Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
wenigstens ihr Kopf war klar; zumindest dafür war Sex gut.
    Jonas stand am Fenster und sah ins erste graue Tageslicht hinaus, während er die Hosen hochzog. Sein bloßer Rücken war kreuz und quer mit Narben bedeckt. Sie wollte ihn schon fragen, wer ihn derart brutal ausgepeitscht und wie er das überlebt hatte, beschloss dann aber, dass es besser sei, das Thema nicht anzuschneiden.
    »Wohin gehst du?«, fragte sie.
    »Ich werde irgendwie damit anfangen, dass ich mir etwas Farbe besorge – der Farbton spielt dabei keine Rolle –, und danach einen Straßenköter, der seinen Schwanz noch hat. Ich glaube, was ich danach mache, Sai, willst du nicht wissen.«
    »Nun gut.« Sie legte sich hin und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Sie hatte das Gefühl, eine ganze Woche lang schlafen zu können.
    Jonas zog die Stiefel an und ging dann zur Tür, während er noch den Revolvergurt zumachte. Mit der Hand auf dem Knauf blieb er stehen. Sie sah ihn mit ihren grauen Augen an, die der Schlaf schon fast wieder übermannt hatte.
    »Ich hab nie einen besseren gehabt«, sagte Jonas.
    Coral lächelte. »Genau, mein Freund«, sagte sie. »Ich auch nicht.«

Kapitel 4
    R OLAND UND C UTHBERT
     
    1
     
    Roland, Cuthbert und Alain kamen, fast zwei Stunden nachdem Jonas das Zimmer von Coral im Traveller’s Rest verlassen hatte, auf die Veranda des Schlafhauses der Bar K heraus. Inzwischen stand die Sonne schon über dem Horizont. Sie waren von Natur aus keine Spätaufsteher, aber wie Cuthbert sagte: »Wir haben ein gewisses Innerwelt-Image zu wahren. Nicht Faulheit, sondern Müßiggang.«
    Roland streckte sich, reckte dem Himmel die Arme als weites Y entgegen, bückte sich und umklammerte die Spitzen seiner Stiefel. Dabei knackte sein Rücken vernehmlich.
    »Ich hasse dieses Geräusch«, sagte Alain. Er hörte sich mürrisch und verschlafen an. Tatsächlich hatten ihn die ganze Nacht seltsame Träume und Vorahnungen gequält – etwas, wofür er als Einziger von den dreien empfänglich war. Und zwar wegen der Gabe der Fühlungnahme – bei ihm war sie schon immer besonders ausgeprägt gewesen.
    »Darum macht er es ja«, sagte Cuthbert und klopfte Alain auf die Schulter. »Sei fröhlich, alter Junge. Du bist zu hübsch, um niedergeschlagen zu sein.«
    Roland richtete sich auf, und sie gingen über den staubigen Hof zu den Stallungen. Auf halbem Weg blieb er so unvermittelt stehen, dass Alain fast mit ihm zusammenstieß. Roland schaute nach Osten. »Oh«, sagte er mit einer komischen, nachdenklichen Stimme. Er lächelte dabei sogar leicht.
    »Oh?«, wiederholte Cuthbert. »O was, großer Führer? O Freude, ich werde bald die duftend parfümierte Lady besuchen, oder o Mist, ich muss den ganzen lieben langen Tag mit meinen stinkenden Gefährten arbeiten?«
    Alain betrachtete seine Stiefel, die neu und unbequem gewesen waren, als sie Gilead verlassen hatten, inzwischen aber rissig und ausgetreten und an den Absätzen etwas abgelaufen, aber so bequem waren, wie Arbeitsstiefel nur sein konnten. Im Augenblick war es besser, sie anzusehen als seine Freunde. Neuerdings hatte Cuthberts Spott immer einen beißenden Unterton; sein alter Sinn für Humor war durch etwas ersetzt worden, was gemein und unangenehm klang. Alain rechnete immer damit, dass Roland nach einer anzüglichen Bemerkung von Cuthbert wie Stahl, der von einem scharfkantigen Feuerstein getroffen wurde, Funken schlagen würde, um Bert dann niederzustrecken. In gewisser Weise wünschte sich Alain das fast. Es könnte die Luft reinigen.
    Aber nicht die Luft des heutigen Morgens.
    »Nur oh«, sagte Roland nachsichtig und ging weiter.
    »Erflehe deine Verzeihung, weil ich weiß, dass du es nicht hören willst, aber ich würde gern noch ein Wort zu den Tauben loswerden«, sagte Cuthbert, während sie ihre Pferde sattelten. »Ich glaube immer noch, dass eine Nachricht…«
    »Ich verspreche dir etwas«, sagte Roland lächelnd.
    Cuthbert sah ihn mit einem gewissen Misstrauen an. »Aye?«
    »Wenn du morgen früh immer noch eine losschicken willst, dann tun wir es. Diejenige, für die du dich entscheidest, soll mit einer von dir selbst verfassten Nachricht am Bein nach Gilead geschickt werden. Was sagst du dazu, Arthur Heath? Ist das ein fairer Vorschlag?«
    Cuthbert sah ihn für eine Weile mit einem Misstrauen an, das Alain im Herzen wehtat. Dann lächelte Cuthbert ebenfalls. »Fair«, sagte er. »Danke.«
    Und dann sagte Roland etwas, was Alain so seltsam vorkam, dass der feinfühlige Teil in

Weitere Kostenlose Bücher