sah er zur linken Ecke auf. Dort wölbte sich ein konvexer Spiegel gleich einem hypertonischen Auge. Er konnte seine sämtlichen Verfolger darin erkennen, aber keiner war so nahe, daß er das Essen und den Becher sehen konnte. Und das war gut so, denn

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