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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Zug war zwanzig Schritte entfernt in einem Spielzeugbahnhof abgestellt, der demjenigen auf der anderen Straßenseite nachempfunden war. Vom Dachfirst hing ein Schild mit der Aufschrift TOPEKA . Der Zug war Charlie Tschuff-Tschuff, mit Gleisräumer und allem; eine Dampflokomotive 402 Big Boy. Und Jake wusste genau, wenn er genügend Kraft finden, aufstehen und da rübergehen würde, dann würde er zweifellos ein Mäusenest auf dem Sitz finden, wo einmal der Lokführer gesessen hatte (dessen Name zweifellos Bob Soundso gewesen war). Im Schornstein würde noch eine Familie nisten, Schwalben.
    Und die dunklen, öligen Tränen, dachte Jake und betrachtete den winzigen Zug vor dessen Miniaturbahnhof mit Gänsehaut am ganzen Körper und verschrumpelten Hoden und einem Kloß im Magen. Nachts weint er diese dunklen, öligen Tränen, und die machen seinen hübschen Stratham-Scheinwerfer ganz rostig. Aber in deiner Glanzzeit, Charlie-Boy, hast du eine Menge Kinder gefahren, richtig? Immer rund um den Gage Park, und die Kinder haben gelacht, aber manche haben nicht wirklich gelacht; manche, die dich durchschaut haben, die haben geschrien. So wie ich jetzt schreien würde, wenn ich die Kraft dazu hätte.
    Aber seine Kraft kehrte zurück, und als Eddie ihm eine Hand unter die eine Achsel schob und Roland unter die andere, konnte Jake wieder aufstehen. Er strauchelte kurz, dann blieb er aufrecht stehen.
    »Nur fürs Protokoll, ich mache dir keinen Vorwurf«, sagte Eddie. Seine Stimme klang grimmig, ebenso wirkte sein Gesicht. »Mir ist selbst ein bisschen nach Umkippen zumute. Das ist der Zug aus deinem Buch; das ist er bis ins kleinste Detail.«
    »Nun wissen wir also, woher Miss Beryl Evans die Idee für Charlie Tschuff-Tschuff hatte«, sagte Susannah. »Sie hat entweder hier gelebt, oder sie hat Topeka irgendwann vor 1942 besucht, als das verdammte Ding veröffentlicht wurde…«
    »… und hat den Kinderzug gesehen, der durch den Reinisch Rose Garden und rund um den Gage Park fährt«, sagte Jake. Er überwand seinen Schrecken allmählich, und er, der nicht nur ein Einzelkind, sondern den größten Teil seines Lebens auch ein einsames Kind gewesen war, verspürte eine Aufwallung von Liebe und Dankbarkeit, nun solche Freunde um sich zu haben. Sie hatten gesehen, was er gesehen hatte, und hatten den Grund für seinen Schrecken verstanden. Logisch – sie waren ein Ka-Tet.
    »Er beantwortet keine dummen Fragen, er spielt keine dummen Spielchen«, sagte Roland nachdenklich. »Kannst du weitergehen, Jake?«
    »Ja.«
    »Sicher?«, sagte Eddie, und als Jake nickte, schob Eddie den Rollstuhl mit Susannah weiter über die Gleise. Roland ging als Nächster. Jake wartete einen Moment und erinnerte sich an den Traum, den er gehabt hatte – er und Oy an einem Bahnübergang, und der Bumbler war plötzlich auf die Schienen gesprungen und hatte den näher kommenden Scheinwerfer heftig angebellt.
    Jake bückte sich und hob Oy auf. Er betrachtete den rostenden Zug, der stumm vor seinem Bahnhof stand, wo seine dunkle Frontlampe wie ein totes Auge wirkte. »Ich habe keine Angst«, sagte er mit leiser Stimme. »Keine Angst vor dir.«
    Die Frontlampe erwachte zum Leben und leuchtete einmal auf, ein kurzes, aber grelles und nachdrückliches Aufblitzen: Ich weiß es besser; ich weiß es besser, mein lieber kleiner Angsthase.
    Dann ging sie aus.
    Keiner der anderen hatte es gesehen. Jake sah den Zug noch einmal an und rechnete schon damit, dass die Laterne gleich wieder aufleuchten würde – dass das verfluchte Ding vielleicht sogar anspringen und auf ihn zugerast kommen würde –, aber nichts geschah.
    Jake hastete mit klopfendem Herzen seinen Gefährten hinterher.
     
     

    3
     
    Der Zoo von Topeka (der weltberühmte Zoo von Topeka, wenn man dem Schild Glauben schenken wollte) war voller leerer Käfige und toter Tiere. Manche der befreiten Tiere waren fort, andere ganz in der Nähe verendet. Die großen Affen befanden sich noch in dem Bereich mit dem Schild Gorillagehege, und sie schienen Hand in Hand gestorben zu sein. Irgendwie war Eddie bei dem Anblick zum Weinen zumute. Seit der letzte Rest Heroin aus seinem Organismus gespült worden war, schienen seine Gefühle stets kurz davor zu stehen, sich zu einem Orkan auszuweiten. Seine alten Kumpels hätten sich totgelacht.
    Hinter dem Gorillagehege lag ein grauer Wolf tot auf dem Weg. Oy ging vorsichtig darauf zu, schnupperte, streckte den langen Hals und fing an zu heulen.
    »Bring ihn zum

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