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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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»und alles für dich tun, nur nicht dabeistehen und zusehen, wie du zu einem anderen Mann gehst.«
    »Dann geh fort von mir, wenn du mich liebst. Bitte, Will!«
    »Noch einen Kuss.«
    Sie kam sofort näher, streckte ihm voller Vertrauen das Gesicht entgegen, und er begriff, dass er alles mit ihr tun konnte. Sie war, zumindest im Augenblick, nicht mehr Herrin ihrer selbst; er konnte sie haben. Er konnte mit ihr tun, was Marten mit seiner Mutter getan hatte, wenn das sein Wunsch war.
    Dieser Gedanke zerbrach seine Leidenschaft und verwandelte sie in Schlacke, die als strahlender Regen herabfiel und nach und nach in einer dunklen Bestürzung erlosch. Dass sein Vater es akzeptiert hatte
    (Ich weiß es seit zwei Jahren)
    war in vieler Hinsicht der schlimmste Teil von allem, was Roland in diesem Jahr widerfahren war; wie konnte er sich in dieses – oder ein anderes – Mädchen verlieben, in einer Welt, wo ein derartiges Elend des Herzens notwendig war und sich möglicherweise sogar wiederholte?
    Und doch liebte er sie.
    Statt des leidenschaftlichen Kusses, den er wollte, presste er die Lippen behutsam auf den Mundwinkel, wo das hauchfeine Rinnsal Blut floss. Er küsste sie und schmeckte Salz wie den Geschmack eigener Tränen. Er machte die Augen zu und erschauerte, als sie mit der Hand das Haar in seinem Nacken streichelte.
    »Ich würde Olive Thorin nicht um alles in der Welt wehtun«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ebenso wenig wie ihm, Will. Ich habe es nicht verstanden, und nun ist es zu spät, um alles in Ordnung zu bringen. Aber ich danke dir dafür, dass du dir nicht… nicht genommen hast, was du hättest haben können. Und ich werde dich nie vergessen. Wie es war, von dir geküsst zu werden. Es ist das Beste, was mir je widerfahren ist, glaube ich. Als würden Himmel und Erde eins werden, aye.«
    »Ich werde es auch nicht vergessen.« Er sah ihr zu, wie sie sich in den Sattel schwang, und erinnerte sich an ihre bloßen Beine in der Dunkelheit jener Nacht, als er sie kennen gelernt hatte. Und plötzlich konnte er sie nicht gehen lassen. Er streckte die Hand aus, berührte sie am Stiefel.
    »Susan…«
    »Nein«, sagte sie. »Bitte.«
    Er wich zurück. Irgendwie.
    »Dies ist unser Geheimnis«, sagte sie. »Ja?«
    »Aye.«
    Darüber lächelte sie… aber es war ein trauriges Lächeln. »Halte dich ab jetzt fern von mir, Will. Bitte. Und ich werde mich von dir fern halten.«
    Er dachte darüber nach. »Wenn wir das schaffen.«
    »Wir müssen, Will. Wir müssen.«
    Sie ritt schnell davon. Roland stand neben Rushers Steigbügel und sah ihr nach. Und als sie hinter dem Horizont verschwunden und nicht mehr zu sehen war, sah er ihr immer noch nach.
     
     
    10
     
    Sheriff Avery und seine beiden Hilfssheriffs, Dave Hollis und George Riggins, saßen auf der Veranda vor Gefängnis und Büro des Sheriffs, als Mr. Stockworth und Mr. Heath (Letzterer hatte den idiotischen Vogelschädel immer noch an seinem Sattelknauf befestigt) in stetem Schritt vorbeiritten. Fünfzehn Minuten zuvor hatte die Mittagsglocke geläutet, und Sheriff Avery vermutete, dass sie auf dem Weg zum Mittagessen waren, möglicherweise im Millbank oder im Traveller’s Rest, wo es auch einen akzeptablen Mittagstisch gab. Popkins und dergleichen. Avery bevorzugte da allerdings eher etwas Sättigenderes; ein halbes Hähnchen oder eine Rinderhüfte waren mehr nach seinem Geschmack.
    Mr. Heath winkte ihnen zu und grinste. »Guten Tag, Gentlemen! Langes Leben! Sanfte Winde! Glückliche siestas!«
    Sie winkten und lächelten zurück. Als die beiden nicht mehr zu sehen waren, sagte Hollis: »Sie haben den ganzen Vormittag unten auf den Piers verbracht und Netze gezählt! Netze! Ist das zu glauben?«
    »Yessir«, sagte Sheriff Avery, hob eine seiner Pobacken ein Stück von seinem Schaukelstuhl und ließ einen lautstarken Mittagspausenfurz fliegen. »Yessir, ich glaube es. Aye.«
    »Wenn sie Jonas’ Jungs nicht derart fertig gemacht hätten«, sagte Riggins, »würde ich sie für eine Bande von Narren halten.«
    »Und wahrscheinlich hätten sie nichts dagegen«, sagte Avery. Er sah Hollis an, der sein Monokel am Ende des Bands drehte und in die Richtung sah, die die Jungen eingeschlagen hatten. Es gab Leute in der Stadt, die nannten die Bengel des Bundes bereits Kleine Sargjäger. Avery war sich uneins, was er davon halten sollte. Er hatte die Wogen zwischen ihnen und Thorins harten Jungs geglättet und für seine Bemühungen ein Lob und ein Goldstück von Rimer

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