Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
hell, aber fröhlich und hilfsbereit – unsere geringste Sorge war.«
»Er ist durch Teleportation hingekommen, oder?«, sagte Jake.
Roland, der dieses Wort bis zu diesem Tag noch nie gehört hatte, nickte sofort. »Zumindest muss er so den größten Teil der Strecke bewältigt haben; anders kann’s nicht gewesen sein. Wie hätte er zum Beispiel sonst den Fluss Xay überqueren können? Dort hat es nur eine intakte Brücke gegeben, eine Hängebrücke an Seilen, und als wir drüben waren, hat Alain die Seile durchgeschnitten. Wir haben beobachtet, wie die Brücke hundertfünfzig Klafter tiefer in den Fluss gestürzt ist.«
»Vielleicht hat er die Schlucht umgangen«, sagte Jake.
Roland nickte. »Schon möglich … aber das hätte einen Umweg von mindestens sechshundert Rädern bedeutet.«
Susannah stieß einen leisen Pfiff aus.
Eddie wartete ab, ob Roland noch mehr zu sagen hatte. Als klar war, dass das nicht der Fall war, beugte Eddie sich nach vorn und drückte wieder die Starttaste. Erneut füllte Teds Stimme die Höhle.
»Sheemie ist ein Teleporter. Dinky selbst ist präkognitiv begabt … unter anderem. Leider bleiben ihm auch viele Zugänge in die Zukunft versperrt. Solltet ihr euch also fragen, ob der junge Sai Earnshaw weiß, wie alles ausgehen wird, lautet die Antwort Nein.
Jedenfalls gibt es dieses von einer Injektionsnadel gepikte Loch im lebenden Fleisch der Realität … diesen Balkon an der Seite des Turms … dieses Pfefferkuchenhäuschen. Ein realer Ort, so schwer es auch sein mag, das zu glauben. Hier werden wir die Waffen und die sonstige Ausrüstung lagern, die wir dann in einer der Höhlen auf der anderen Seite der Steek-Tete für euch zurücklassen wollen, und hier bespreche ich also auch dieses Tonband. Als ich mein Zimmer mit diesem altmodischen, aber ziemlich gut funktionierenden Gerät unter dem Arm verlassen habe, war es 10.14 Uhr BHSZ – Blauer-Himmel-Standardzeit. Wenn ich zurückkomme wird es noch immer 10.14 Uhr sein. Unabhängig davon, wie lange ich bleibe. Das ist nur eine der ungeheuer praktischen Eigenschaften des Pfefferkuchenhäuschens.
Ihr müsst verstehen – Sheemies alter Freund tut das vielleicht schon –, dass wir drei Rebellen in einer Gesellschaft sind, deren Ideal es ist, sich anzupassen, um zurechtzukommen, selbst um den Preis der Beendigung aller Existenz … und das eher früher als später. Wir besitzen eine Anzahl äußerst nützlicher Talente, die wir bündeln können, und haben es auf diese Weise geschafft, immer eine Schrittlänge Vorsprung zu halten. Bekämen Prentiss oder Finli o’ Tego – das ist Prentiss’ Sicherheitschef – jedoch heraus, was wir zu tun versuchen, wäre Dinky noch am selben Tag Wurmfutter. Sheemie vermutlich auch. Aus Gründen, zu denen ich noch kommen werde, hätte ich vielleicht noch etwas länger Zeit zu leben. Wenn Pimli Prentiss allerdings erführe, dass ich versucht habe, einen echten Revolvermann auf ihn anzusetzen – einen, dem es anscheinend zu verdanken ist, dass nicht weit von hier über fünf Dutzend Grünkittel erledigt wurden –, wäre sogar mein Leben gefährdet.« Eine Pause. »So wertlos es auch ist.«
Dann folgte eine längere Pause. Die zuvor leere Tonbandspule war jetzt halb voll. »Hört also zu«, sagte Brautigan, »dann erzähle ich euch die Geschichte eines bedauernswerten und unglücklichen Mannes. Meine Erzählung dauert vielleicht länger, als ihr gerade Zeit habt; in diesem Fall verstehen bestimmt drei von euch den Zweck der Taste SCHNELLER VORLAUF. Was mich betrifft, bin ich an einem Ort, an dem es keine Uhren gibt und Brokkoli zweifellos per Gesetz verboten sind. Ich habe unendlich viel Zeit.«
Eddie fiel wieder auf, wie müde die Stimme dieses Mannes klang.
»Ich möchte nur vorschlagen, dass ihr es unterlasst, schnell vorzuspulen, es sei denn, es muss sein. Wie ich schon gesagt habe, kann es darin etwas geben, was euch weiterhilft, auch wenn ich nicht sagen könnte, was. Ich bin einfach zu nahe dran. Und zudem bin ich es müde, ständig auf der Hut sein zu müssen, nicht nur tagsüber, sondern auch im Schlaf. Könnte ich nicht ab und zu ins Pfefferkuchenhäuschen verschwinden, um dort zu schlafen, ohne mich vorsehen zu müssen, hätten Finlis Can-Toi-Jungs uns drei bestimmt schon längst geschnappt. In einer Ecke dieses Raums gibt es ein Sofa, das ebenfalls aus diesen wunderbar unklebrigen Marshmallows besteht. Darauf kann ich mich ausstrecken und die Albträume haben, die ich brauche, um bei
Weitere Kostenlose Bücher