Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
Königs die Länder von Innerwelt schon vor langem erobert«, sagte er. Dann lächelte er jedoch. Es war ein sonniger Ausdruck, der sich so sehr von seiner sonstigen Miene unterschied, dass Susannah davon immer leicht schwindlig wurde. »Aber ich glaube, wir haben in der einzigen Schlacht gesiegt, auf die’s ankommt. Dieses Gemälde zeigt nur irgendjemands Wunschdenken.« Mit einer Brutalität, die sie erschreckte, zertrümmerte er das Glas mit der Faust, fetzte das Gemälde aus dem Rahmen und riss es dabei größtenteils in der Mitte durch. Bevor er es ganz in Stücke reißen konnte, was er zweifellos vorhatte, fiel Susannah ihm in den Arm und zeigte auf die rechte untere Ecke. Dort stand in zierlicher, aufwändiger Schönschrift der Name des Künstlers: Patrick Vanville .
    Das andere Gemälde zeigte den Dunklen Turm als einen sich nach oben verjüngenden rußschwarzen Zylinder. Er stand am jenseitigen Ende des Can’-Ka No Rey, des Rosenfeldes. In ihren Träumen war der Turm ihnen höher als der höchste New Yorker Wolkenkratzer erschienen (für Susannah war dies das Empire State Building). Auf dem Gemälde schien er nicht höher als zweihundert Meter zu sein, aber auch das raubte ihm nichts von seiner traumartigen Majestät: Genau wie in ihren Träumen zogen die schmalen Fenster sich spiralförmig über seine Außenseite nach oben. Im Obergeschoss war ein Erkerfenster mit vielen Farben angeordnet, von denen jede – das wusste Roland – einer der magischen Glaskugeln entsprach. Der zweite Kreis von innen zeigte das Rosa jener Kugel, die für einige Zeit der Obhut einer Hexe namens Rhea anvertraut gewesen war; den innersten Kreis bildete das stumpfe Ebenholzschwarz der Schwarzen Dreizehn.
    »Der Raum hinter diesem Fenster ist mein Ziel«, sagte Roland und tippte auf das Glas über dem Gemälde. »Dort ist meine Suche zu Ende.« Seine Stimme klang ehrfürchtig leise. »Dieses Bild ist nicht nach irgendeinem Traum gemalt, Susannah. Man hat das Gefühl, die Beschaffenheit jedes einzelnen Steins ertasten zu können. Findest du nicht auch?«
    »Ja.« Das war alles, was sie sagen konnte. Den Turm hier an der Wand des verstorbenen Richard P. Sayre zu sehen verschlug ihr den Atem. Plötzlich erschien alles im Bereich des Möglichen. Das Ende ihrer langen Wanderung war buchstäblich in Sicht.
    »Der Maler muss selbst dort gewesen sein«, meinte Roland nachdenklich. »Muss seine Staffelei in den Rosen aufgestellt haben.«
    »Patrick Danville«, sagte sie. »Das Gemälde ist genauso signiert wie das von Mordred und dem toten Pferd. Da, siehst du die Signatur?«
    »Ich sehe sie sehr wohl.«
    »Und siehst du den Weg durchs Rosenfeld, der zur Treppe am Fuß des Turms führt?«
    »Ja. Neunzehn Stufen, das möchte ich wetten. Schnitt. Und die Wolken darüber …«
    Susannah sah sie ebenfalls. Sie bildeten eine Art Wirbel, bevor sie vom Turm weg zum Ort der Schildkröte am anderen Ende des Balkens zogen, dem sie bisher gefolgt waren. Und sie sah noch etwas anderes: Auf der Außenseite des Turms waren in Abständen von etwa fünfzehn Metern Balkone mit hüfthohen schmiedeeisernen Geländern angebracht. Auf dem zweiten Balkon waren ein roter Klecks und drei winzige weiße Kleckse zu sehen: ein kleines Gesicht, das nicht genau zu erkennen war, und zwei erhobene Hände.
    »Ist das der Scharlachrote König?«, fragte sie und zeigte darauf. Sie traute sich nicht recht, die Fingerspitze aufs Glas über der winzigen Gestalt zu legen. So als fürchtete sie, der Scharlachrote König könnte zum Leben erwachen und sie in das Bild hineinziehen.
    »Ja«, sagte Roland. »Aus dem einzigen Ding ausgesperrt, das er jemals begehrt hat.«
    »Vielleicht können wir dann einfach auf der Treppe an ihm vorbeigehen. Und im Vorbeilaufen verächtlich prusten.« Als Roland sie verständnislos ansah, nahm sie die Zunge zwischen die Lippen und demonstrierte, was sie meinte.
    Dieses Mal war das Lächeln des Revolvermanns schwach und zerstreut. »Ich glaube nicht, dass es so einfach sein wird«, sagte er.
    Susannah seufzte. »Ich eigentlich auch nicht.«
    Sie hatten, was sie zu holen gekommen waren – sogar ziemlich viel mehr –, aber es fiel ihnen trotzdem schwer, Sayres Büro zu verlassen. Das Gemälde hielt sie dort fest. Susannah fragte Roland, ob er es nicht mitnehmen wolle. Es wäre ein Leichtes gewesen, es mit dem auf Sayres Schreibtisch liegenden Brieföffner aus dem Rahmen zu schneiden und zusammengerollt zu transportieren. Roland überlegte kurz

Weitere Kostenlose Bücher