Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
gibt viele, die dafür ihr Augenlicht opfern würden!«
    »Niemals … im … LEBEN!«, rief Mia lachend. Sie ließ den Kleinen sinken, knöpfte ungeduldig den einfachen weißen Kittel auf, den sie jetzt trug, und entblößte die rechte Brust. Susannah konnte sehen, weshalb so viele Männer den Reizen dieser Frau erlegen waren; selbst jetzt noch war diese Brust eine vollkommene, korallenrot gekrönte Halbkugel, die besser für die Hand eines Mannes und die Lust eines Mannes geeignet zu sein schien als für den Mund eines Neugeborenen. Mia legte ihren kleinen Kerl an. Einen Augenblick lang wühlte er so komisch herum, wie er zuvor geglotzt hatte. Sein Gesicht streifte die Brustwarze, schien von ihr abzuprallen. Als er wieder den Kopf senkte, schloss die rosa Rose seines Mundes sich endlich um die steife rosa Knospe der Brust, und er begann zu trinken.
    Mia lachte weiter, während sie die verfilzten, mit Blut getränkten schwarzen Locken des kleinen Kerls streichelte. In Susannahs Ohren klang ihr Lachen wie schrilles Kreischen.
    Mit schweren Schritten polterte auf einmal ein Roboter heran. Er hatte ziemliche Ähnlichkeit mit Andy dem Kurierroboter – dieselbe hagere Größe von fast zweieinhalb Metern, dieselben leuchtend blauen Augen, dieselben langen Gliedmaßen mit den vielen Gelenken. In den Armen trug er einen großen Glaskasten, der mit grünem Licht angefüllt war.
    »Was ist das denn für ein Scheißding?«, knurrte Sayre. Er klang sauer und ungläubig zugleich.
    »Ein Brutkasten«, sagte Scowther. »Man kann nie vorsichtig genug sein, finde ich.«
    Als er sich danach umsah, schwang seine unter der Schulter hängende Pistole in weitem Bogen auf Susannah zu. Das nun war eine noch bessere Gelegenheit, die beste, die sie jemals bekommen würde, und sie war sich vollends darüber im Klaren, aber bevor Susannah sie ergreifen konnte, veränderte Mias kleiner Kerl sich.
     
     
    4
     
    Susannah sah rotes Licht über den glatten Kinderkörper laufen: vom Scheitel bis zur rechten Ferse mit dem Muttermal. Es war kein einfaches Erröten, sondern ein Lichtblitz, der das Kind von außen beleuchtete; das hätte Susannah beschwören können. Und dann, während der Kleine an Mias Brust saugend auf ihrem leeren Bauch lag, folgte dem roten Blitz eine aufsteigende Schwärze, die sich rasch ausbreitete und das Kind in einen lichtlosen Gnom, in ein Negativ des von Mia geborenen rosigen Babys verwandelte. Gleichzeitig begann sein Körper zu schrumpfen, die Beine wurden kürzer und verschmolzen mit dem Bauch, der Kopf glitt tiefer – wobei er Mias Brust mit sich zog – in den Hals, der sich daraufhin wie der einer Kröte aufblähte. Die blauen Augen wurden kurz teerschwarz, danach wieder leuchtend blau.
    Susannah wollte schreien, konnte aber nicht.
    An den Flanken des schwarzen Wesens bildeten sich zusehends Geschwüre, die dann aufplatzten und Beine austreten ließen. Das rote Muttermal, das an der einen Ferse gesessen hatte, blieb weiter sichtbar, aber es war jetzt zu einem Farbklecks geworden, der jener karmesinroten Markierung auf dem Unterleib einer Schwarzen Witwe glich. Das nämlich war dieses Ding: eine Spinne. Dennoch war das Baby nicht völlig verschwunden. Über dem Spinnenrücken ragte ein weißer Auswuchs auf. Darin konnte Susannah ein winziges, deformiertes Gesicht und blaue Lichtpunkte sehen, die sie als Augen erkannte.
    »Was …?«, sagte Mia und wollte sich noch einmal auf den Ellbogen aufrichten. Aus ihrer Brust begann Blut zu fließen. Das Baby trank es wie Milch und vergeudete keinen einzigen Tropfen davon. Sayre stand mit offenem Mund und aus den Höhlen quellenden Augen neben Mia und war wie zu einer Salzsäule erstarrt. Das hier war nicht das, was immer er von dieser Geburt erwartet haben mochte – was immer man ihm suggeriert hatte. Der Detta-Teil von Susannah beobachtete Sayres schockierten Gesichtsausdruck mit kindlicher Schadenfreude: Er sah wie der Komiker Jack Benny aus, der einen Lacher in die Länge ziehen wollte.
    Mia schien für einen kurzen Augenblick zu erkennen, was geschehen war, jedenfalls wurde ihr Gesicht von einer Art wissendem Entsetzen – und vielleicht vor Schmerz – in die Länge gezogen. Dann kehrte aber ihr Lächeln zurück, dieses engelhafte Madonnenlächeln. Sie streckte eine Hand aus und streichelte das sich weiter verändernde Ungeheuer an ihrer Brust, die schwarze Spinne mit dem winzigen Menschengesicht und dem roten Mal auf dem borstigen Unterleib.
    »Ist er nicht schön?«,

Weitere Kostenlose Bücher