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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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bekommen, aber dennoch… was sollte er von ihnen halten?
    »An dem Tag, als sie angekommen sind«, sagte er zu Hollis, »hast du sie für weich gehalten. Und jetzt?«
    »Jetzt?« Hollis drehte sein Monokel ein letztes Mal, dann klemmte er es sich ins Auge und sah den Sheriff damit an. »Jetzt denke ich, dass sie doch ein bisschen härter sein könnten, als ich geglaubt habe.«
    Ja, wahrhaftig, dachte Avery. Aber hart heißt nicht smart, den Göttern sei Dank. Aye, dafür sei den Göttern Dank.
    »Ich habe Hunger wie ein Stier, das hab ich«, sagte er und stand auf. Er bückte sich, stützte die Hände auf die Knie und ließ einen weiteren lauten Furz streichen. Hollis und Riggins sahen einander an. Riggins wedelte mit einer Hand vor dem Gesicht. Sheriff Herkimer Avery, Sheriff der Baronie, richtete sich erleichtert und erwartungsvoll zugleich auf. »Draußen ist mehr Platz als drinnen«, sagte er. »Kommt, Jungs. Gehen wir die Straße runter und schieben uns was zwischen die Zähne.«
     
     
    11
     
    Nicht einmal der Sonnenuntergang konnte die Aussicht von der Veranda des Schlafhauses der Bar K Ranch wesentlich verbessern. Das Gebäude – abgesehen vom Kochschuppen und dem Stall das Einzige, das noch auf dem Gelände stand – war L-förmig, die Veranda an der Innenseite des kurzen Flügels gebaut. Man hatte gerade die passende Anzahl Sitzgelegenheiten für sie zurückgelassen: zwei mitgenommene Schaukelstühle und eine Holzkiste, auf die jemand ein wackliges Brett genagelt hatte.
    An diesem Abend saß Alain auf einem der Schaukelstühle und Cuthbert auf der Kiste, der er den Vorzug zu geben schien. Auf dem Querholz saß der Wachposten und sah über den gestampften Boden des Hofs zur ausgebrannten Ruine des Wohnhauses der Garbers hinüber.
    Alain war hundemüde, und obwohl sie beide in dem Bach am westlichen Rand des Farmgeländes gebadet hatten, bildete er sich ein, dass er immer noch nach Fisch und Seetang roch. Sie hatten den ganzen Tag damit verbracht, Netze zu zählen. Er hatte nichts gegen harte Arbeit einzuwenden, auch wenn sie eintönig war, aber sinnlose Arbeit passte ihm nicht. Und das Ganze war sinnlose Arbeit. Hambry gliederte sich in zwei Teile: Fischer und Pferdezüchter. Bei den Fischern würden sie nichts finden, und nach drei Wochen Anwesenheit wussten sie das alle drei. Ihre Antworten lagen draußen auf der Schräge, die sie bislang aber nur flüchtig begutachtet hatten. Auf Rolands Anordnung.
    Der Wind wehte böig, und einen Moment lang konnten sie den leisen, grummelnden, heulenden Ton der Schwachstelle hören.
    »Ich hasse dieses Geräusch«, sagte Alain.
    Cuthbert, der diesen Abend ungewöhnlich schweigsam und nach innen gekehrt war, nickte und sagte nur: »Aye.« Inzwischen sagten sie es alle, ganz zu schweigen von das tust du und das bin ich und das ist es. Alain hatte den Verdacht, sie würden Hambry noch auf den Zungen haben, wenn sie dessen Staub schon längst von den Stiefeln gewischt hatten.
    Hinter ihnen, aus der Tür des Schlafhauses, drang ein weniger unangenehmes Geräusch – das Gurren von Tauben. Und dann, von der anderen Seite des Schlafhauses, ein drittes, auf das er und Cuthbert unbewusst gewartet hatten, während sie den Sonnenuntergang betrachteten: Pferdehufe. Rusher.
    Roland kam anmutig um die Ecke geritten, und da geschah etwas, was Alain seltsam bedeutungsvoll vorkam… wie ein Omen. Das Flattern von Schwingen ertönte, und plötzlich saß ein Vogel auf Rolands Schulter.
    Er zuckte nicht zusammen, sondern drehte sich nur um. Er ritt bis zu dem Querholz an der Veranda, wo er im Sattel sitzen blieb und die Hand ausstreckte. »Heil«, sagte er leise, worauf die Taube auf seine Handfläche hüpfte. An einem der Beine war ihr eine Kapsel festgebunden worden. Roland entfernte sie, öffnete sie und holte einen winzigen Papierstreifen heraus, der fest zusammengerollt war. Mit der anderen Hand hielt er die Taube.
    »Heil«, sagte Alain und streckte seinerseits die Hand aus. Die Taube flog zu ihm. Als Roland abstieg, nahm Alain die Taube mit ins Schlafhaus, wo unter dem offenen Fenster die Käfige standen. Er öffnete den mittleren und streckte die Hand aus. Die Taube, die gerade eingetroffen war, lief hinein; die Taube wiederum, die zuvor im Käfig gewesen war, hüpfte heraus auf seine Handfläche. Alain machte die Käfigtür zu, verriegelte sie, durchquerte das Zimmer und hob das Kissen von Berts Pritsche. Darunter befand sich ein Stoffumschlag mit einer Anzahl leerer

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