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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Papierstreifen und einem winzigen Füller. Er nahm einen der Streifen und den Füller, der über einen kleinen Vorrat an Tinte verfügte und nicht eingetaucht werden musste. Er ging wieder auf die Veranda hinaus. Roland und Cuthbert studierten gerade den aufgerollten Papierstreifen, den die Taube aus Gilead gebracht hatte. Eine Reihe winziger geometrischer Figuren befand sich darauf:
     

     
    »Was steht da?«, fragte Alain. Der Kode war ziemlich einfach, aber er konnte ihn sich nicht merken oder gar aus dem Stegreif lesen, so wie Roland und Bert es fast von Anfang an gekonnt hatten. Alains Talente – seine Fähigkeiten als Fährtensucher, sein einfacher Zugang zur Gabe der Fühlungnahme – lagen auf anderen Gebieten.
    »›Farson rückt nach Osten vor‹«, las Cuthbert. »›Streitkräfte teilen sich, eine große, eine kleine Gruppe. Seht ihr etwas Ungewöhnliches?‹« Er sah Roland fast beleidigt an. »Etwas Ungewöhnliches, was soll das bedeuten?«
    Roland schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht. Und er bezweifelte, ob es die Männer – zu denen mit Sicherheit sein Vater gehörte – wussten, die die Nachricht geschickt hatten.
    Alain gab Cuthbert den Streifen und den Füller. Bert streichelte mit einem Finger den Kopf der leise gurrenden Taube. Sie spreizte die Schwingen, als könnte sie es kaum erwarten, nach Westen zu fliegen.
    »Was soll ich schreiben?«, fragte Cuthbert. »Dasselbe?«
    Roland nickte.
    »Aber wir haben etwas Ungewöhnliches gesehen!«, sagte Alain. »Und wir wissen, dass hier etwas nicht stimmt! Die Pferde… und auf der kleinen Ranch im Süden… ich kann mich nicht an den Namen erinnern…«
    Cuthbert konnte es. »Rocking H.«
    »Aye, Rocking H. Ochsen gibt es dort. Ochsen! Meine Götter, ich habe nie welche gesehen, außer in Bilderbüchern!«
    Roland sah beunruhigt drein. »Weiß jemand, dass du sie gesehen hast?«
    Alain zuckte ungeduldig die Achseln. »Ich glaube nicht. Es waren Treiber da – drei, vielleicht vier…«
    »Vier, aye«, sagte Cuthbert leise.
    »… aber die haben uns nicht beachtet. Auch wenn wir etwas sehen, glauben sie, wir sehen es nicht.«
    »Und so muss es bleiben.« Roland ließ den Blick über sie schweifen, aber sein Gesicht hatte einen abwesenden Ausdruck, so als wäre er mit Gedanken ganz woanders. Er drehte sich um und betrachtete den Sonnenuntergang, und da sah Alain etwas an seinem Hemdkragen. Er entfernte es mit einer derart schnellen und behänden Bewegung, dass nicht einmal Roland selbst es bemerkte. Bert hätte das nicht gekonnt, dachte Alain nicht ohne Stolz.
    »Aye, aber…«
    »Dieselbe Botschaft«, sagte Roland. Er setzte sich auf die oberste Stufe und blickte wieder zum Abendrot im Westen. »Geduld, Mr. Richard Stockworth und Mr. Arthur Heath. Wir wissen bestimmte Dinge und vermuten bestimmte andere. Aber würde John Farson den weiten Weg auf sich nehmen, nur um sich Pferde zu beschaffen? Ich glaube nicht. Ich bin mir da nicht so sicher; Pferde sind zwar wertvoll, aye, das sind sie… aber ich bin mir da wirklich nicht sicher. Also warten wir.«
    »Schon gut, schon gut, dieselbe Botschaft.« Cuthbert glättete den Papierstreifen auf dem Verandageländer und kritzelte eine kurze Folge von Symbolen darauf. Diese Botschaft nun konnte Alain lesen; er hatte seit ihrer Ankunft in Hambry dieselbe Abfolge von Zeichen schon des Öfteren gesehen. »Nachricht erhalten. Uns geht es gut. Diesmal nichts zu melden.«
    Die Nachricht wurde in die Kapsel gesteckt und am Bein der Taube befestigt. Alain ging die Stufen hinunter, stellte sich neben Rusher (der immer noch geduldig darauf wartete, abgesattelt zu werden) und hielt den Vogel in den verblassenden Sonnenuntergang. »Heil!«
    Die Taube verschwand flügelschlagend. Sie sahen sie nur einen Augenblick, ein dunkler Umriss am zunehmend dunkleren Himmel.
    Roland blieb sitzen und sah ihr nach. Er hatte immer noch den verträumten Gesichtsausdruck. Alain fragte sich, ob Roland heute Abend die richtige Entscheidung getroffen hatte. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie einen derartigen Gedanken gehabt. Und hätte nie damit gerechnet, je einen solchen zu hegen.
    »Roland?«
    »Hm?« Wie ein Mann, der halb aus tiefem Schlaf erwachte.
    »Ich sattle ihn ab, wenn du willst.« Er nickte zu Rusher. »Und striegle ihn.«
    Lange Zeit keine Antwort. Alain wollte gerade noch einmal fragen, als Roland sagte: »Nein. Ich mache es. In ein, zwei Minuten.« Und betrachtete weiterhin den Sonnenuntergang.
    Alain ging die Stufen

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