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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Willkommensempfang von Bürgermeister Thorin. Als Richard nun Sai Lengyll bat, die Zahl der Reitpferde zu schätzen, sagte dieser, es seien etwa vierhundert.«
    »Verrückt.«
    »Könnte man meinen«, stimmte Will zu.
    »Wissen die denn nicht, dass die Pferde alle hier draußen sind, wo ihr sie gut sehen könnt?«
    »Sie wissen, dass wir noch kaum richtig angefangen haben«, sagte er, »und dass wir uns zuerst die Fischersleute vornehmen. Sie glauben bestimmt, dass wir mindestens einen Monat brauchen werden, bis wir uns mit den Pferden in der Gegend beschäftigen können. Und bis dahin legen sie uns gegenüber ein Benehmen an den Tag, das man… Wie soll ich mich ausdrücken? Na ja, vergiss, wie ich mich ausdrücken würde. Ich kann nicht besonders gut mit Worten umgehen, aber mein Freund Arthur nennt es ›freundliche Verachtung‹. Sie lassen die Pferde wahrscheinlich vor unseren Augen draußen, weil sie denken, wir wüssten nicht, was wir sehen. Oder sie denken, wir werden nicht glauben, was wir sehen. Ich bin sehr froh, dass ich dich hier draußen gefunden habe.«
    Nur damit ich dir eine akkuratere Schätzung der Zahl der Pferde geben kann? Ist das der einzige Grund?
    »Aber ihr werdet dazu kommen, die Pferde zu zählen. Mit der Zeit. Ich meine, ganz bestimmt wäre der Bund darauf doch am meisten angewiesen.«
    Er sah sie seltsam an, als hätte sie etwas übersehen, was klar auf der Hand liegen müsste. Sie fühlte sich unsicher.
    »Was? Was ist es?«
    »Vielleicht rechnen sie damit, dass die überzähligen Pferde fort sein werden, bis wir uns um diesen Aspekt der Geschäfte der Baronie kümmern können.«
    »Fort wohin?«
    »Ich weiß nicht. Aber es gefällt mir nicht. Susan, das alles bleibt doch unter uns, oder nicht?«
    Sie nickte. Sie müsste des Wahnsinns fette Beute sein, wenn sie jemandem erzählte, dass sie ohne eine Anstandsdame, abgesehen von Rusher und Pylon, mit Will Dearborn auf der Schräge gewesen war.
    »Möglicherweise entpuppt sich alles als harmlos, aber wenn nicht, könnte es gefährlich sein, etwas zu wissen.«
    Was wieder zu ihrem Da’ führte. Lengyll hatte ihr und Tante Cord erzählt, dass Pat abgeworfen worden sei und Ocean Foam sich dann auf ihn gewälzt habe. Sie hatten keinen Grund gehabt, an den Worten des Mannes zu zweifeln. Aber Fran Lengyll hatte Wills Freunden auch erzählt, dass es nur vierhundert Reitpferde in Mejis gab, und das war eine faustdicke Lüge.
    Will drehte sich zu seinem Pferd um, und sie war froh darüber.
    Ein Teil von ihr wollte, dass er blieb – dass er dicht neben ihr stand, während die langen Schatten der Wolken über das Grasland zogen –, aber sie waren schon zu lange hier draußen zusammen. Es gab keinen Grund, anzunehmen, jemand könnte vorbeikommen und sie sehen, aber aus einem unerfindlichen Grund machte sie dieser Gedanke unruhiger denn je.
    Er rückte den Steigbügel zurecht, der neben der Scheide mit dem Schaft seiner Lanze hing (Rusher wieherte leise tief im Hals, so als wollte er sagen: Wurde auch Zeit, dass wir weiterziehen), dann drehte er sich wieder zu ihr um. Sie bekam fast einen Schwächeanfall, als er sie ansah, und jetzt war der Gedanke an Ka so übermächtig, dass er sich kaum mehr leugnen ließ. Sie wollte sich einreden, dass es sich lediglich um die Ahnung handelte – das Gefühl, etwas schon einmal erlebt zu haben –, aber es war nicht die Ahnung; es war das Gefühl, als hätte man die Straße gefunden, die man die ganze Zeit gesucht hatte.
    »Ich möchte noch etwas sagen. Ich kehre nicht gern an den Anfang unseres Gesprächs zurück, aber es muss sein.«
    »Nein«, sagte sie kläglich. »Das ist gewiss erledigt.«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe und eifersüchtig war«, sagte er, und seine Stimme geriet zum ersten Mal ein klein wenig aus den Fugen und zitterte in der Kehle. Sie sah zu ihrem Schrecken, dass ihm Tränen in den Augen standen. »Da ist mehr. Noch etwas.«
    »Will, ich mag es nicht…« Sie wandte sich blind zu ihrem Pferd um. Er hielt sie an der Schulter fest und drehte sie wieder um. Es war keine grobe Berührung, aber sie hatte etwas Unentrinnbares an sich, das grässlich war. Sie schaute ihm hilflos ins Gesicht, stellte fest, dass er jung und fern seiner Heimat war, und wusste plötzlich, dass sie ihm nicht lange würde widerstehen können. Sie wollte ihn so sehr, dass es ihr Schmerzen bereitete. Sie hätte ein Jahr ihres Lebens gegeben, nur um die Handflächen auf seine Wangen zu legen und seine Haut

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