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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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lachen konnten. Wenn sie nicht mehr genau wissen würden, was so schrecklich an einer Nacht war, in der die Temperatur fünf Grad betrug und man auf dem kalten Boden zitternd wach lag, einzelne Sternschnuppen ihre nicht wärmende Feuerspur über den Himmel ziehen sah und unaufhörlich dachte: Nur einen Pullover, mehr brauchte ich gar nicht. Nur einen Pullover, dann würde ich froh wie ein Papagei zur Fütterungszeit mitwandern. Und sich überlegte, ob Oys Pelz für warme Unterhosen für sie beide ausreichen würde und ob man dem armen kleinen Kerl damit nicht sogar einen Gefallen täte, wenn man ihn umbrächte; schließlich war er so traurig, seit Jake die Lichtung betreten hatte.
    »Susannah«, sagte Roland, »ich habe dich vorhin angefahren und erflehe daher deine Verzeihung.«
    »Nicht nötig«, wehrte sie ab.
    »Doch, ich glaube schon. Wir haben auch so genügend Schwierigkeiten, da sollten wir nicht noch Schwierigkeiten zwischen uns schaffen. Da sollten wir nicht Verstimmungen zwischen uns aufkommen lassen.«
    Sie schwieg. Blickte zu ihm auf, während er nach Südosten sah, um die kreisenden Vögel zu beobachten.
    »Diese Krähen«, sagte er.
    Sie schwieg weiter, wartete.
    »In meiner Kindheit haben wir sie manchmal Schwarze Vögel von Gan genannt. Ich habe Eddie und dir erzählt, wie mein Freund Cuthbert und ich Brot für die Vögel ausgelegt haben, nachdem der Koch gehenkt worden war, oder?«
    »Ja.«
    »Das waren genau solche Vögel. Bei manchen haben sie Schlosskrähen geheißen. Aber nie Königskrähen, weil sie nämlich Aasfresser waren. Du hast gefragt, wovon diese Vögel leben. Es könnte sein, dass sie ihr Fressen auf den Höfen und Gassen seines Schlosses suchen, seit er nicht mehr dort residiert.«
    »Le Casse Roi Russe oder Roi Rouge oder wie du’s nennst.«
    »Aye. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber …«
    Roland sprach nicht weiter, aber das war auch nicht notwendig. Danach behielt Susannah die Vögel im Auge und stellte fest, dass sie tatsächlich immer aus Südosten zu kommen und dort hinzufliegen schienen. Die Vögel konnten bedeuten, dass sie letztlich doch vorankamen. Das war nicht viel, aber immerhin genug, um sie für den Rest des Tages und tief in eine weitere zitternd verbrachte, erbärmlich kalte Nacht hinein in gehobene Stimmung zu versetzen.
     
     
    6
     
    Am nächsten Morgen, als sie in einem weiteren feuerlosen Lager ein weiteres kaltes Frühstück verzehrten (Roland hatte versprochen, dass sie an diesem Abend etwas Sterno verbrauchen würden, um wieder einmal eine Mahlzeit zu bekommen, die warm war), fragte Susannah, ob sie sich die Taschenuhr, die er von der Tet Corporation geschenkt bekommen hatte, ansehen dürfe. Roland reichte sie ihr bereitwillig hinüber. Sie betrachtete die drei in den Sprungdeckel eingravierten Siguls lange, vor allem den Turm mit seinen spiralförmig aufsteigenden Fenstern. Dann ließ sie den Deckel aufspringen und las die Widmung. Ohne zu Roland aufzusehen, sagte sie: »Erzähl mir noch mal, was sie gesagt haben.«
    »Sie haben weitergegeben, was sie von einem ihrer Telepathen gehört hatten. Ihrer Darstellung nach muss er besonders talentiert sein, aber ich habe seinen Namen vergessen. Er meint jedenfalls, dass die Uhr stehen bleiben oder sogar rückwärts laufen könnte, wenn wir uns dem Dunklen Turm nähern.«
    »Schwer vorstellbar, dass eine Patek Philippe rückwärts laufen soll«, sagte Susannah. »Sie zeigt an, dass es in New York momentan acht Uhr sechzehn morgens oder abends ist. Dem Gefühl nach scheint’s hier jetzt ungefähr halb sieben zu sein, aber das hat vermutlich nicht viel zu bedeuten. Trotzdem, woher sollen wir wissen, ob dieses Ding nun vor- oder nachgeht?«
    Roland hatte aufgehört, Sachen zu seinen Gunna zu packen, und dachte über ihre Frage nach. »Siehst du den kleinen Zeiger unten in der Mitte? Den, der ganz allein umläuft?«
    »Den Sekundenzeiger, ja.«
    »Sag mir, wann er genau oben ankommt.«
    Sie verfolgte, wie der Sekundenzeiger seinen Kreis vollendete, und als er oben anlangte, sagte sie: »Jetzt!«
    Roland war in die Hocke gegangen, was er inzwischen mit seiner schmerzfreien rechten Hüfte mühelos konnte. Er schloss die Augen und umschlang seine Knie mit den Armen. Bei jedem Ausatmen stand eine dünne Atemwolke vor seinem Gesicht. Susannah bemühte sich, sie nicht zu beachten; ihr kam es vor, als hätte die verhasste Kälte genügend Kraft gewonnen, um vor ihnen zu erscheinen: weiterhin geisterhaft, aber

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