Der Dunkle Turm 2 - Drei
Männer mit Revolvern an den Hüften, und ich bringe Sie zum Kotzen? Mann, Sie haben ein echtes Problem.«
Eddie machte einen Schritt auf ihn zu. Der Zollbeamte verteidigte seine Position einen Augenblick, dann zwangen ihn Eddies Augen – eine verrückte Farbe, halb mandelbraun, halb blau – gegen seinen Willen zum Rückzug.
»ICH HABE NICHTS BEI MIR!« brüllte Eddie. »HÖREN SIE JETZT EINFACH AUF! HÖREN SIE AUF HASSEN SIE MICH IN RUHE!«
Wieder Schweigen. Dann drehte sich der alte Mann um und schrie jemanden an: »Haben Sie mich nicht verstanden? Bringen Sie seine Kleidung!«
Und damit war das erledigt.
2
»Glauben Sie, Sie werden verfolgt?« fragte der Taxifahrer. Er hörte sich amüsiert an.
Eddie drehte sich nach vorne. »Wie kommen Sie darauf?«
»Sie sehen immer zur Heckscheibe raus.«
»Ich habe nie gedacht, daß ich verfolgt werde«, sagte Eddie. Das war die völlige Wahrheit. Er hatte die Verfolger schon gesehen, als er sich das erste Mal umgedreht hatte. Die Verfolger, nicht den. Er mußte sich nicht umdrehen, um ihre Anwesenheit zu bestätigen. Freigänger aus einer Anstalt für geistig Behinderte hätten Mühe gehabt, Eddies Taxi an diesem Spätnachmittag im Mai zu verlieren; auf der L. I. E. herrschte kaum Verkehr. »Ich studiere Verkehrsmuster, das ist alles.«
»Oh«, sagte der Taxifahrer. In manchen Kreisen hätte eine so sonderbare Bemerkung Fragen nach sich gezogen, aber Taxifahrer in New York stellen selten Fragen; statt dessen erklären sie, für gewöhnlich in großem Stil. Die meisten dieser Erklärungen fangen mit den Worten Diese Stadt! an, als wären sie eine religiöse Beschwörung, die einer Predigt vorangehen… was üblicherweise auch so war. Statt dessen sagte dieser: »Wenn Sie denken würden, Sie werden verfolgt seien Sie versichert, das ist nicht der Fall. Ich wüßte es. Diese Stadt! Mein Gott! Ich habe selbst schon genügend Leute verfolgt. Sie wären überrascht, wie viele Leute in mein Auto springen und sagen: ›Folgen Sie diesem Wagen.‹ Ich weiß, klingt so, als würde man es nur in Filmen hören, richtig? Richtig. Aber wie man so sagt, das Leben ahmt die Kunst nach und die Kunst das Leben. Das kommt tatsächlich vor! Und wenn es darum geht, einen Verfolger abzuhängen, nichts leichter als das, wenn man weiß, wie man jemanden eine Falle stellen kann. Sie…«
Eddie schaltete den Taxifahrer auf ein Hintergrundmurmeln herunter und schenkte ihm gerade noch soviel Aufmerksamkeit, daß er an den richtigen Stellen nicken konnte. Wenn man darüber nachdachte, war das Geschwätz des Taxifahrers eigentlich ganz lustig. Einer der Verfolger war eine dunkelblaue Limousine. Eddie vermutete, daß die zum Zoll gehörte. Bei den anderen handelte es sich um einen Lieferwagen, auf dessen Seite sich die Aufschrift GINELLI’S PIZZA befand. Darunter war das Bild einer Pizza, aber die Pizza war ein lächelndes Jungengesicht, und der Junge leckte sich die Lippen; darunter wiederum befand sich die Unterschrift: › MMMHHHH! Eine GUUUUUTE Pizza!‹ Ein junger städtischer Künstler mit Sprühdose und einem rudimentären Sinn für Humor hatte das Pizza durchgestrichen und MUSCHI darüber geschrieben.
Ginelli. Eddie kannte nur einen Ginelli; er hatte ein Restaurant, das Four Fathers hieß. Die Pizzeria war ein Tarnunternehmen, eine Fassade, eine Geldwäscherei. Ginelli und Balazar. Sie gehörten zusammen wie Hot dogs und Senf.
Gemäß dem ursprünglichen Plan hätten vor dem Terminal eine Limousine warten sollen, deren Chauffeur ihn zu Balazars Geschäftszentrum hätte bringen sollen, einem Saloon in der Stadtmitte. Aber natürlich hatten zum ursprünglichen Plan nicht zwei Stunden in einem kleinen weißen Zimmer gehört, zwei Stunden ununterbrochenen Verhörs durch eine Bande Zollbeamter, während eine andere Bande zuerst die Abfalltanks des Fluges 901 leerte und dann deren Inhalt durchkämmte, um nach der großen Ladung zu suchen, die sie vermuteten, der großen Ladung, die man nicht auflösen oder hinunterspülen konnte.
Als er herausgekommen war, hatte selbstverständlich keine Limousine mehr gewartet. Der Chauffeur hatte seine Anweisungen gehabt; wenn der Bote nicht 15 Minuten nach den letzten Passagieren aus dem Flughafengebäude kommt, nichts wie weg, und zwar schnell. Der Chauffeur würde nicht das Telefon der Limousine benützen, das eigentlich ein Funkgerät war, das man leicht abhören konnte. Balazar würde Leute anrufen, herausfinden, daß Eddie Ärger
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