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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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nicht funktionieren.«
    Eddie zeigte auf die Patronen, die Roland ihm entgegenstreckte. »Die stammen auch aus unserer Welt. Aus dem Waffengeschäft Ecke Seventh and Forty-ninth. Clements, hieß es nicht so?«
    »Die stammen nicht von da. Es sind meine, Eddie, häufig nachgeladen, aber ursprünglich aus dem grünen Land. Aus Gilead.«
    »Du meinst die nassen?«, sagte Eddie fassungslos. »Die letzten nassen Patronen vom Strand? Die richtig durchnässt wurden?«
    Roland nickte.
    »Du hast gesagt, die würden nie wieder schießen! So sehr man sie auch trocknen würde! Dass das Pulver – wie hast du gesagt? – ›verdorben‹ wäre.«
    Roland nickte wieder.
    »Warum hast du sie dann aufgehoben? Warum schleppst du nutzlose Patronen den ganzen weiten Weg über mit dir herum?«
    »Was hatte ich dir beigebracht, sollst du sagen, wenn du etwas getötet hast? Um den Geist zu klären?«
    ›»Vater, führe meine Hände und mein Herz, damit kein Teil des Tieres vergeudet wird.‹«
    Roland nickte zum dritten Mal. Jake nahm zwei Patronen und steckte sie sich in die Ohren. Eddie nahm die letzten beiden, aber vorher probierte er es noch mit den beiden aus seiner Schachtel. Sie dämpften das Geräusch der Schwachstelle, aber es war immer noch da, vibrierte in der Mitte seiner Stirn und ließ die Augen wie bei einer Erkältung tränen und seinen Nasenrücken kribbeln, als würde dieser gleich explodieren. Er nahm sie heraus und steckte stattdessen die größeren Patronen – die aus Rolands uralten Revolvern – hinein. Mir Patronen in die Ohren stecken, dachte er. Ma würde Backsteine scheißen. Aber das spielte jetzt keine Rolle. Das Geräusch der Schwachstelle war verstummt – jedenfalls wurde es zu nichts mehr als einem fernen Summen –, und darauf kam es an. Als er sich umdrehte und Roland ansprach, ging er davon aus, dass sich seine Stimme gedämpft anhören würde, so als würde er Ohrenstöpsel tragen, aber er stellte fest, dass er sich selbst ziemlich gut hören konnte.
    »Gibt es eigentlich etwas, was du nicht weißt?«, fragte er Roland.
    »Ja«, sagte Roland. »Eine ganze Menge.«
    »Was ist mit Oy?«, sagte Jake.
    »Ich glaube, Oy geht es bestens«, sagte Roland. »Kommt, bringen wir noch ein paar Meilen hinter uns, bevor es dunkel wird.«
     
     

    7
     
    Oy schien das Heulen der Schwachstelle nichts auszumachen, aber er blieb den ganzen Nachmittag in Jake Chambers’ Nähe und betrachtete misstrauisch die liegen gebliebenen Autos, die die nach Osten führenden Fahrspuren der I-70 verstopften. Und doch, sah Susannah, versperrten diese Autos den Highway nicht vollständig. Der Stau dünnte aus, als die Reisenden den Innenstadtbereich hinter sich ließen, aber selbst da, wo der Verkehr dicht gewesen war, war das eine oder andere Fahrzeug an den Straßenrand gefahren worden; eine Anzahl hatte man auch einfach vom Highway herunter auf den Mittelstreifen gefahren – in der Stadt eine Betonschwelle, außerhalb eine Grasfläche.
    Jemand ist mit einem Räumfahrzeug am Werk gewesen, schätze ich mal, dachte Susannah. Der Gedanke machte sie glücklich. Niemand hätte sich die Mühe gemacht, einen Weg auf dem Highway freizuräumen, während die Seuche noch wütete, und wenn es danach jemand getan hatte – wenn danach noch jemand da gewesen war, um es zu tun –, bedeutete das, dass die Seuche nicht jeden erwischt hatte; diese dicht gedrängten Todesanzeigen waren nicht das Ende vom Lied.
    In einigen Autos saßen Tote, aber die waren, wie die anderen am Fuß der Bahnhofstreppe, trocken, nicht glibberig – zum größten Teil Mumien, die Sicherheitsgurte trugen. Die meisten Autos waren leer. Viele der Fahrer und Beifahrer, die in den Verkehrsstaus stecken geblieben waren, hatten wahrscheinlich versucht, die verseuchte Zone zu Fuß zu verlassen, vermutete sie, aber das war wohl nicht der einzige Grund, warum sie gelaufen waren.
    Susannah wusste, dass man sie selbst am Lenkrad festketten müsste, um sie in einem Auto zu halten, falls sie die Symptome einer tödlichen Krankheit spürte; wenn sie schon sterben musste, dann wollte sie es in Gottes freier Natur tun. Ein Hügel wäre am besten, eine leicht erhöhte Stelle, aber wenn es nicht anders ging, würde auch ein Weizenfeld genügen. Auf keinen Fall wollte sie ihren letzten Atemzug tun, während sie den Duftspender roch, der am Rückspiegel baumelte.
    Einst, vermutete Susannah, hätten sie bestimmt viele Leichen der vom Tod überraschten Fliehenden sehen können, was jetzt

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