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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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nämlich seit ungefähr drei Wochen. Seit jenem Tag, an dem Jake und Pere Callahan das Dixie Pig betreten hatten – mit dem Bewusstsein, in den Tod zu gehen, aber trotzdem mutig mit dem Kopf voran. Er sah einen Rest Whiskey in Irenes Glas, kippte ihn, verzog das Gesicht, weil der Alkohol ihm die Kehle verbrannte, genoss dann aber das Gefühl, wie dieses Brennen sich bis in den Magen hinab fortsetzte.
    »Besser?«, fragte Irene.
    »Aye, danke.« Er nahm die Tasche mit den Orizas fester über die Schulter und stieg mit Oy aus. Irene blieb kurz zurück, um noch mit dem Chauffeur zu reden, dessen Zentrale den gewünschten Flug offenbar hatte buchen können. Roland schlüpfte unter dem Absperrband hindurch, blieb dann einen Augenblick lang stehen, horchte auf den brausenden Lärm der Großstadt an diesem hellen Junitag und ließ die jugendliche Vitalität auf sich wirken. Er würde niemals eine weitere Großstadt sehen, dessen war er sich ziemlich sicher. Und möglicherweise war das auch nur gut so. Er hatte den Verdacht, dass nach New York alle anderen Städte eine Enttäuschung sein würden.
    Der Wachmann – offenbar in Diensten der Tet Corporation, jedenfalls war es kein städtischer Friedenswächter – kam ihm auf dem Gehsteig entgegen. »Wenn Sie dort hineinwollen, Sir, gibt es da etwas, was Sie mir zuerst zeigen müssen.«
    Roland holte den Patronengurt aus der Umhängetasche, wickelte ihn wieder einmal vom Holster und zog schließlich den Revolver seines Vaters. Diesmal machte er jedoch keine Anstalten, ihn aus der Hand zu geben, und das verlangte der Herr von ihm auch gar nicht. Er begutachtete lediglich die ziselierten Verzierungen, vor allem das Symbol in der Nähe der Mündung. Dann nickte er respektvoll und trat zurück. »Ich sperre Ihnen auf. Sobald Sie hineingehen, sind Sie auf sich allein gestellt. Das wissen Sie aber, nicht wahr?«
    Roland, der sein Leben lang überwiegend auf sich allein gestellt gewesen war, nickte.
    Bevor er weitergehen konnte, fasste Irene ihn am Ellbogen, drehte ihn zu sich um und schlang ihm die Arme um den Hals. Sie hatte bei ihrem Blitzeinkauf auch Schuhe mit halbhohen Absätzen erstanden, sodass sie den Kopf nun nur leicht in den Nacken zu legen brauchte, um ihm in die Augen sehen zu können.
    »Pass gut auf dich auf, Cowboy.« Sie küsste ihn flüchtig auf den Mund – ein Kuss unter Freunden – und bückte sich dann, um Oy zu streicheln. »Und auch auf den kleinen Kerl.«
    »Ich tue mein Bestes«, sagte Roland. »Denkst du an dein Versprechen wegen Jakes Grab?«
    »Eine Rose«, sagte sie. »Die soll er bekommen.«
    »Danke.« Er sah sie noch etwas länger an, zog sein Innerstes zurate – folgte seinem Gefühl – und gelangte zu einem Entschluss. Aus der Tasche mit den Orizas zog er den Luftpolsterumschlag mit dem dicken Buch hervor … das Susannah ihm nun doch nie auf der Wanderung vorlesen würde. Er legte ihn in Irenes Hände.
    Sie betrachtete den Umschlag stirnrunzelnd. »Was ist darin? Fühlt sich wie ein Buch an.«
    »Yar. Eines von Stephen King. Es heißt Schlaflos. Hast du das auch schon gelesen?«
    Sie lächelte schwach. »Nein, das nicht. Und du?«
    »Nein. Und ich werd’s auch nicht tun. Es kommt mir heikel vor.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es kommt mir irgendwie … dünn vor.« Er musste an die Schwachstelle im Eyebolt Canyon nahe Mejis denken.
    Sie wog es prüfend in der Hand. »Mir kommt’s aber gottverdammt dick vor. Ein typisches Stephen-King-Buch eben. Er verkauft nach Dicke, und Amerika kauft nach Gewicht.«
    Roland schüttelte nur den Kopf.
    »Schon gut«, sagte Irene. »Ich bin nur grätig, weil Ree keine Abschiede mag, nie gemocht hat. Ich soll dieses Buch behalten, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Okay. Wenn Big Steve aus dem Krankenhaus kommt, lasse ich’s mir vielleicht von ihm signieren. Wie ich die Sache sehe, ist er mir ein Autogramm schuldig.«
    »Oder einen Kuss«, sagte Roland und gab ihr seinerseits noch einen. Seit das Buch nicht mehr in seinen Händen war, fühlte er sich irgendwie leichter. Freier. Sicherer. Er schloss sie fest in die Arme und drückte sie an sich. Irene Tassenbaum erwiderte seine Umarmung ebenso kräftig.
    Schließlich ließ Roland sie los, berührte die Stirn leicht mit der Faust und wandte sich dann dem Eingang des Dixie Pig zu. Er öffnete die Tür und trat über die Schwelle, ohne sich noch einmal umzusehen. Das, so hatte er festgestellt, war immer die einfachste Vorgehensweise.
     
     
    16
     
    Der verchromte

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