Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
die einzige Möglichkeit«, sagte Roland. »Ich bin nur froh, dass ich wieder gesund genug bin, um dein Gewicht tragen zu können.«
    »Und dieser unterirdische Gang ist der einzige Weg nach draußen? Weißt du das auch ganz bestimmt?«
    »Vielleicht gibt es auch einen Weg durchs Schloss hindurch …«, begann er, aber Susannah schüttelte bereits den Kopf.
    »Ich war mit Mia bereits oben, vergiss das nicht. Jenseits fällt der Steilhang nach Discordia hinunter mindestens hundertfünfzig Meter tief ab. Wahrscheinlich sogar tiefer. Sollte es dort jemals eine Treppe gegeben haben, existiert sie jedenfalls längst nicht mehr.«
    »Dann sind wir wohl für den Korridor bestimmt«, sagte er, »und er für uns. Vielleicht finden wir jenseits ja ein Gefährt für dich. In einem anderen Dorf, einer anderen Stadt.«
    Susannah schüttelte nochmals den Kopf. »Ich glaube, dass die Zivilisation hier endet, Roland. Und ich glaube, wir sollten uns möglichst warm anziehen, weil es ziemlich kalt werden wird.«
    Warme Kleidung schien hier jedoch knapp zu sein. Anders als bei den Lebensmitteln war offenbar niemand auf den Gedanken gekommen, ein paar zusätzliche Pullover und Fleecejacken vakuumverpackt einzulagern. Es gab zwar Wolldecken, aber selbst die eingelagerten Decken waren fadenscheinig dünn, nahezu wertlos.
    »Aber mir ist alles scheißegal«, sagte sie mit matter Stimme. »Wenn wir nur bald von hier wegkommen.«
    »Das werden wir«, sagte er.
     
     
    3
     
    Susannah ist im Central Park, und es ist kalt genug, dass sie ihren Atem sehen kann. Der gesamte Himmel über ihr ist eintönig weiß, ein Schneehimmel. Sie sieht auf den Eisbären hinunter (der sich auf seiner Felseninsel wälzt, weil ihm die Kälte sehr zu behagen scheint), als auf einmal jemand seinen Arm um ihre Taille schlingt. Warme Lippen drücken ihr einen Schmatz auf die kalte Wange. Als sie sich umdreht, stehen dort Eddie und Jake. Ihr Grinsen ist identisch, und sie tragen fast identische Weihnachtsmannmützen. Auf Eddies Mütze steht vorn FRÖHLICHE, auf Jakes WEIHNACHT. Sie öffnet den Mund, um ihnen zu erklären: »Ihr Jungs könnt nicht hier sein; ihr Jungs seid tot«, und erkennt dann mit großer, jubelnder Erleichterung, dass all das andere Zeug nur ein Traum war, den sie gehabt hat. Und wirklich, wie könnte man daran zweifeln? Es gibt keine sprechenden Tiere, die Billy-Bumbler heißen, nicht in Wirklichkeit, keine Taheen-Geschöpfe mit Menschenleibern und Tierköpfen, auch keine Orte, die Fedic oder Schloss Discordia heißen.
    Vor allem gibt es keine Revolvermänner. John Kennedy war der letzte; in diesem Punkt hatte ihr Chauffeur Andrew völlig Recht.
    »Hab dir heiße Schokolade mitgebracht«, sagt Eddie und hält sie ihr hin. Ein perfekter Becher Schokolade mit Schlag obendrauf und Schokostreuseln auf dem Schlagrahm; sie kann die Schokolade riechen, und als sie den Becher entgegennimmt, kann sie die Finger in seinen Handschuhen spüren, und die erste Flocke dieses winterlichen Schneefalls schwebt zwischen ihnen zu Boden. Sie denkt, wie wundervoll es doch ist, im guten alten New York lebendig zu sein, wie großartig es ist, dass die Realität die Realität ist, dass sie im Jahr des Herrn hier …
    In welchem Jahr des Herrn eigentlich?
    Sie runzelt die Stirn, weil das doch eine ernste Frage ist. Schließlich ist Eddie ein Mann aus den Achtzigern, und sie selbst hat’s nie weiter als bis 1964 geschafft (oder war es 65?). Und was Jake angeht, Jake Chambers mit dem vorn auf der Weihnachtsmannmütze aufgedruckten Wort WEIHNACHT, stammt er nicht aus den Siebzigern? Und welchen gemeinsamen Nenner gibt es für sie, wenn sie zu dritt drei Jahrzehnte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verkörpern? Welches Jahr ist jetzt?
    »NEUNZEHN«, sagt eine Stimme aus dem Nichts (vielleicht ist es die Stimme Bango Skanks, der großen verloren gegangenen Romangestalt), »dies ist NEUNZEHN, dies ist SCHRULL. Alle deine Freunde sind tot.«
    Mit jedem Wort wird die Welt weniger wirklich. Sie kann durch Eddie und Jake hindurchsehen. Als sie nun wieder auf den Eisbären hinunterblickt, sieht sie ihn mit den Tatzen in der Luft verendet auf seiner Felseninsel liegen. Der köstliche Duft von heißer Schokolade schwindet und wird durch Modergeruch von altem Gips, uraltem Holz ersetzt. Durch den Geruch eines Hotelzimmers, in dem jahrelang niemand mehr übernachtet hat.
    Nein, jammert ihr Verstand. Nein, ich will den Central Park, ich will Mr. FRÖHLICHE und Mr. WEIHNACHT, ich

Weitere Kostenlose Bücher