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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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will den Duft von heißer Schokolade und den Anblick der ersten zögerlichen Schneeflocken im Dezember. Ich habe genug von Fedic, Innerwelt, Mittwelt und Endwelt. Ich will meine Welt. Mir ist es nämlich egal, ob ich jemals den Dunklen Turm zu sehen kriege.
    Eddies und Jakes Lippen bewegen sich im Gleichtakt, als sängen sie gemeinsam ein Lied, eines, das sie nicht hören kann, aber es ist kein Lied; die Worte, die sie ihnen von den Lippen ablesen kann, kurz bevor ihr Traum zerbricht, lauten
     
     
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    »Hütet euch vor Dandelo.«
    Mit diesen Worten auf den Lippen wachte Susannah im ungewissen Zwielicht vor Anbruch der Morgendämmerung auf. Sie zitterte vor Kälte. Wenigstens der Teil ihres Traums, der davon handelte, dass sie ihren Atem sehen konnte, erwies sich also als wirklich. Sie tastete nach ihren Wangen und wischte die Nässe ab. Es war nicht ganz so kalt, um ihre Tränen gefrieren zu lassen, aber dazu fehlte nur verdammt wenig.
    Sie sah sich in dem schäbigen Zimmer hier im Hotel Fedic um und wünschte sich von ganzem Herzen, ihr Traum vom Central Park wäre wahr gewesen. Zum einen hatte sie auf dem Fußboden schlafen müssen – das Bett war im Prinzip nur eine Rostskulptur, die darauf wartete, zusammenzubrechen – und deshalb jetzt einen steifen Rücken. Zum anderen waren alle Decken, die sie als provisorische Matratze und als Zudecke benutzt hatte, durch ihr nächtliches Hin-und-her-Werfen in Fetzen gerissen. Ihr Staub hing in der Luft, kitzelte Susannah in der Nase und erzeugte ein pelziges Gefühl im Rachen, so als wäre bei ihr die schlimmste Erkältung der Welt im Anzug. Apropos Kälte: Sie zitterte wirklich am ganzen Leib. Und sie musste pinkeln, was wiederum bedeutete, dass sie sich auf ihren Beinstümpfen und vor Kälte halb tauben Händen würde den Flur entlangschleppen müssen.
    Und dabei war nichts von dem allen wirklich das, was mit Susannah Odetta Holmes-Dean an diesem Morgen nicht in Ordnung war, stimmt’s? Das Problem war, dass sie eben aus einem schönen Traum in eine Welt gekommen war
    (dies ist NEUNZEHN alle deine Freunde sind tot)
    in der sie jetzt so einsam war, dass sie sich fast durchdrehen fühlte. Das Problem war, dass der Quadrant, in dem der Himmel hell wurde, nicht notwendigerweise im Osten lag. Das Problem war, dass sie müde und traurig, heimwehkrank und todunglücklich, kummervoll und deprimiert war. Das Problem war, dass sie in dieser Stunde vor Tagesanbruch, in diesem Hotelzimmer, das in ein Western-Museum gepasst hätte, das Gefühl hatte, dass ihr Widerstandswille nahezu erschöpft war. Sie wollte ihren Traum wiederhaben.
    Sie wollte Eddie.
    »Du bist auch schon auf, wie ich sehe.«
    Susannah fuhr herum und drehte sich dabei so schnell auf den Händen, dass sie sich einen Schiefer einzog.
    Der Revolvermann lehnte am Rahmen der auf den Gang hinausführenden Tür. Er hatte die Gurte zu der Art Tragegestell verwoben, die ihr nur allzu vertraut war. Das Geschirr hing jetzt über seiner linken Schulter. Über der anderen trug er einen Lederbeutel, der ihre neuen Besitztümer und die restlichen Orizas enthielt. Oy saß zu Rolands Füßen und betrachtete sie ernst.
    »Du hast mir einen Mordsschreck eingejagt, Sai Deschain«, sagte sie.
    »Du hast geweint.«
    »Geht dich nichts an, so oder so.«
    »Sobald wir von hier fort sind, wird es uns besser gehen«, sagte er. »Fedic ist verpestet.«
    Sie wusste genau, was er damit meinte. Der Wind war nachts zum Sturm geworden, und sein Heulen um die Giebel des Hotels und des Saloons nebenan hatte in Susannahs Ohren wie Kindergeschrei geklungen – von Kleinen, die sich dermaßen in Zeit und Raum verirrt hatten, dass sie nie mehr wieder heimfinden würden.
    »Also gut. Aber noch eines, Roland: Bevor wir die Straße überqueren und den Dogan betreten, musst du mir etwas versprechen.«
    »Welches Versprechen möchtest du haben?«
    »Wenn es so aussieht, als würde uns etwas erwischen – irgendein Ungeheuer aus dem Arsch des Satans oder eines aus dem Flitzer-Niemandsland –, sollst du mir rechtzeitig eine Kugel durch den Kopf jagen. Was dich selbst betrifft, kannst du tun und lassen, was du willst, aber ich … Was soll das? Wozu hältst du mir den hin?« Es war einer seiner Revolver.
    »Weil ich heutzutage nur mit einem davon wirklich gut bin. Und weil ich nicht der sein werde, der dir das Leben nimmt. Solltest du’s jedoch selbst tun wollen …«
    »Roland, deine verqueren Skrupel erstaunen mich immer wieder«, sagte sie. Dann

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