Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
und schüttelte dann den Kopf. Das Gemälde enthielt eine Art bösartiges Leben, das unerwünschte Aufmerksamkeit anlocken konnte, nicht anders als helles Licht Nachtfalter anlockte. Und auch wenn das nicht der Fall gewesen wäre, so vermutete er, dass sie beide zu viel Zeit damit verbringen würden, es anzusehen. Das Bild konnte sie ablenken – oder noch schlimmer –, geradezu hypnotisieren.
Letztlich ist’s vielleicht nur eine weitere Gedankenfalle, dachte er.
»Nein, wir lassen es hier«, sagte er entschieden. »Bald genug – in einigen Monaten, vielleicht nur ein paar Wochen – können wir das Original betrachten.«
»Sagst du das?«, fragte sie mit schwacher Stimme. »Roland, sagst du das wirklich?«
»Das tue ich.«
»Wir drei? Oder müssen Oy und ich ebenfalls sterben, um dir den Weg zum Turm zu bahnen? Schließlich bist du allein aufgebrochen, stimmt’s? Vielleicht musst du dann auch am Schluss wieder allein sein. Würde ein Schriftsteller das nicht so haben wollen?«
»Das heißt nicht, dass er’s tun kann«, sagte Roland. »Stephen King ist nicht das Wasser, Susannah – er ist nur die Leitung, durch die es läuft.«
»Ich verstehe, was du damit sagen willst, aber ich weiß nicht recht, ob ich’s auch wirklich glaube.«
Auch Roland war sich nicht sicher, ob er das glaubte. Er überlegte, ob er Susannah darauf hinweisen sollte, dass ursprünglich Cuthbert und Alain seine Gefährten gewesen waren, als er seine Suche in Mejis begonnen hatte – und dass Jamie DeCurry sich zu ihnen gesellt und das Trio zu einem Quartett erweitert hatte, als sie dann erneut aus Gilead aufgebrochen waren. Aber in Wirklichkeit hatte seine Suche natürlich erst nach der Schlacht auf dem Jericho Hill begonnen – und da war er tatsächlich allein gewesen.
»Ich habe als Einzelgänger angefangen, aber so werde ich nicht aufhören«, sagte er. Sie hatte sich recht geschickt auf einem Bürostuhl auf Rollen durch den Dogan bewegt. Jetzt hob er sie heraus und setzte sie sich auf die rechte Hüfte, jene, die längst nicht mehr schmerzte. »Du und Oy werdet bei mir sein, wenn ich die Stufen hinaufsteige und die Tür öffne, ihr werdet bei mir sein, wenn ich den Turm ersteige, ihr werdet bei mir sein, wenn ich dem geifernden roten Kobold das Handwerk lege, und ihr werdet bei mir sein, wenn ich die Kammer im Obergeschoss betrete.«
Obwohl Susannah sich nicht dahin gehend äußerte, erschien ihr das als Lüge. In Wirklichkeit erschien es ihnen damit sogar beiden als Lüge.
2
Sie brachten Konservenbüchsen, eine Bratpfanne, zwei Töpfe, zwei Teller und zwei Essbestecke mit ins Hotel Fedic zurück. Roland hatte eine Stablampe, deren fast entladene Batterien einen schwächlichen Lichtschein lieferten, ein Tranchiermesser und ein praktisches kleines Fleischerbeil mit gummiertem Griff dazugelegt. Susannah hatte zwei Einkaufsnetze gefunden, in denen sie dieses Minimum an neuen Gunna transportieren konnten. Und sie hatte in der Speisekammer neben der Krankenrevierküche auf einem hohen Regalbrett drei Dosen mit einer gallertartigen Masse entdeckt.
»Das ist Sterno«, erklärte sie dem Revolvermann auf seine Frage hin. »Gutes Zeug. Man kann es anzünden. Es verbrennt langsam und erzeugt eine heiße blaue Flamme, auf der man kochen kann.«
»Ich dachte mir schon, dass wir hinter dem Hotel ein kleines Feuer machen«, sagte er. »Allerdings brauche ich derart übel riechendes Zeug nicht dazu.« Er sprach mit einem Anflug von Verachtung.
»Nein, vermutlich nicht. Aber es könnte sich als nützlich erweisen.«
»Wozu?«
»Keine Ahnung, aber …« Sie zuckte die Achseln.
Kurz vor dem Ausgang kamen sie an einer Putzkammer vorbei, in der ein Hausmeister allen möglichen Kram aufbewahrt hatte. Susannah hatte fürs Erste nun wirklich genug vom Dogan und wollte möglichst schnell hinaus, aber Roland wollte sich darin umsehen. Die Putzkübel, Schrubber und Reinigungsmittel beachtete er nicht weiter. Er interessierte sich nur für die in einer Ecke liegenden Gurte und Stricke. Die Bretter, auf denen sie lagen, ließen Susannah vermuten, dass dieses Zeug einmal zum Bau eines Gerüsts gedient hatte. Sie konnte sich auch denken, wofür Roland die Gurte und Stricke hernehmen wollte, und Betrübnis überfiel sie. Sie hatte das Gefühl, wieder ganz am Anfang zu sein.
»Ich dachte, das mit der Huckepackerei wäre vorbei«, sagte sie ärgerlich und mit mehr als nur einem Anklang von Detta in der Stimme.
»Das ist aber irgendwie
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