Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
verändernde Balletttänzer bergab weiterzuziehen.
    »Sind sie nicht schön?«, sagte Susannah hinter Roland fast wehmütig.
    Roland von Gilead, der nicht viel Schönheitssinn besaß (lediglich im entlegenen Mejis hatte er einmal welchen bewiesen), grunzte nur. Er wusste, was er schön gefunden hätte: einen guten Unterschlupf, sobald der Sturm sie einholte, etwas Besseres als nur ein dichtes Wäldchen. Deshalb wollte er seinen Augen auch nicht recht trauen, als der letzte Windstoß abflaute und der aufgewirbelte Schnee sich wieder setzte. Er ließ das Zuggeschirr fallen, trat heraus, ging nach hinten zu Susannah (ihre Gunna, jetzt wieder umfangreicher, waren auf dem Schlitten hinter ihr festgebunden) und ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder. Von Kopf bis Fuß in Tierhäute gehüllt, sah sie mehr wie ein räudiger Yeti als wie ein Mensch aus.
    »Was hältst du davon?«, fragte er sie.
    Der Wind wirbelte erneut Schnee auf, mehr als zuvor, der zunächst verdeckte, was Roland gesehen hatte. Nachdem der aufgewirbelte Schnee sich gesetzt hatte, riss auch die Wolkendecke auf, sodass kurz die Sonne schien und das Schneefeld wie Myriaden von Diamantsplittern funkeln ließ. Susannah hielt sich eine Hand schützend über die Augen und sah bergab. Was sie dort erblickte, war ein in den Schnee geschnittenes umgekehrtes T. Der ihnen nähere Querstrich (der aber trotzdem mindestens zwei Meilen weit entfernt war) schien vergleichsweise kurz zu sein, auf beiden Seiten vielleicht sechzig bis siebzig Meter. Der Längsstrich jedoch war sehr lang – er erstreckte sich bis zum Horizont, um sogar noch dahinter zu verschwinden.
    »Das sind Straßen!«, sagte sie. »Dort unten hat jemand auf zwei Straßen Schnee geräumt, Roland!«
    Er nickte. »Das glaube ich auch, aber ich wollte es zur Sicherheit von dir hören. Ich sehe auch noch etwas anderes.«
    »Was denn? Deine Augen sind schärfer als meine, viel schärfer.«
    »Wenn wir näher dran sind, wirst du’s selbst sehen.«
    Er wollte schon aufstehen, aber sie zupfte ihn ungeduldig am Ärmel. »Versuch nicht, mich damit abzuspeisen! Was siehst du?«
    »Dächer«, sagte er einlenkend. »Ich glaube, dass dort unten Häuser stehen. Vielleicht handelt es sich sogar um eine ganze Stadt.«
    »Menschen? Sprichst du von Menschen?«
    »Na ja, aus einem der Kamine scheint jedenfalls Rauch aufzusteigen. Allerdings lässt sich das nicht sicher sagen, weil der Himmel so weiß ist.«
    Sie wusste nicht recht, ob sie Menschen sehen wollte oder nicht. Bestimmt würden diese nur alles verkomplizieren. »Roland, wir sollten vorsichtig sein.«
    »Ja«, sagte er und ging wieder nach vorn zum Zuggeschirr. Bevor er es aufhob, rückte er noch seinen Patronengürtel zurecht und schob das Holster etwas tiefer, damit es bequemer neben seiner Linken hing.
    Eine Stunde später erreichten sie die Kreuzung zwischen einem Landsträßchen und einer großen Straße. Sie wurde durch eine über drei Meter hohe Schneewehe markiert, durch die irgendjemand mit einem Schneepflug gefahren war. Im festgewalzten Schnee konnte Susannah die Fahrspuren einer Planierraupe erkennen. Aus dieser kompakten Schneeschicht ragte ein Eisenrohr. Die beiden oben angebrachten Straßenschilder unterschieden sich durch nichts von denen, die sie aus allen möglichen Städten kannte – zum Beispiel auch von Straßenkreuzungen in New York. Auf dem Schild für die kurze Straße stand:
     
    ODD’s LANE
     
    Aber erst das andere entzückte ihr Herz.
     
    TOWER ROAD
     
    stand darauf.
     
     
    3
     
    Die um die Kreuzung herum zusammengedrängt stehenden Landhäuser waren bis auf eines unbewohnt, und viele lagen als halb vergrabene Trümmerhaufen da, unter dem Gewicht des sich ansammelnden Schnees zusammengebrochen. Eines – es stand bei etwa drei Vierteln des linken Arms der Odd’s Lane – unterschied sich jedoch deutlich von den anderen. Das Dach war größtenteils von der potenziell erdrückenden Schneelast befreit worden, und von der Straße bis zur Haustür war ein Weg freigeschaufelt worden. Aus dem Kamin dieses malerischen, von Bäumen umgebenen Landhauses kam der federweiße Rauch. Hinter einem der Fenster brannte auch freundliches buttergelbes Licht, aber es war der Rauch, der Susannah faszinierte. Aus ihrer Sicht gab er dem Ganzen den letzten Schliff. Sie fragte sich nur noch, wer die Haustür aufmachen würde, wenn sie anklopften. Würde es Hänsel oder seine Schwester Gretel sein? (Waren die beiden eigentlich Zwillinge? Hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher