Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
weiteres Mal darauf blasen. Aber das war nicht nötig. Bevor er dazu kam, war John Cullums Stimme in ihrer gedehnten Yankee-Sprechweise zu hören – nicht aus dem Kreuz selbst, sondern scheinbar aus der Luft dicht darüber.
    »Wir haben unser Bestes getan, Partner …« Paaadnah. »… und ich hoffe, dass es gut genug war. Tja, ich hab immer gewusst, dass es mir nur geliehen war, und jetzt soll’s also wieder zurück zu seinem rechtmäßigen Besitzer. Ihr wisst schon, wo es hingehört; ich …« Hier wurde die Stimme, die seit den Worten zu seinem rechtmäßigen Besitzer stetig schwächer geworden war, selbst für Rolands scharfe Ohren unverständlich. Trotzdem hatte er genug gehört. Er nahm Tante Talithas Kreuz, das er am Fuß des Dunklen Turms niederzulegen versprochen hatte, und hängte es sich um den Hals. Es war zu ihm zurückgekehrt, und warum auch nicht? War das Ka nicht ein Rad?
    »Ich danke Euch, Sai Carver«, sagte er. »Im eigenen Namen, in dem meines Ka-Tet, das einst war, und in dem der Frau, die es mir überlassen hat.«
    »Danken Sie nicht mir«, wehrte Moses Carver ab. »Danken Sie John Cullum. Er hat mir das Kreuz auf dem Totenbett übergeben. Ein Mann aus Eisen, das war er.«
    »Ich …«, begann Roland, konnte dann aber sekundenlang nicht weitersprechen. Sein Herz war überschwer. »Ich danke euch allen«, sagte er schließlich. Er senkte den Kopf vor ihnen: mit geschlossenen Augen und an die Stirn gelegter rechter Faust.
    Als er die Augen wieder öffnete, streckte Moses Carver seine dünnen alten Arme nach ihm aus. »Nun wird’s aber Zeit, dass wir unserer Wege gehen und Sie Ihrer«, sagte er. »Umarmen Sie mich, Roland, küssen Sie mich zum Abschied auf die Wange, wenn’s beliebt, und denken Sie dabei an mein Mädchen, denn ich möchte ihr Lebewohl sagen, wenn Sie gestatten.«
    Roland tat wie geheißen, und in einer anderen Welt, in der Susannah gerade im Zug nach Fedic döste, hob sie eine Hand und berührte damit ihre Wange, weil es ihr so vorkam, als wäre Daddy Mose zu ihr gekommen, hätte sie in den Arm genommen und Adieu, alles Gute und gute Reise gesagt.
     
     
    13
     
    Als Roland in der Eingangshalle aus dem »Lift« trat, war er wenig überrascht, zwischen einigen respektvoll schweigenden Folken eine Frau in einem graugrünen Pullover und einer moosgrünen leichten Hose vor dem Garten stehen zu sehen. Neben ihrem linken Schuh saß ein Tier, das nicht ganz ein Hund war. Roland ging zu ihr hinüber und berührte sie am Ellbogen. Irene Tassenbaum drehte sich mit staunend geweiteten Augen nach ihm um.
    »Hörst du’s auch?«, fragte sie ihn. »Wie der Gesang, den wir in Lovell gehört haben, nur hundertmal lieblicher.«
    »Ich höre ihn«, sagte er. Dann bückte er sich und hob Oy auf. Während die Stimmen sangen, blickte er in die glänzenden goldgeränderten Augen des Bumblers. »Freund von Jake«, sagte er, »was sollst du mir von ihm ausrichten?«
    Oy gab sich Mühe, aber was er herausbrachte, war bestenfalls etwas, das wie Dandy-o klang – ein Wort, an das Roland sich vage aus einem alten Trinklied erinnerte, in dem es sich auf Adelina sagt, sie ist geil-o reimte.
    Roland legte seine Stirn an die von Oy und schloss die Augen. Er roch den warmen Atem des Bumblers. Und noch mehr: einen Duft tief in dessen Pelz, der von dem Heu kam, in das Jake Chambers und Benny Slightman vor nicht allzu langer Zeit abwechselnd gesprungen waren. In Gedanken hörte er Jakes Stimme, die mit dem lieblichen Gesang jener anderen Stimmen unterlegt war, ein letztes Mal:
    Richte ihm aus, dass Eddie sagt: »Hütet euch vor Dandelo.« Nicht vergessen!
    Und Oy hatte es nicht vergessen.
     
     
    14
     
    Als sie draußen die Treppe vor dem Gebäude Hammarskjöld Plaza Nr. 2 hinabgingen, sprach sie jemand mit ehrerbietiger Stimme an: »Madam? Sir?«
    Es war ein Mann in einem schwarzen Anzug, zu dem er eine weiche schwarze Mütze trug. Er stand neben dem längsten, schwärzesten Karromobil, das Roland je gesehen hatte. Bei diesem Anblick wurde dem Revolvermann unbehaglich zumute.
    »Wer hat uns eine Leichen-Bucka geschickt?«, fragte er.
    Irene Tassenbaum lächelte. Die Rose hatte sie erfrischt – auch angeregt und fröhlich gestimmt –, aber sie war weiterhin müde. Und darauf bedacht, wieder Verbindung mit David aufzunehmen, der unterdessen vor Sorge um sie wahrscheinlich fast durchdrehte.
    »Das ist kein Leichenwagen«, sagte sie, »sondern eine Limousine. Ein Wagen für besondere Leute … beziehungsweise

Weitere Kostenlose Bücher