Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
passiert? Sie – wenigstens Roland – hatten immer angenommen, dass der Tod des Schriftstellers sie wie ein Balkenbeben schwer treffen würde, aber vielleicht stimmte das ja gar nicht. Vielleicht würden die Auswirkungen seines Todes sich erst nach und nach bemerkbar machen.
    »Wie weit ist es von hier zur Turtleback Lane?«, knurrte Roland den Ladenbesitzer an.
    Der ältliche Sai starrte ihn nur mit riesigen, vor Entsetzen feucht schimmernden Augen an. Roland hatte noch nie ein derart starkes Bedürfnis gehabt, einen Menschen abzuknallen … oder ihn wenigstens mit dem Revolvergriff niederzuschlagen. Der Mann sah so dämlich aus wie eine Ziege, die mit einem Huf in einer Felsspalte festsaß.
    Dann sprach die vor der Kühltheke auf dem Boden liegende Frau. Sie behielt die Hände auf dem Rücken, als sie sich zur Seite wälzte, um zu Roland und Jake aufsehen zu können. »Die liegt in Lovell, Mister. Das ist ungefähr fünf Meilen von hier.«
    Ein Blick in ihre Augen – groß und braun, aber keineswegs in Panik – genügte, um Roland zu zeigen, dass sie nicht den Krämer, sondern diese Frau brauchten. Es sei denn …
    Er wandte sich an Jake. »Kannst du das Gefährt des Krämers fünf Meilen weit fahren?«
    Roland sah, dass der Junge das schon bejahen wollte, aber dann erkannte, dass er nicht das Misslingen ihres Unternehmens riskieren durfte, indem er etwas zu tun versuchte, was er – als Stadtjunge, der er war – noch nie im Leben getan hatte.
    »Nein«, sagte Jake. »Ich glaube nicht. Und du?«
    Roland hatte beobachtet, wie Eddie den Wagen John Cullums gelenkt hatte. Das Ganze schien nicht allzu schwer zu sein … aber er musste Rücksicht auf seine Hüfte nehmen. Rosa hatte ihm erklärt, dass die Gelenkstarre sich rasch ausbreite – wie ein von stürmischen Winden angefachter Waldbrand, hatte sie gesagt –, und er wusste jetzt, was sie damit gemeint hatte. Auf der Wanderung zur Calla Bryn Sturgis hatte seine Hüfte nur manchmal wehgetan. Jetzt kam es ihm so vor, als wäre die Gelenkpfanne mit flüssigem Blei ausgegossen und zusätzlich mit Stacheldraht umwickelt worden. Die Schmerzen strahlten bis zum rechten Fußknöchel hinunter aus. Roland hatte beobachtet, wie Eddie die Pedale trat, wie er – immer mit dem rechten Fuß – zwischen dem, das den Wagen beschleunigte, und dem, das ihn abbremste, hin- und herwechselte. Was bedeutete, dass das rechte Hüftgelenk in ständiger Bewegung war.
    Das traute er sich nicht zu. Nicht mit der erforderlichen Zuverlässigkeit.
    »Ich glaube nicht«, sagte er. Er nahm dem Ladenbesitzer die Schlüssel ab, dann sah er die vor der Kühltheke liegende Frau an. »Steht auf, Sai«, sagte er.
    Mrs. Tassenbaum gehorchte, und als sie stand, gab Roland ihr die Autoschlüssel. Hier drinnen treffe ich immer wieder nützliche Leute, dachte er. Wenn sie so gut ist, wie Cullum sich erwiesen hat, klappt vielleicht doch noch alles.
    »Ihr fahrt meinen jungen Freund und mich jetzt nach Lovell«, sagte Roland.
    »In die Turtleback Lane«, sagte sie.
    »Ihr sprecht wahr, sage Euch meinen Dank.«
    »Werden Sie mich erschießen, wenn wir Ihr Ziel erst einmal erreicht haben?«
    »Nur wenn Ihr trödelt«, sagte Roland.
    Sie dachte kurz nach, dann nickte sie. »Gut, dann werde ich mal lieber nicht trödeln. Also los!«
    »Alles Gute, Mrs. Tassenbaum«, sagte der Ladenbesitzer mit schwacher Stimme, als sie sich nun auf den Weg zur Tür machte.
    »Sollte ich nicht zurückkommen«, sagte sie, »merken Sie sich nur eines: Es war mein Mann, der das Internet erfunden hat – er und seine Freunde, teils am CalTech, teils in ihren Garagen. Nicht Albert Gore.«
    Rolands Magen knurrte wieder. Er griff über die Theke (der Krämer wich vor ihm zurück, als fürchtete er, Roland könnte ihn mit der Pest anstecken), schnappte sich den aufgeschnittenen Truthahn der Frau und stopfte sich drei Scheiben davon in den Mund. Den Rest gab er Jake, der schnell zwei Scheiben aß und dann auf Oy hinuntersah, der das Fleisch mit großem Interesse betrachtete.
    »Du kriegst deinen Anteil, sobald wir im Pick-up sitzen«, versprach Jake ihm.
    »Pick«, sagte Oy, dann viel nachdrücklicher: »Teil!«
    »Da springt doch Jesus im Viereck«, sagte der Ladenbesitzer.
     
     
    4
     
    Der Yankee-Akzent des Ladenbesitzers mochte ja vielleicht etwas für sich haben, der Pick-up jedoch ganz und gar nicht. Zum einen besaß er eine Handschaltung. Irene Tassenbaum aus Manhattan hatte kein Auto mit Handschaltung mehr gefahren, seit

Weitere Kostenlose Bücher