Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
erschien ihr der Tag heller – fast leuchtend. Und sie konnte leise singende Stimmen hören. Wunderschöne Stimmen. Lief im Autoradio etwa irgendeine Schnulzensendung? Keine Zeit, das zu überprüfen. Aber es war angenehm, was immer es war. So beruhigend wie das tiefe Atemholen.
    Mrs. Tassenbaum trat die Kupplung und ließ den Motor an. Diesmal fand sie den Rückwärtsgang beim ersten Versuch und stieß halbwegs gekonnt rückwärts auf die Straße hinaus. Als sie dann den ersten Gang einlegen wollte, erwischte sie jedoch den zweiten, sodass der Motor fast abstarb, als sie die Kupplung kommen ließ, aber dann schien er sich ihrer doch zu erbarmen. Mit dem Pfeifen von losen Kolbenringen und wahnsinnigem Geklapper unter der Motorhaube fuhren sie endlich nach Norden in Richtung Stoneham-Lovell davon.
    »Wisst Ihr, wo die Turtleback Lane ist?«, fragte Roland sie. Vor ihnen, in der Nähe einer Reklametafel mit der Aufschrift MILLION DOLLAR CAMPGROUND fuhr ein klappriger blauer Minivan auf die Straße hinaus.
    »Ja«, sagte sie.
    »Bestimmt?« Der Revolvermann wollte mit der Suche nach der abgelegenen Straße, in der King wohnte, auf keinen Fall kostbare Zeit vergeuden.
    »Ja. Wir haben Freunde, die dort wohnen. Die Beckhardts.«
    Einen Augenblick lang konnte Roland nur herumrätseln: Er wusste, dass er diesen Namen schon einmal gehört hatte, konnte sich zunächst aber nicht erinnern, wo. Dann kam er darauf. Beckhardt war der Name des Mannes, in dessen Haus Eddie und er ihr letztes Palaver mit John Cullum gehalten hatten. Er spürte einen neuerlichen Stich ins Herz, als er daran dachte, wie Eddie an jenem Nachmittag gewesen war: noch so stark und lebensprühend.
    »Gut«, sagte er. »Ich glaube Euch.«
    Sie sah an dem zwischen ihnen sitzenden Jungen vorbei zu ihm hinüber. »Sie haben’s wohl verdammt eilig, Mister – wie das weiße Kaninchen in Alice im Wunderland. Zu welchem hochwichtigen Anlass kommen Sie denn beinahe zu spät?«
    Roland schüttelte den Kopf. »Tut nichts zur Sache, fahrt einfach nur.« Er sah auf die Uhr im Instrumentenbrett, aber die war offensichtlich defekt. Die Zeiger waren schon lange auf (natürlich) 9.19 Uhr stehen geblieben. »Vielleicht ist es noch nicht zu spät«, sagte er, während der blaue Van vor ihnen, von Jake und Roland völlig unbeachtet, seinen Vorsprung zu vergrößern begann. Einmal geriet er über den Mittelstrich der Route 7 auf die Gegenfahrbahn, und Mrs. Tassenbaum hätte sich fast zu einer Bemerkung hinreißen lassen – irgendwas über Leute, die schon vor fünf Uhr zu trinken begannen –, aber dann kehrte der Van doch wieder auf seine Straßenseite zurück, fuhr über den nächsten Hügel und verschwand in Richtung Lovell.
    Mrs. Tassenbaum dachte nicht mehr an ihn. Es gab interessantere Dinge, über die sie nachdenken musste. Beispielsweise …
    »Was ich jetzt frage, braucht ihr nicht zu beantworten, wenn ihr nicht wollt«, sagte sie, »aber ich gebe zu, dass ich neugierig bin: Seid ihr Wiedergänger, Jungs?«
     
     
    5
     
    Bryan Smith hat die letzten paar Nächte – mit seinen Rottweilern, beide aus demselben Wurf, denen er die Namen Bullet und Pistol gegeben hat – auf dem Million Dollar Campground knapp außerhalb des Gemeindegebiets von Lovell-Stoneham verbracht. Dort am Fluss lässt es sich recht gut aushalten (die Einheimischen nennen die wackelige Holzkonstruktion, die über das Wasser führt, die Million Dollar Bridge, was Bryan als Witz versteht, der noch dazu, bei Gott!, recht komisch ist). Außerdem kreuzen dort manchmal Leute auf – vor allem Hippietypen aus den Wäldern um Sweden, Harrison und Waterford –, die immer irgendwelche Drogen zu verkaufen haben. Bryan ist gern ein bisschen auf Droge, mag gern down sein, wenn’s beliebt, und er ist an diesem Samstagnachmittag down … nicht sehr, nicht so, wie er es am liebsten mag, aber doch genug, um nach etwas zu gieren, das sich mampfen lässt. Im Center Lovell Store haben sie diese Mars-Schokoriegel. Und wenn man heißhungrig ist, gibt’s nichts Besseres zu mampfen.
    Er fährt vom Campingplatz auf die Route 7 hinaus, ohne auch nur einen Blick nach rechts oder links zu werfen, und sagt dann: »Ups, wieder vergessen!« Allerdings ist hier niemand unterwegs. Später – vor allem zwischen dem Unabhängigkeitstag und dem Labor Day Anfang September – wird es sogar hier draußen in der Provinz mehr Verkehr geben, durch den man sich kämpfen muss, und er wird wahrscheinlich keine weiten Ausflüge mehr

Weitere Kostenlose Bücher