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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Schienbeins zu schmieren, berührte sie mit den Fingerspitzen den Dosenboden. Aus der Dunkelheit hinter ihnen war ein weiteres jener wässrigen Stampfgeräusche zu vernehmen. Der Schwanz von Rolands und ihrem speziellen Freund, insistierte ihr Verstand. Das Ungeheuer hielt mit ihnen Schritt. Es wartete darauf, dass ihnen das Feuer ausging und die Welt wieder dunkel wurde. Dann würde es sich auf sie stürzen.
    Dann würde es fressen.
     
     
    14
     
    Sie würden eine Auffangstellung brauchen. Zu dieser Überzeugung gelangte sie praktisch in dem Augenblick, wo ihre Fingerspitzen den Dosenboden berührten. Zehn Minuten und drei Fackeln später machte Susannah sich bereit, den Revolvermann dazu aufzufordern, er solle anhalten, wenn – und falls – sie den nächsten besonders großen Knochenhaufen erreichten. Sie konnten einen Scheiterhaufen aus Lumpen und Knochen errichten, und sobald das Feuer hell loderte, würden sie einfach wie der Teufel rennen. Wenn – und falls – sie das Lebewesen wieder auf ihrer Seite der Feuerbarriere hörten, konnte Roland sich um seine Last erleichtern und sein Tempo erhöhen, indem er sie zurückließ. Sie betrachtete das nicht als Selbstopfer, sondern nur als logischen Gedanken – es gab keinen Grund, dass der monströse Tausendfüßler sie beide erwischen musste, wenn sich das vermeiden ließ. Aber sie hatte auch nicht vor, sich von ihm erwischen zu lassen, wenn es sich verhindern ließ. Jedenfalls nicht lebend. Sie hatte den Revolver, sie würde ihn auch gebrauchen. Fünf Schüsse für Sai Tausendfüßler; sollten die ihn nicht aufhalten, war der sechste für sie.
    Bevor sie einen dieser Punkte ansprechen konnte, brachte Roland jedoch drei Worte heraus, die alles aufhoben, was sie hatte sagen wollen. »Licht«, keuchte er. »Vor uns.«
    Sie verdrehte sich den Hals, sah aber zunächst nichts, was aber auch an der Fackel liegen mochte, die sie in der ausgestreckten Hand hielt. Dann sah sie etwas: einen schwachen weißen Schimmer.
    »Weitere Leuchtkugeln?«, fragte sie. »Ein Abschnitt, in dem sie noch brennen?«
    »Vielleicht. Ich glaub’s aber nicht.«
    Fünf Minuten später merkte sie, dass sie im Schein einer ihrer letzten Fackeln Boden und Wände des Korridors erkennen konnte. Der Boden war mit einer dünnen Schicht aus Staub und Kieselsteinen bedeckt, die nur von draußen hereingeweht worden sein konnte. Susannah, die in der Linken einen flammenden Knochen hielt, dessen Ende mit einem T-Shirt umwickelt war, reckte beide Arme hoch und stieß einen Triumphschrei aus. Das Ungeheuer antwortete mit einem wütenden, verärgerten Brüllen, das ihrem Herzen wohl tat, auch wenn sie davon am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam.
    »Lebe wohl, Schätzchen!«, schrie sie. »Lebe wohl, du vieläugiger Motherfucker!«
    Es brüllte noch einmal und warf sich dabei nach vorn. Einen Augenblick lang sah sie es deutlich: ein mächtiger runder Klumpen, der trotz des offen stehenden Mauls nicht als Kopf bezeichnet werden konnte; der gegliederte Leib, der von den Kontakten mit den unebenen Wänden zerkratzt war und Schleim absonderte; ein Quartett aus kräftigen Stummelarmen, zwei auf jeder Seite. Die Arme endeten in klappernden Scheren. Als Susannah aufschrie und ihm wieder die Fackel entgegenstreckte, wich das Ungeheuer mit einem weiteren ohrenbetäubenden Brüllen zurück.
    »Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man Tiere nicht ärgern darf?«, sagte Roland. Seine Stimme klang dabei so trocken, dass sie nicht wusste, ob er sie necken wollte oder nicht.
    Fünf Minuten später waren sie draußen.

Kapitel II
    A UF DER Ö DLAND -P RACHTSTRASSE
    1
     
    Sie verließen den Korridor durch einen zerbröckelten Stollenausgang am Fuß des Steilhangs neben einer Nissenhütte, die der Experimentalstation von Bogen 16 glich, aber viel kleiner war. Die Außenhaut dieses kleinen Gebäudes war mit Rost bedeckt. Vor seiner Vorderfront lagen Knochenhaufen, die ungefähr kreisförmig angeordnet waren. Die Felsen in der Umgebung waren geschwärzt und an einigen Stellen gesprungen; ein Felsblock von der Größe des Queen-Anne-Hauses im Algul Siento, in dem die Taheen gelebt und gearbeitet hatten, klaffte in der Mitte auseinander und ließ erkennen, dass er mit funkelnden Mineralen gefüllt war. Die Luft war kalt, und sie konnten das rastlose Heulen des Windes hören, aber die Felsen hielten das Schlimmste ab, weshalb sie das Gesicht in stummer Dankbarkeit dem klaren blauen Himmel zuwandten.
    »Hier hat

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