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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Körper, während er hungrig vorwärts schoss und den Abstand zwischen sich und ihnen stetig verringerte.
    Und das jetzt auch weit schneller als zuvor. Susannah glaubte den Grund dafür zu kennen. Vorhin waren sie der Mittelpunkt einer sich mit ihnen bewegenden Lichtinsel gewesen. Was das Lebewesen hinter ihnen auch sein mochte, es war jedenfalls lichtscheu. Ihr fiel die Stablampe ein, die Roland aus dem Dogan mitgenommen hatte, die ohne frische Batterien allerdings nahezu wertlos war. Hätte sie den Schalter an dem langen Stab betätigt, wäre das verdammte Ding nach zwanzig Sekunden erloschen.
    Andererseits … Augenblick.
    Stab.
    Der lange Metallstab!
    Susannah wühlte in dem Ledersack, der gegen Rolands Seite schlug, und fand darin Konserven, aber das waren nicht die Büchsen, die sie suchte. Endlich geriet ihr aber eine davon, die sie am Aufreißstreifen um den Deckel erkannte, in die Finger. Sie hatte keine Zeit, sich zu fragen, warum die Dose sich sofort völlig vertraut anfühlte; Detta hatte so ihre Geheimnisse, und der Umgang mit Sterno gehörte vermutlich dazu. Sie hielt die Dose hoch, als könnte sie sich durch Riechen vergewissern, was sie enthielt, und knallte sie sich dabei prompt auf den Nasensattel, weil Roland plötzlich über irgendetwas strauchelte – vielleicht über herabgestürztes Mauerwerk, vielleicht über ein weiteres Skelett – und kämpfen musste, um auf den Beinen zu bleiben. Auch diesmal schaffte er es, aber irgendwann würde er hinschlagen, und das Lebewesen dort hinten würde vielleicht über ihnen sein, bevor er sich aufrappeln konnte. Susannah spürte, wie ihr warmes Blut übers Gesicht lief, und das Wesen hinter ihnen, das es wohl witterte, stieß einen gewaltigen kehligen Schrei aus. Sie musste an einen Riesenalligator in einem Sumpf in Florida denken, der sein schuppiges Haupt erhob, um den Mond anzubelfern. Und es war so nahe.
    Lieber Gott, gib mir Zeit, dachte sie. So will ich nicht enden; bei einem Schusswechsel zu fallen ist eine Sache, aber in völliger Dunkelheit lebendig gefressen zu werden …
    Das war etwas anderes.
    »Los, schneller!«, fauchte sie Roland an und hieb mit den Oberschenkeln wie ein Reiter, der sein müdes Pferd anspornte, gegen seine Seiten.
    Irgendwie gelang es Roland, die Geschwindigkeit nochmals zu steigern. Seine Atmung war jetzt ein qualvolles Röhren. Nicht einmal nachdem er die Commala getanzt hatte, hatte er derart gekeucht. Wenn er dieses Tempo beibehielt, würde ihm bald das Herz in der Brust platzen. Aber …
    »Schneller, Tex! Gib Vollgas, verdammt noch mal! Ich hab vielleicht noch ein Ass im Ärmel, aber bis dahin musst du echt alles geben!«
    Und in der Dunkelheit unter Schloss Discordia tat Roland genau das.
     
     
    12
     
    Susannah stieß mit der freien Hand noch einmal in den Lederbeutel und bekam die Stablampe zu fassen. Sie zog sie heraus, klemmte sie sich unter den Arm (mit dem Bewusstsein, dass sie garantiert erledigt waren, wenn sie den Stab fallen ließ), riss dann die Sterno-Büchse auf und war erleichtert, das kurze Zischen des Vakuumverschlusses zu hören. Erleichtert, aber nicht überrascht – wäre die Dose undicht gewesen, wäre das brennbare Gelee, das sie enthielt, längst verdunstet und die Büchse sehr viel leichter gewesen.
    »Roland!«, rief sie. »Roland, ich brauche Zündhölzer!«
    »Hemd … tasche!«, keuchte er. »Nimm sie dir!«
    Zuvor ließ sie die Stablampe jedoch in den Spalt zwischen ihrem Schritt und seinem Rücken gleiten. Dabei wollte sie ihr wegrutschen, aber sie konnte sie gerade noch erwischen. Nun bohrte Susannah den langen Lampenstab in die Sterno-Büchse. Um nach Streichhölzern greifen zu können, während sie die Dose und die nun mit Brennstoff überzogene Stablampe hielt, hätte sie eine dritte Hand gebraucht, deshalb ließ sie die Büchse einfach fallen. Im Lederbeutel steckten noch zwei weitere Dosen, allerdings würde sie eh keine weitere Chance mehr haben, nach einer davon zu greifen, sollte ihr Vorhaben nicht funktionieren.
    Das Lebewesen brüllte wieder und schien jetzt unmittelbar hinter ihnen zu sein. Nun konnte sie es auch riechen: wie ein Haufen in der Sonne verwesender Fische.
    Sie griff über Rolands Schulter hinweg und zog ein Zündholz aus seiner Hemdtasche. Wahrscheinlich reichte die Zeit aus, um eines zu entzünden; für zwei reichte sie bestimmt nicht. Roland und Eddie konnten sie mit dem Daumennagel anreißen, aber Detta Walker hatte immer einen viel besseren Trick beherrscht,

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