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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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als hätte es keine solche Antwort erwartet. Eher sogar gar keine Antwort. »Ich hatte … meine Befehle.«
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte Eddie. »Und du hast sie bis zuletzt ausgeführt. Viel Spaß in der Hölle oder Na’ar oder wie du’s sonst nennst.« Er setzte Finli den Revolver an die Schläfe und drückte ab. Das Wiesel zuckte einmal, dann lag es still da. Eddie verzog das Gesicht und stand auf.
    Dabei nahm er aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung wahr und sah, dass ein anderer – der Boss der ganzen Veranstaltung – sich mühsam auf einem Ellbogen aufgerichtet hatte. Sein Revolver, der ‚45er Peacemaker, mit dem einst ein Vergewaltiger hingerichtet worden war, zielte auf ihn. Eddie verfügte zwar über blitzschnelle Reflexe, aber ihm blieb keine Zeit, sie anzuwenden. Der Peacemaker röhrte ein einziges Mal auf, während Flammenzungen aus der Mündung schossen. Von Eddie Deans Stirn spritzte Blut. An seinem Hinterkopf wurde eine Locke zur Seite geschnippt, als die Kugel austrat. Wie ein Mann, der sich eine Sekunde zu spät an etwas sehr Wichtiges erinnerte, klatschte er mit einer Hand auf das Loch, das sich über seinem rechten Auge gebildet hatte.
    Roland fuhr auf den abgetretenen Stiefelhacken herum und zog den eigenen Revolver so schnell, dass kein Auge hätte folgen können. Auch Jake und Susannah warfen sich herum. Susannah sah ihren Mann mit an die Stirn gedrücktem Handballen auf der Straße stehen.
    »Eddie? Schätzchen?«
    Während Pimli sich abmühte, den Hammer des Peacemakers nochmals zu spannen, war seine Oberlippe vor Anstrengung zu einem hündischen Zähnefletschen zurückgezogen. Roland schoss ihm in die Kehle, und der Herr des Blauen Himmels rollte ruckartig nach links, sodass der noch immer nicht gespannte Revolver ihm aus der Hand flog und scheppernd neben der Leiche seines Freundes Finli o’ Tego liegen blieb. Er war dort fast vor Eddies Füßen gelandet.
    »Eddie!«, schrie Susannah, während sie auf die Hände gestützt begann, sich halb kriechend, halb hüpfend auf ihn zuzubewegen. Er ist nicht schwer verletzt, sagte sie sich, nicht schwer, lieber Gott, lass meinen Mann nicht schwer verletzt sein …
    Dann sah sie unter seiner pressenden Hand Blut hervorquellen, das aufs Pflaster klatschte, und da wusste sie, dass er schwer verwundet war.
    »Suze?«, sagte er. Seine Stimme war völlig klar. »Suzie, wo bist du? Ich kann nichts mehr sehen.«
    Er machte einen Schritt, einen zweiten, einen dritten … und dann knallte er der Länge nach auf die Straße, genau so wie Gran-Pere Jaffords es gewusst hatte, dass er es eines Tages tun würde, aye, von dem Augenblick an, als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Der Junge war nämlich ein Revolvermann, sprecht wahrhaftig, und es war das einzige Ende, das so einer erwarten konnte.

Kapitel XII
    D AS T ET ZERBRICHT
    1
     
    Am Abend hockte Jake traurig vor der Kleeblatt-Taverne am östlichen Ende der Hauptstraße von Pleasantville. Die Leichen der Wachen waren von einem Wartungsteam aus Robotern abtransportiert worden, was immerhin ein gewisser Trost war. Oy hatte eine Stunde oder sogar noch länger auf dem Schoß des Jungen gesessen. Normalerweise wäre er nie so lange so nahe bei ihm geblieben, aber er schien zu verstehen, dass Jake ihn heute brauchte. Es war nicht das erste Mal, dass Jake sich über dem Fell des Bumblers ausweinte.
    Jake hatte sich dabei ertappt, dass er den größten Teil dieses endlosen Tages damit verbrachte, mit zwei unterschiedlichen Stimmen zu denken. Das war ihm auch schon früher passiert, aber seit Jahren nicht mehr; nicht mehr seit jener Zeit, als er als ganz kleiner Junge vermutlich irgendeinen unheimlichen, von seinen Eltern unbemerkten Zusammenbruch erlitten hatte.
    Eddie stirbt, sagte die erste Stimme (die eine, die ihm immer versichert hatte, in seinem Kleiderschrank hausten Monster, die bald hervorbrechen würden, um ihn lebendig aufzufressen). Er liegt in einem Zimmer von Corbett Hall, und Susannah ist bei ihm. Er plappert zwar in einem fort, aber er wird sterben.
    Nein, widersprach die zweite Stimme (die eine, die ihm immer – wenig überzeugend – versichert hatte, Monster gebe es nicht). Nein, das kann alles nicht sein. Eddie ist … Eddie! Und außerdem gehört er zu unserem Ka-Tet. Er könnte sterben, wenn wir den Dunklen Turm erreichen, wir könnten alle sterben, wenn wir ihn erreichen, aber nicht jetzt, nicht hier, das wäre verrückt.
    Eddie liegt im Sterben, erwiderte die erste Stimme.

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